Sonntag, 20. Dezember 2015

Thommy rettet Weihnachten



Es ist der Tag vor Heiligabend. Thommy ist allein zu Haus. Die Eltern sind ausgegangen. Nach dem Einkaufs -und Vorbereitungsstress der vergangenen Tage, wollen sie sich einen Abend miteinander gönnen, und werden spät zurück sein. Für Thommy ist das kein Problem. Er ist Zwölf Jahre alt, aber für sein Alter sehr selbstständig, und ,da beide Elternteile arbeiten, es auch gewohnt mal allein Zuhause zu sein. Er hat die Aufgabe übernommen, noch für etwas Schmuck in der Wohnung zu sorgen. 

Er ist klein, untersetzt, hat braunes Haar, blaue Augen, und trägt eine Brille.
Nun sitzt er im Wohnzimmer, und ist mit Bastelarbeit beschäftigt. Prächtig leuchtet schon der Weihnachtsbaum, der Fernseher läuft nebenher, und Kakao und Kekse stehen neben ihm auf dem Tisch. Draußen beginnt der Abend zu dämmern.

Grade hat er die Arbeit an einem großen Strohstern beendet, und betrachtet zufrieden sein Werk, da rummst es plötzlich Oben.
„Das kam vom Dachboden. “, sagt er zu sich selbst, steht auf, und läuft die Treppe nach Oben hoch.

Schon ist er an der Bodentür angekommen. Er schließt auf, öffnet die Tür, und tritt ein, doch schon nach einem Meter bleibt er abrupt stehen. Ungläubig starrt er auf das Bild, welches sich ihm bietet.

Im Dach befindet sich ein großes Loch, und darunter, vor ihm, zwischen den hier gelagerten Kartons, liegt eine massige Gestalt im roten Mantel und Hose, sowie schwarzen Stiefeln. Die rote Zipfelmütze liegt neben ihm. Offensichtlich ist die Person bewusstlos.

Mit großen Augen tritt er langsam näher, dreht den, durchs Dach gefallenen, mit etwas Mühe auf den Rücken, und bekommt nun ein volles, rundes gutmütiges Gesicht mit weißem Rauschebart, und roter Knollennase zu sehen.

„Aber das ist doch…“, entfährt es ihm …„das gibt`s doch gar nicht!“
Vor ihm liegt der Weihnachtsmann!
Mit vor Staunen offenen Mund sieht er auf den bewusstlosen Fremden, und dann hoch zu dem Loch im Dach, durch das Schneeflocken herein fallen.

Vorsichtig rüttelt er den Ohnmächtigen an der Schulter, dann ein bisschen stärker. Schließlich regt der sich, stöhnt mit tiefer Bass-Stimme, und beginnt sich langsam zu erheben. Behutsam betastet er seinen Kopf.

„Ooh“, stöhnt er „Wie komm´ ich denn hier her?“ Er sieht an sich herab. „Und was soll der Aufzug?“
Thommy weist nach Oben
„Sie sind da durch gefallen, Herr…ääh…Weihnachtsmann.“
„Weihnachts…was? Was…was soll das, Wie komm´ ich in dieses Kostüm?“
„Aber das tragen sie doch immer. Offen gesagt hätte ich nicht gedacht, dass es sie wirklich gibt. Na ja, sie wissen schon den Weihnachtsmann. “
„Ich bin nicht der Weihnachtsmann. Ich heiße…“, Er überlegt kurz, dann sieht er eine Karte, welche sich unter den Dingen befindet, auf die er gefallen ist. Er hebt sie auf und liest sie.

„Siehste, muss mir aus der Tasche gefallen sein. Also, ich heiße Heinz Brunner, und bin Händler für exquisite Weine. Wo bin ich hier eigentlich?“

„In unserer Wohnung in der Karlsbader Strasse“
„Aber was mach´ ich denn hier? Habe ich dir was verkauft?“
„Bestimmt nicht, sehe ich alt genug aus, um Wein zu kaufen? Noch mal:Sie sind hier durchs Dach gefallen“
„Papperlapapp. Na, erst mal muss ich aus diesem albernen Kostüm raus, und was vernünftiges Anziehen.“

Und er steht auf, um an dem völlig verdutzt schauenden Jungen vorbei durch die Tür, und nach unten zu gehen.

Thommy steht noch wie vom Donner gerührt, als plötzlich goldene Funken durch das Loch in den Dachboden sprühen, und eine quäkende Stimme „Banzaii!“ ruft, worauf etwas in einem eleganten Sprung vor ihm landet, und sich erhebt.

Wenn er gedacht hatte, der Weihnachtsmann, der durchs Dach herein fällt, wäre das ungewöhnlichste, das er in seinem Leben bisher erlebt hat, dann wird Thommy nun sofort eines besseren belehrt. Was vor ihm steht, toppt den Weihnachtsmann noch einmal.

Der Neuankömmling ist etwa so groß wie er selbst, hat ein rundes Gesicht mit großen blauen Augen, spitzer Nase, einem breiten Mund, und großen, spitz zulaufenden Ohren. Er trägt eine rot-weiß geringelte Zipfelmütze mit grünem Saum, ein Rot-Weiß geringeltes Hemd mit grünen Manschetten und Kragen, eine grüne Hose und schwarze Stiefelchen.

Während er sich vollständig erhebt, und den Staub abklopft, sagt er zu sich selbst:
„Und ich hab ihn noch gewarnt. Nicht soweit rauslehnen, hab` ich gesagt, aber man hat es ja nicht nötig auf mich zu hören, und jetzt…“

Sein Blick fällt auf den Jungen, der ihn mit großen Augen, und offenem Mund anstarrt.
„Oh Oh“, meint er „Das sollte eigentlich nicht passieren.“
„Was sollte nicht passieren?“
„Das du mich gesehen hast, wir sollen nämlich möglichst inkognito arbeiten.Aber gut, da es jetzt nicht mehr zu ändern ist, hier ist doch jemand durchs Dach gekracht .Groß, füllig, roter Mantel, rote Mütze, weißer Bart?“

„Äh, sie meinen sicher den Weihnachtsmann. Ja, der  ist hier durchgefallen, aber ich glaub´ er hat sein Gedächtnis verloren. Er glaubt jetzt, er wäre ein Weinhändler. Ist auf einen Karton gefallen, in dem Papiere waren, darunter diese Karte von dem Brunner. Mein Vater hat da schon mal gekauft, glaub ich.“

„Oh nein“, ächzt der Besucher „Das hat noch gefehlt. Was für´n Schlamassel. Waren grade auf Probefahrt, haben den neuen Schlitten eingefahren, und dann wurde er übermütig.“
„Es steht wohl sehr schlimm?“, fragt Thommy vorsichtig.
„Sehr schlimm? Da ist eine Katastrophe. Weihnachten steht auf dem Spiel. Weißt du, wo er  jetzt ist?“

„Er wollte sich etwas anderes anziehen. Dann ist er wahrscheinlich an Vaters Kleiderschrank.“
„Klingt logisch. Dann los, ich heiße übrigens Blix, Vorarbeiter der Weihnachtselfen.“
„Ich heiße Thommy, und wohne hier. aber wenn du ein Elf bist, hast du dann nicht so was, wie magische Kräfte, mit denen du sein Gedächtnis wieder zurück zaubern kannst?“
„Nein, da werden wir Weihnachtselfen überschätzt. Ich kann Dinge versetzen und reparieren, und mich selbst transportieren, aber ein ramponiertes Gedächtnis zurecht rücken kann ich auch nicht. Komm, gehen wir!“

Sie laufen die Treppe hinunter, und ins Elternschlafzimmer, in dem sich tatsächlich der Weihnachtsmann befindet, der sich nun Heinz Brunner nennt, und Anzüge von Thommys Vater anprobiert.

„Ah, hallo Chef!“, ruft Blix „Gut das ich sie gefunden hab´. Kommen sie, wir müssen zurück zum Schlitten, sie wissen schon Weihnachten…Wie sehen sie denn aus?“
„Was heißt hier, wie sehen sie denn aus?“, gibt der angesprochene zurück. „Das müssen sie nun grad sagen, in ihrem merkwürdigen Aufzug. Vielleicht sollten sie auch mal zum Schönheitschirurgen, wegen ihre merkwürdigen Ohren.“
„Merkwürdige… was? Hallo, ich bin ein Weihnachtself?“

„Ein Weihnachtself was? Für dumm verkaufen wollen sie mich auch noch, und nennen sie mich nicht Chef!,Ich kenne sie ja nicht mal!“
„Aber ich bin´s  doch, Blix!“
„Ich kenne keinen Blix!“
„Aber doch natürlich. Ich bin Blix der erste Weihnachtself, und sie sind der Weihnachtsmann .Und morgen ist Weihnachten!“

„Ich habe diesem Jungen schon gesagt, der mich ebenfalls dafür hielt, dass ich nicht der Weihnachtsmann bin.“
„Doch, das sind sie, und sie müssen jetzt mitkommen, denn ohne Weihnachtsmann gibt es kein Weihnachten!“
„Dann besorgen sich einen, aber woanders, und lassen sie mich in Ruhe. Ich muss jetzt in mein Geschäft. Hab ´eh schon zuviel Zeit verplempert. Wenn ich nur wüsste, wie ich überhaupt hierher  gekommen bin.“
Spricht`s, schreitet im neuen Anzug von Thommys Vater an ihnen vorbei, und geht nach Unten zur Haustür hinaus.

Blix schlägt sich mit der Hand vor die Stirn, lässt sich aufs Bett fallen, und stöhnt:
„Au Mann, jetzt haben wir wirklich ein Problem.“
„Und was tun wir jetzt?“, fragt Thommy
„Wir? Aber gut, du steckst eh schon drin, und ich kann Hilfe gebrauchen. Na ja, wir müssen ihm nach. Was hat er gesagt? Er muss in sein Geschäft.“

„Die Adresse müsste auf der Karte stehen, die er gefunden hat, aber die kann man noch auf andere Weise rauskriegen, komm“
Und er führt den Elf in sein Zimmer, und vor seinen PC. Die Suchmaschine anwerfen, und die Adresse finden, ist eine Sache von Minuten.
„Ah, Obernstrasse 45, das ist in der Innenstadt. Aber wie kommt er wohl dahin?Obwohl Paps hat immer Kleingeld in seinen Anzügen, da wird er wohl die Straßenbahn nehmen. Die bessere Frage ist. Wie kommen wir dahin?“

„Oh, kein Problem“, meint Blix. „Wir nehmen den Schlitten. Geh schon mal vor die Tür. Ich bin gleich da.“
Damit löst sich der Weihnachtself in einem goldenen Funkenregen auf. Thommy zögert nicht, zieht sich an, und geht nach draußen. Kaum hat er die Tür hinter sich geschlossen, da erscheint schon Blix mit dem Schlitten.
„Einsteigen, und dann geht´s sofort los!“ Thommy tut wie ihm geheißen, und gleich danach hebt der Schlitten ab.

Es ist schon einmerkwürdiges Gefühl im Schlitten des Weihnachtsmannes zu sitzen, aber Thommy geniest es. Bald sind sie über der Innenstadt, wo die Buden des Weihnachtsmarktes in festlichen Farben leuchten. Sie drehen eine Runde um den prächtig geschmückten Tannenbaum, und fliegen dann zur Obernstrasse.

„Da“, ruft Thommy, und zeigt auf ein einzeln stehendes, altes Gebäude. „Das muss es sein!“
Tatsächlich. “Weinhandel Brunner“ ,steht auf einem Schild, das an einer geschmiedeten Angel an zwei Ketten hängt.

Sie gehen auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude nieder, und stellen den Schlitten neben einem Mercedes ab. Als sie aussteigen, kommen ein Paar Passanten vorbei, die das Vehikel staunend ansehen.

„Äh, Werbeeinlage“, ruft Thommy den Leuten zu, und  ihren befremdeten Blicken auf Blix begegnend: „Kleinwüchsige Schauspieler als Weihnachtselfen.“
„Kleinwüchsi…“, will der Elf beleidigt einwenden
„Ich will mir mein Kostüm grad besorgen“, unterbricht Thommy, und zerrt den murrenden Blix mit sich in Richtung Laden.

„Du möchtest doch unerkannt bleiben“, raunt er ihm zu.
„Ja, aber ich bin immerhin der größte aller Weihnachtselfen“, mault der Elf.
„Und doch nicht größer als ich…oha, das ging ja noch mal gut.“
Er wäre beinahe auf einer gefrorenen Pfütze ausgerutscht.

Als sie den Laden betreten, sehen sie Heinz Brunner, alias der Weihnachtsmann in Diskussion mit dem Ladenpersonal.
„Was soll das heißen, ich kann nicht ihr Chef sein?“
„Das heißt, sie sind nicht Heinz Brunner“, sagt ein Mann, Mitte Vierzig, der ihm zunächst steht. „Wir kennen schließlich unseren Chef, und der ist im Urlaub in der Schweiz.“
„Das ist Unfug, ich bin Heinz Brunner. Ich habe schließlich auch diese Karte“
„Die besagt gar nichts.“
„Jetzt reicht´ s aber, sie sind entl…“

„Äh, Auszeit“, meldet sich Blix, und packt den vermeintlichen Weinhändler am Arm.
„Kommen sie doch mal kurz raus.“
„Sie schon wieder !“
„Ja, ich schon wieder, kommen sie“
„Aber ich habe ihnen doch schon gesagt, das ich nicht der…“
„Schon gut, wissen wir“, sagt Thommy, „Aber wir können ihnen helfen zu beweisen, das sie Brunner sind“ und er nickt dem verdutzt dreinblickenden Verkäufer unauffällig zu.
„Aber das können sie doch auch hier tun“
„Äh, Nein“, meint Blix, der verstanden hat „Draußen ist jemand der bezeugen kann, dass sie der Weinhändler sind, aber er möchte sie persönlich sprechen, unter vier Augen.“

Noch zweifelnd kommt Brunner /Weihnachtsmann mit heraus. Beim Verlassen des Geschäfts, lässt er versehentlich die Tür einem eintretenden Kunden an den Kopf fallen.
„Oh, Verzeihung“, ruft er zurück, aber zu Thommy gewandt: „Andererseits erhöhen kleine Schläge auf den Hinterkopf ja das Denkvermögen.“

„Kleine Schläge auf den Hinterkopf“, sinniert der Junge "Ein Schlag auf den Kopf, ein Schlag auf den…“
Er zuckt zusammen, und sagt dann laut:
„Oh, ich hab´s“

In diesem Moment fragt Brunner /Weihnachtsmann ärgerlich;
„Wo ist denn nun der Zeuge?“
„Kommen sie hier lang“, meint Thommy, und drängt ihn in Richtung jener Pfütze, auf der er beinahe ausgerutscht wäre, und auch: der angesprochene kommt ins Rutschen. Thommy gibt noch einen kleinen Schubs, und er  fällt der Länge nach hin, mit dem Kopf auf den Schneebedeckten Asphalt.Blix kann grade noch ausweichen.

„Was sollte das?“, quengelt er
Ich glaube, das sollte reichen“, meint Thommy zufrieden
„Sag mal…“
„Hey Blix, kannst du mir mal aufhelfen, und was mache ich hier auf einem Parkplatz  in diesem Anzug?“
Der Elf wirbelt herum
„Chef“, ruft er erfreut, „sind sie wieder bei sich?“
„Was heißt wieder bei mir, war ich denn weg?“

„Erkläre ich später, jetzt müssen wir erstmal los. Das ist übrigens Thommy. Sind sie sonst wohlauf?“
„Ja, ich habe nur schreckliche Kopfschmerzen.“
„Das gibt sich,wenn wir unterwegs sind.“
Sie besteigen schließlich den Schlitten, und fliegen los.

„Wir müssen erst den Jungen bei sich Zuhause abliefern. Ihre richtigen Sachen sind übrigens auch dort. Sie sind dort durchs Dach gefallen. erinnern sie sich?“
„Dunkel. N´ bisschen zu weit rausgelehnt, und etwas zu rasant geflogen.
Junger Mann, kann es sein, das du mich absichtlich hast ausrutschen lassen?“
„Ähm ja. Ich dachte, bei dem Sturz durch unser Dach sind sie auf den Kopf gefallen, und verloren danach das Gedächtnis, da müsste ein weiterer Schlag auf den Kopf es wieder zurückbringen.“

„Ein prächtiger Einfall“, lacht Blix
 „Ja, in der Tat“, sagt der Weihnachtsmann schmunzelnd.
Schließlich kommen sie wieder vor Thommys Haus an.
„Ich glaube, wir müssen das noch reparieren“, sagt der Weihnachtsmann, als sie über dem Haus sind, und weist auf das Loch im Dach. Zusammen sollten wir das schaffen.“
Blix nickt. Er hält den Schlitten über dem Haus an. Er und der Weihnachtsmann strecken die Hände aus.

Goldener Regen prasselt auf das Dach nieder, und nach und nach repariert sich der Schaden von selbst. Schließlich wirkt es, als wäre das Loch nie da gewesen.
Blix landet den Schlitten. Sie steigen aus, und betreten das Haus. Kurze Zeit später kommen sie wieder heraus. Der Weihnachtsmann trägt nun wieder seinen roten Mantel, Hose und die Mütze, wie man es kennt.

„Nun“, meint der Weihnachtsmann, nach einem Blick auf eine goldene Taschenuhr. „Mitternacht ist nicht mehr weit hin. Bald Heiligabend.“
Dann reicht er dem Jungen die Hand.
„Ich glaube, ich muss mich bei dir bedanken“
„Ja“, sagt Blix, und reicht ihm ebenfalls die Hand „Man kann es nicht anders sagen, aber du hast Weihnachten gerettet.“
„Oh, äh, keine Ursache“, meint Thommy
„Nein junger Mann, du hast da etwas ganz besonderes geleistet, und nebenbei, dem, Weihnachtsmann eine ordentliche Beule verpasst.“
Er greift in seine Manteltasche, und holt eine Karte hervor.
„Das mit der Karte hat mir gefallen.“
Er fährt mit der Hand über die Karte, und reicht sie ihm. Sie ist jetzt aus Gold.  Blix und der Weihnachtsmann sind nun darauf zu sehen, von Tannenzweigen umgeben.

„Das wird dich immer an diesen Abend  erinnern. Fröhliche Weihnachten“
Dann nimmt er in seinem Schlitten Platz, den er nun selber fliegt, den vergnügten Blix neben sich. Sie fliegen einmal  um ihn herum, und winken ihm zu. Thommy winkt zurück
„Frohe Weihnachten“, ruft er nach Oben, und dann entschwindet der Schlitten schließlich am Horizont.

Das wird mir keiner glauben, denkt Thommy, und  lässt sein Abenteuer geistig noch einmal Revue passieren. Schließlich geht er ins Haus, in dem Gefühl, das das Morgen ein besonders schönes Weihnachtsfest wird.

ENDE


Sonntag, 13. Dezember 2015

Mit ein bisschen Hilfe von Oben

Hier ist Adventsgeschichte Nummer Drei.Schönen dritten Advent

Eigentlich hätte Pastor Kaul zufrieden sein können. Seine Gemeinde in dem Dorf an der Weser zwischen Bremen und Bremerhaven, bestand aus guten Menschen. Dem Ort ging es gut, doch in diesem Jahr war alles anders. Das lag an den Flüchtlingen. Dreißig Syrer hatte er in der, zur Kirche gehörenden, Kapelle untergebracht, und damit begann der Ärger.

Bürger protestierten ,weil sie die Fremden fürchteten, obwohl er bei Gemeinde-Versammlungen immer wieder beteuert hatte, das es sich um Menschen handelte, die durch Terrorismus und Krieg alles verloren hatten, oft nicht mehr als die Kleidung am Leib besaßen, und nach lebensgefährlicher Flucht nun einfach nur ein neues, friedliches Leben suchten. Es waren Familien dabei mit Kindern. Gerade jetzt zu Weihnachten, meinte der Pastor, müsse man besonders viel Nächstenliebe zeigen, deshalb sollten diese Menschen hier eine Heimat bekommen.

Doch nun kam auch der Landkreis an ihn heran, der die Syrer abschieben wollte, weil sie Illegale waren. Bis Ende des Monats sollten sie die Kirche verlassen,und auch der Bischoff war ein wenig ungehalten.

Übermorgen nun, am vierten Advent, wollte er in einer besonderen Predigt noch einmal versuchen, die Gemeinde für die Flüchtlinge zu gewinnen. Die Kirche war festlich geschmückt. Hinter dem Altar stand ein geschmückter Tannenbaum neben einer nachgebauten Krippe.

Die prächtigere Krippe aber, stand vor der Kirche im Schnee. Mit lebensgroßen Holzfiguren, die sich seit über Hundert Jahren im Besitz der Kirche befanden. Festlich beleuchtet von künstlichem Licht, stand sie  jetzt vor der Kirche, und besonders hell leuchtete die Sternschnuppe über der Szene. Die Syrer halfen fleißig bei der Pflege mit. Dennoch suchte er noch nach einem Helfer.

Pastor Peter Kaul selbst, war Einundvierzig, mittelgroß und schlank. Er hatte ein Gesicht mit milden gutmütigen Zügen, die auch seine Wesensart wider spiegelten. Er hatte dunkelblondes Haar, und seine braunen Augen blickten treuherzig und vertrauensselig in die Welt.

Da saß er nun schwermütig und dachte nach. Von Sorgen geplagt, wie er diese Menschen hier halten konnte, die sich ihm anvertraut hatten. Er konnte sie doch nicht einfach weg schicken, selbst wenn die Behörden es so wollten. Weg von der Sicherheit, in eine gefährliche, ungewisse Zukunft .

Er sah auf, zu dem großen Kruzifix an der Wand, mit dem Bildnis des gekreuzigten Jesu Christi.“Herr, mein Gott“, sagte er „Wenn du mir doch helfen könntest bei dieser schweren Aufgabe. Sie sind doch auch deine Geschöpfe. Aber wenn du es vorziehst, sie noch weiter zu prüfen, obwohl du sie schon so hart auf die Probe gestellt hast, so ist es ebenfalls dein Wille.“

So grübelte er noch eine Weile, da klopfte es plötzlich an die Tür. Der Pastor ging und öffnete. Da stand ein junger Mann vor der Tür, nicht älter als Dreißig Jahre.
„Guten Tag“, sagte er mit ruhiger, angenehmer Stimme. “Ich habe gesehen, dass sie einen Helfer brauchen. Und ich würde ihnen gern helfen.“

Nun gut“, meinte der Pastor, der sich seinen Besucher nun genauer ansah. Er war groß und Schlank. Trug Hemd und Jeans, darüber einen langen Mantel. Das blonde Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Der untere Teil des, fein geschnittenen, Gesichtes war von einem gepflegten Vollbart eingerahmt. Die großen, blauen Augen blickten neugierig und freundlich. Irgendwie hatte dieser Mann eine art Aura um sich, etwas, das einen sofort für ihn einnahm.

„Ich kann nur nicht viel zahlen. Leider ist die ‚Kirche in ihren Finanziellen Zumessungen oft nicht so großzügig, wie sie es von ihren Schafen gern fordert “
„Das macht nichts“, meinte der Fremde „Ich wäre notfalls auch damit zufrieden, einstweilen Kost und Logie zu bekommen.“
„Nun denn, wenn das so ist, dann heiße ich sie herzlich willkommen.“
„Vielen Dank, sie können mich Michael nennen.“

Michael erwies sich schnell als große Hilfe. Tatkräftig half er bei der Installation, und Wäsche der großen Figuren in der Krippe, und des Schmuckes in der Kirche. Dabei verstand er sich prächtig mit den Flüchtlingen, und nahm sich zwischenzeitlich auch Zeit, sich um die Kinder zu kümmern. Auf alle hatte er eine große Wirkung.

Auch auf die Gemeinde, als er am folgenden Sonntag beim Gottesdienst half. Am Tag zuvor hatte er dem Pastor sogar  bei seiner Rede geholfen. “Denken sie an den Evangelisten Lucas, der sagte: Gott ist in jedem von uns., also auch in euch allen, und in diesen Menschen, die Schutz bei uns suchen.“

Nun, kurz vor dem heiligen Abend, verschärfte sich die Situation. Rechte zogen vor der Kirche auf, und als ob das nicht reichte, kamen Vertreter der Behörde mit der Polizei, die die Syrer sofort heraus holen und zum Flughafen bringen wollten. Dann jedoch kamen die Bürger des Ortes, Männer, Frauen und Kinder, und stellten sich zwischen sie und die Kirche.

Da öffnete sich das Hauptportal der Kirche, und  der Pastor, zusammen mit Michael, trat heraus.
Der Bürgermeister trat ihn, zusammen mit einem der Regierungsbeamten.
„Leider muss ich ihnen sagen, dass diese Leute sofort aus der Kirche herausmüssen“
„Ja, raus mit den Musels!“, schrie es von Rechts. „Sind doch alles Terroristen!“
„So“, sagte Michael. Er verschwand hinter die Tür, kam jedoch sofort mit einer Flüchtlingsfrau heraus, die ihr Baby im Arm hielt.

„Sind das Terroristen? Oder Schmarotzer, die euch die Arbeit wegnehmen? Erinnert sie euch nicht an jemanden?“
Und er wies zu der Krippe
„Sie waren damals auch Flüchtlinge, die Obdach bekamen. Damals war es der Stall. Heute ist es diese Kirche, und ist es euer Ort!“

Die Präsenz des Fremden war so stark, dass sie sogar die Rechtsradikalen so zu beeindrucken schien, dass sie sich zurück zogen.

Nun trat der Beamte zu ihm. Er zog ein Papier aus einer Mappe, das er dem Pastor reichen wollte, doch Michael, der näher stand, nahm es, sah darauf, fuhr mit der Hand darüber, und sagte:
„Oh, das ist ja sehr erfreulich.“
Und er reichte das Papier dem Beamten zurück.
„Erfreulich? Nun ja. Hier steht das…, aber wie ist das möglich?“
„Was denn?“

„Hier steht, die Behörde verfügt, das die betroffenen Flüchtlinge eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Pastor Peter Kaul wird die Integration der Syrischen Neubürger anvertraut, verbunden mit einem höheren Budget seitens der Kirche. Der örtliche Gemeinderat, der Bürgermeister, und die Bewohner dieses Ortes werden zu jeder Form der Zusammenarbeit aufgefordert, die dienlich ist.“

Ungläubig sahen der Pastor und der Bürgermeister auf das Papier, welches der Beamte ihnen eben ausgehändigt hatte. Auch auf den Gesichtern der Versammelten Bürger zeichnete sich nun ungläubiges Staunen ab. Ebenso der Flüchtlinge, die nun auch vors Haus getreten waren.

Im nächsten Moment jedoch brach unbeschreiblicher Jubel aus. Dorf-Bürger und Syrer lagen sich in den Armen.
„Tja“, meinte Kaul „Offenbar kennt man in ihrer Behörde die Bedeutung des Wortes Barmherzigkeit. Ich denke, ich werde mich der Aufgabe als würdig erweisen“
„Nun gut“, meinte der Beamte „Dann wissen sie ja, was sie zu tun haben. Für uns ist die Sache damit erledigt. Kommen sie meine Herren!“, und er winkte den Polizisten,
ihm zu folgen.

Das würde ein wunderbares Weihnachtsfest werden. Es wurde dunkel, und die Krippe erstrahlte in hellem Glanz. Diese Nacht vor Heiligabend war die erste seit langem, in der Pastor Kaul gut schlafen konnte. Als er am nächsten Morgen zum Frühstück in die Küche kam, fand er dort einen Brief .Er öffnete ihn und las:

Lieber Pastor Kaul!

Ich bin bereits in der Nacht aufgebrochen, denn ich muss wieder weg. Mein Werk hier ist getan. Deine Bitte um Hilfe wurde erfüllt. Es gibt noch andere zu dieser Zeit, die Hilfe brauchen.Ich weiß, du wirst es jetzt schaffen, denn du hast das Herz auf dem rechten Fleck.
Fröhliche Weihnachten,

Dein Freund Michael

Instinktiv erhob sich der Pastor, Michael konnte noch nicht lange weg sein, und lief zur Tür. Als er vor der Tür stand, und hinaus schaute, da sah er in dem Wäldchen, durch das der Weg von der Kirche führte, ein helles Licht aufblitzen, das bis zum Himmel leuchtete. Einen Moment lang glaubte er so etwas wie Flügelschlag zu hören, und über der Krippe vor der Kirche schien ein besonders heller Stern zu stehen.

Grübelnd ging er zurück ins Haus. War das eines jener Weihnachtswunder? In der Kirche blieb er vor dem großen Kruzifix stehen, sah es eine Weile an, und sagte dann leise:
“Vielen Dank, und frohe Weihnachten.“
Und einen Moment lang war es so, als würde der Heiland auf dem Kreuz ihm zuzwinkern…

ENDE


Sonntag, 6. Dezember 2015

Der Geist der Weihnacht

Meine zweite Advents-Geschichte.Viel Spaß, und schönen zweiten Advent!


Es war Heiligabend. In der Stadt herrschte reger Betrieb, und auch auf dem Weihnachts-Markt war es voll. Menschen wuselten zwischen den geschmückten Buden hin und her,die von bunten Lichtern erhellt wurden.

Es roch nach Glühwein, gebrannten Mandeln, Lebkuchen und Bratwurst. Den Mittelpunkt bildete ein großer, festlich geschmückter Weihnachtsbaum, neben dem zur Linken ein vergoldeter Holzthron stand. Dies war der Platz für den Weihnachtsmann.

Doch der Weihnachtsmann hatte ein Problem. Er war sich nicht sicher, ob er es überhaupt war, oder, um es genau zu sagen, ob er die Rolle überhaupt spielen konnte. Lars war nämlich eigentlich ein Student, Anfang Zwanzig, mittelgroß und von einer gewissen Körperfülle, die ihn äußerlich für den Job geeignet erscheinen lies. Darum steckte er jetzt in diesem Kostüm.

Irgendwie hatte er seit seiner Kindheit nicht mehr viel Freude an Weihnachten nicht mehr viel Freude. wie sollte er dann Kindern welche vermitteln?
So grübelte er, und lief mit gesenktem Kopf hin und her, bis er plötzlich mit jemandem zusammenstieß.

„Oh, Entschuldigung“, rief er
„Kein Problem, Kumpel“, erwiderte sein Gegenüber. “Lern mich ruhig besser kennen!“
Lars sah auf, und hatte nun Gelegenheit, den Fremden besser zu betrachten, der alles andere als alltäglich wirkte.

Er war groß und dick, hatte langes, rötliches Haar, und einen ebensolchen Vollbart, in einem runden, pausbackigen Gesicht mit gutmütigen Zügen. Die Augen waren groß, freundlich,  und von wasserheller, blauer Farbe, In der Mitte des Gesichtes saß eine große, rot leuchtende, runde Knollennase, und der Mund ,der fast vom Bartwald verdeckt wurde, schien immer zu lächeln.

Auf dem Kopf trug er einen Kranz aus Mistelzweigen. Bekleidet war hauptsächlich mit einem langen, dunkelgrünen Mantel mit weißem Pelz –Besatz .Die Füße steckten in schwarzen Stiefeln.

Nun denn“, sagte er heiter „du spielst also den Weihnachtsmann, willst Kinder glücklich machen. Das ist sehr schön.“
„Wie man ´s nimmt“, meinte Lars „Eigentlich hab´ ich damit ein Problem“
„Warum? Komm schütte ruhig dein Herz aus. Ich bin ein guter Zuhörer.“

Irgendwie besaß der Fremde eine unglaubliche Aura. Lars hatte sofort das Gefühl, ihm völlig vertrauen zu können, und so erzählte er freimütig.

„Hm, Hmm, ja, das ist wirklich ein Problem. Du hast anscheinend  den Geist der Weihnacht verloren. Woll´n doch mal sehen, das  du ihn wieder findest.“
„Aber wie soll das gehen? Ich glaube nicht…“
„Richtig, du glaubst nicht, das ist der Punkt. Findest du nicht, das an einem an Weihnachten alles wunderbar vor kommt?“
„Leider nicht. Was soll mir denn wunderbar vorkommen?“
„Was? Na sieh dich hier doch mal um, an diesem herrlichen Weihnachtstag“


Und er vollführte eine weit ausladende Armbewegung über den Weihnachts-Markt,, während er sich auf der Stelle drehte.
Und es war wirklich ein schöner Tag, oder Vormittag, um genau zu sein. Aus einem weitgehend klaren Himmel fielen einige, wenige Schneeflocken Die strahlen der Sonne wirkten trotz des Frostes leicht wärmend und belebend.

„Sieh doch diese vielen schönen Lichter, wie schön alles geschmückt ist, die vielen fröhlichen Menschen. Komm, lass uns ein Stück gehen.“

Lars konnte nicht anders .etwas sagte ihm, das er diesem seltsamen Fremden folgen sollte, und so ging er mit ihm.
Irgendwann blieb Dieser mitten auf dem Weihnachtsmarkt stehen, und sog tief die Luft ein. .

„Aah, dieser Duft. riechst du das? Diesen Duft .von gebrannten Mandeln, Lebkuchen, Glühwein und Tannenduft!“
Und tatsächlich, es lag ein wunderbarer Duft in der Luft. Sein neuer Freund hatte Recht.

„Und ooh, dieser wunderbare Tannenbaum. Wie festlich geschmückt. Ist er nicht eine Pracht?
Lars stimmte zu, doch angesichts des Throns neben dem Baum, bekam er wieder Magengrummeln.

„Es gibt noch mehr zu sehen. komm“, sagte der Fremde, und zog ihn weiter über den Markt zur gegenüber liegenden Seite, wo ein Bettler mit seinem Hund saß.

Viele Menschen gingen an ihm vorbei, und die meisten von ihnen warfen etwas in seine Sammelbüchse, das er sehr dankbar annahm.
„Siehst du, das ist der wahre Geist der Weihnacht“, sagte der neue Freund „Es kommt darauf an, was man von sich selber gibt.“

Er ging zu dem Bettler, und tätschelte dem Hund den Kopf. Das Tier sah freudig erregt und neugierig zu ihm auf.
„Ja, du bist ein guter“, sagte er „Du und dein Herrchen, ihr habt bestimmt Hunger“, .Dann griff er in seine Manteltasche, holte ein Paar Münzen hervor, und warf sie in die Sammelbüchse. Lars  tat es ihm nach, worauf sich der Mann freundlich bedankte, und auch der Hund ihnen einen liebevollen Blick zuwarf.

„Ah, du hast es verstanden, gut. Oh, sieh mal dort!“
Der sonderbare Fremde wies auf ein Gebäude, an dem „Sammelstelle zur Flüchtlingsversorgung“ stand .Sie sammeln Spenden für Flüchtlinge und sieh mal, wie viele Menschen etwas geben wollen .Ja, die Menschen können gut und freigiebig sein.
Besonders zu dieser Zeit. Für ein Paar Tage im Jahr sind sie die Menschen, die zu sein sie immer gehofft haben.“

In Lars´ Herzen regte sich etwas .Irgendwie hatte sein seltsamer Freund recht, der in seiner Freude, über das was er sah, manchmal kindlich naiv wirkte, und doch, er hatte Recht.

„Na was ist das denn? Der Fremde machte ihn auf eine Bank am Dom Aufmerksam, auf der ein etwa zehnjähriges Mädchen saß, und weinte. Ehe Lars noch etwas sagen konnte, war der Fremde bereits auf dem Weg zu ihr, und der Junge Mann im Weihnachtsmann-Kostüm folgte ihm.

„Na, meine Kleine, wie kann man am Weihnachts-Tag so traurig sein?“
„Ich hab meine Mama verloren“, piepste das Mädchen. Wir waren in der Stadt Unterwegs,
und dann haben wir uns verloren. Nun bin ich ganz allein, und kann nicht mehr nach Hause kommen.“
„Na, das ist wirklich ein Problem. Aber ich habe hier jemanden, der dir helfen kann.“
Und er wies auf den völlig verdutzten Lars.

„Ooh“, staunte die kleine .“Der Weihnachtsmann! Du kannst mich bestimmt zu meiner Mama bringen. Bitte, bitte hilf mir.“
Und sie sah aus großen, unschuldigen Augen erwartungsvoll zu ihm auf. Der Fremde zwinkerte ihm aufmunternd zu.

„Na gut“, meinte Lars „überlegen wir mal…ah ja, das könnte es sein, komm.“
Er nahm sie bei der Hand, und ging mit ihr die Einkaufsstrasse herauf, vorbei an den Straßenbahnschienen und vielen Menschen, bis schließlich sein Ziel in Sicht kam. Eine Bürgerkontakt -Station der Polizei. Der Fremde sah es, und schmunzelte zufrieden.

Vor der Station stand, neben einem Polizisten, eine aufgelöst wirkende Frau Mitte Dreißig. In dem Moment, als sie ankamen, drehte sie sich um, bemerkte das Mädchen an seiner Hand, und rief:
„Lisa!“
Die kleine lies seine Hand los, rief „Mami“, und lief zu der Frau, die sie erleichtert in die arme schloss.
Der Fremde stupste Lars an, und meinte vergnügt: “Gut gemacht“
„Na sieh einer an“, meinte der Polizist „Da wird ihnen ihr Kind  vom Weihnachtsmann zurück gebracht. Na dann hat sich die Sache ja erledigt“
Auch die Frau dankte ihm, und dann kam Lisa zu ihm, umarmte ihn, und sagte „Danke Weihnachtsmann“

Lars hatte plötzlich einen Kloß im Hals .Die dankbaren Augen dieses Kindes mit ihrem warmen Blick. das Gefühl, diesem kleinen Menschen aus der Not geholfen zu haben, löste in ihm etwas aus. Er empfand plötzlich eine große Freude, fühlte sich leicht, und irgendwie übermütig, als wäre er selber wieder ein Kind.

Er strich über ihr Haar, und sagte:“Sehr gern geschehen, mein Kind“, und ahmte dabei sogar eine tiefe Weihnachtsmann-Stimme nach.
Sein sonderbarer Freund wirkte quietsch-vergnügt, als er zu ihm trat.
„Nun“, fragte er
„Ich habe verstanden “, sagte Lars „Ich fühle mich plötzlich so leicht und fröhlich und ich glaube, ich habe den Geist der Weihnacht verstanden.“
„Aha“
„Ja, mach anderen eine Freude, dann hast du selber Spaß.“

„Hervorragend, und kommt dir alles wunderbar vor?“
„Ja“
Der Fremde lachte schallend, und Lars konnte nicht anders, als einzustimmen.
„Nun“, sagte sein seltsamer Freund“ Dann kannst du ja jetzt auf deinen Platz am Tannenbaum. Dein Publikum wartet.“
Lars nickte
„Du hast Recht.“
Und sie gingen zum Weihnachtsmarkt zurück, und zum Baum. Lars ging zum Thron, setzte sich, und begann seine Vorstellung als Weihnachtsmann , während der Fremde in einiger Entfernung stehen blieb,ihm aufmunternd zulächelte, und den rechten Daumen hob.

Es war eine tolle Vorstellung, und am Ende wollte man ihn gar nicht gehen lassen. Die Veranstalterin meinte, er wäre der beste Weihnachtsmann, den sie bisher hatten.

Schließlich ging er zu dem Platz, wo der Fremde zu Anfang gestanden hatte, doch sein sonderbarer Freund war fort. Er sah sich eine Weile nach ihm um, und sagte schließlich wie zu sich selbst:
„Danke du mir das zurück gegeben hast.“
Und nun? Na ja, einen Glühwein hatte er sich doch verdient. So ging er zum Glühwein-Stand, und bestellte einen Becher.

Das Getränk wurde ihm gereicht, und er tat einen Zug. Es schmeckte und wärmte. Tat einfach gut. Er warf einen Blick auf den Becher, und dann stockte Er. Auf dem Becher war in allen Einzelheiten das Gesicht seines sonderbaren Freundes abgebildet, samt Mistelkranz auf seinem Kopf. Einen Moment lang war es, als würde es ihm zuzwinkern. Und nun sah er auch, was unter dem Gesicht geschrieben stand:

Der Geist der Weihnacht


ENDE