Donnerstag, 30. Oktober 2014

Das Ding aus dem Watt




Die diesjährige Gruselstory zu Halloween(dafür diesen Sonntag kein Post).Hinweis:diese Geschichte ist nicht übermäßig blutrünstig,aber trotzdem nichts für Kinder.Also dann gruseliges Vergnügen!

Gott, war das schon so lange her? Fast 30 Jahre, kaum zu glauben! Nun fuhr er die Landstrasse entlang, nach Sandersiel. Zum ersten Mal, seit damals.
Rings herum Weiden, Wiesen und Felder, abgelöst von Moorlandschaft. Flach, wild, herb, das war Friesland, Das war die Nordseeküste.
Rotorange ging hinter dem Deich die Sonne unter, auf den er zu fuhr. Kleine Dörfer tauchten,auf, waren schnell durchfahren ,und  gingen wieder in die Landschaft über . Hier und dort tauchte ein Bauernhof an seiner Seite auf.
Er war hier geboren worden und hatte seine ersten Lebensjahre hier verbracht. Doch dann ,er war kaum drei Jahre alt, änderte sich alles, mit dem Tod seiner Eltern, von dem er nicht mehr viel wusste.
Vielleicht war das auch ein Grund ,warum er nach Sandersiel zurück kehrte. Er wusste  nur noch ,das er zunächst auf den Nachbarhof  kam, und dann zu einer Pflegefamilie nach Bremen, wo er aufwuchs. Die Stadt war Carsten Joorn zur zweiten Heimat geworden.
Er hatte sich dort eine Existenz aufgebaut, hatte Kunst studiert und gerade eine Galerie eröffnet. Kurz sah er sich im Spiegel an. Ein ebenmäßiges, längliches ,leicht gebräuntes  Gesicht mit Grübchen unter dem Kinn, einer etwas großen Nase und blauen Augen, das von  welligem dunkelblonden Haar umrahmt war. Er war fast Einsneunzig groß und schlank.
Die ersten Häuser, und die Ortseinfahrt von Sandersiel kamen in Sicht. Wie in vielen anderen Orten auch ,hatte sich einiges verändert, aber irgendwie war hier doch die Zeit stehen geblieben. Das merkte er, je mehr er in  Richtung Stadtmitte fuhr, und dort lag erst einmal sein Ziel: das Rathaus.
Ein paar Minuten später hatte er es erreicht. Er stellte seinen Wagen auf einem Besucherparkplatz ab, und betrat das alte Gebäude ,das sich ,seit er weg war, scheinbar gar nicht verändert hatte. Drinnen allerdings hatte man die Einrichtung, wo es nötig gewesen war, ein wenig modernisiert, hatte dies aber zurückhaltend getan, um den nostalgischen Charakter des Gebäudes zu erhalten. Auf einem Ständer lag ein Stapel Zeitungen. Er betrachtete das Titelblatt, die Zeitung war von Heute, und es handelte sich um ein Lokalblatt. Er sah ein großes Foto von Polizisten und Hilfskräften, die einen Leichnam bargen. Darüber die Überschrift: “Vermisster Wattwanderer aufgerissener Kehle aufgefunden“ darunter ein Untertitel: “Zweiter Todesfall nach der Leiche vom Deich“ Warum hatte er plötzlich ein Bild seiner toten Eltern im Kopf ? Er wandte sich von der Zeitung ab, schüttelte den Kopf, um die Bilder los zu werden, und ging ins Büro des Stadtamtes, wo man ihn schon erwartete.

*
„Herr Joorn, herzlich willkommen in Sandersiel“, begrüßte ihn Bürgermeister Franz Scheerboom, der auch der Immobilienverwalter war. Er war ein mittelgroßer beleibter Mittfünfziger mit hoher Stirn und grauem Haarkranz.
„Schön, das sie es einrichten konnten. Ich hoffe,sie hatten eine gute Fahrt“
„Ja, ganz angenehm“, meinte Carsten.
„Schön, schön. Ja, wir hatten ihnen ja geschrieben, das sie Erbe ihrer Eltern, und damit ihres Hauses hier im Ort sind. War übrigens gar nicht so leicht sie zu finden. Wir hatten nur die Adresse der Pflegefamilie ,in die sie gekommen waren. Danach verlor sich ihre Spur. Ja, das Haus wurde während der ganzen Zeit so weit es ging instand gehalten. Das eine oder andere musste erneuert werden. Es ist sicher nicht im Idealzustand, aber es ist bewohnbar.“
„Vielen Dank. ich werde mir ansehen, und dann entscheiden, ob ich einziehe, oder es verkaufe.“
„Ja, dann hier…“, er öffnete seine Schreibtisch-Schublade, und entnahm ihm einen Gegenstand, „…ist der Schlüssel“ er langte ihn rüber, und Carsten nahm ihn.
„Danke“. Er betrachtete kurz den Schlüsselbund, den der Bürgermeister ihm ausgehändigt hatte.
„Sagen sie, Ich habe draußen in der Zeitung diesen Bericht gesehen über die Wattwanderer gesehen. Man muss sich doch keine Sorgen machen?“
Scheerboom wurde sichtlich Nervös.
„Nicht doch. bisher ist es noch gar nicht klar ,ob es ein Mord war.  Die Obduktion läuft noch, auch bei der anderen Leiche. Aber es kommt immer wieder mal vor ,das Wattwanderer hier verunglücken, weil sie die Risiken falsch einsetzen. wir empfehlen immer einen Wattführer.“
Carsten schien es ,als wäre Scheerboom selbst nicht von dem überzeugt, was er sagte.
Der Bürgermeister erhob sich, nahm sich eine Aktentasche, steckte ein paar Dokumente hinein,und kam um den Schreibtisch herum zu ihm.
„So, und nun lassen sie uns zum Haus fahren. Ich fahre voraus, und führe sie.“
Carsten wusste in etwa noch ,wo das Haus sein musste, aber allein hätte er doch nicht hin gefunden, so war ganz froh ,hin geführt zu werden.
Als sie das Büro verließen, stand ein Mann in der Eingangshalle, dem man von fern schon den alten Seebären ansah. Er war recht groß, von kräftiger, sehniger, Statur, und der leicht breitbeinigen Haltung, die man von Seeleuten kennt.
Er musste schon über Achtzig sein. Sein Gesicht war von Falten tief durchfurcht und vom Wetter gegerbt, mit einem breiten Mund, einer Adlernase, die wohl schon einmal gebrochen gewesen war ,und leicht schief wirkte, und wasserhellen, blauen Augen.
Er hatte volles, weißes Haar, auf dem eine alte Schiffermütze saß. Seine faltigen Hände wirkten wie Schaufeln.
Bekleidet war er ebenfalls wie ein Seemann. Eine starke, schwarze Leinenhose ,darüber ein dunkelblaues Hemd ,und darüber eine schwarze Teerjacke. Die Füße steckten in derben schwarze Lederstiefeln.
Als die beiden heran gekommen waren, fasste der Alte Carsten scharf ins Auge.
„Du bist also doch gekommen. Hättest bleiben sollen, wo du warst. Wenn dir dein Leben  und dein Verstand lieb sind, dann verschwindest du wieder von hier.“ Seine Stimme war tief und klang voll und klar.
„Verschwinde hier Michel, und verbreite deine Schauergeschichten woanders“
Der Alte griff in seine Tasche , zog eine alte Meerschaumpfeife heraus, und wies mit dem Mundstück auf die Zeitung. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
„Will er dir erzählen, das seien Unfälle gewesen?“
„Was soll es denn sonst gewesen sein?“, murrte Scheerboom.
„Glauben sie nicht, das es Unglücksfälle waren, Herr…“
„Behrend, Michel Behrend .Alle wissen was es war, aber sie wollen es nicht wahrhaben.“
„Was wollen sie nicht wahr haben?“
„Dieses Dorf ist verflucht“, sagte Michel, und sein Gesicht war wieder ernst „Es ist der Tod aus dem Watt, der sich diese Beiden geholt hat, so wie er es vor Dreißig Jahren mit deinen Eltern tat. Und er wird sich noch mehr holen“
„Moment mal, was wissen sie von meinen Eltern? Hören sie…“ Aber der Bürgermeister hatte ihn weg gezogen.
„Also, er weiß gar nichts von ihren Eltern. er erzählt gern Schauergeschichten, das ist alles“
Nein, nein. Wenn es die Möglichkeit gibt, zu erfahren, was mit meinen Eltern passiert ist…“
„Dann weiß er es sicher nicht“
„Sicher?“, Carsten drehte sich um, aber der Alte war verschwunden.
„Sehen sie?“, meinte Scheerboom. „Kommen sie, lassen sie uns zum Haus fahren.“
Carsten ging mit, doch er war aufgewühlt, und mit einem mulmigen, unheimlichen Gefühl, bestieg er sein Fahrzeug, und folgte dem des Bürgermeisters.

*
Das Haus lag am Ende eines schmalen Weges, der von der Hauptstrasse Richtung Meer führte. Es war ein altes Gutshaus, das direkt hinter dem Deich lag.
Auf der Rückseite führte eine Holztreppe den Schutzwall hinauf, über den man zum Wasser gelangte.
Die letzten Sonnenstrahlen tauchten alles in rotgoldenes Licht.
Sie betraten das Haus durch den Haupteingang. Es war ländlich eingerichtet Roh wirkende Bauernmöbel. Holzschränke, Tische und Bänke. Stühle aus Holz und Reet.
Die Küche funktionell, mit Kühlschrank, Gasherd, Spüle und Eckbank.
Das Wohnzimmer war alt, aber gemütlich eingerichtet. Eine große Eichenschrankwand, Leder-Sitzgruppe, und ein wuchtiger Couchtisch aus Eiche. Den alten Fernseher würde er wohl gegen etwas zeitgemässeres austauschen, wenn er denn hier blieb.
Im Obergeschoß befanden sich die Schlafzimmer mit einfachen Bauernbetten.
 Nach dem Rundgang ,nahmen sie kurz im Wohnzimmer Platz.
„So, nun haben sie gesehen, das das Haus in annehmbaren Zustand ist. Wenn sie mir den Empfang und die Bewohnbarkeit quittieren, wäre ich schon wieder weg.“
Er entnahm seiner Aktentasche zwei Blätter Papier ,legte sie vor ihn hin, und drückte ihm eine Füller in die Hand. Carsten las sich die Dokumente aufmerksam durch, und unterschrieb sie. Scheerboom steckte sie befriedigt wieder in seine Tasche, dann stand er auf, und Carsten brachte ihn zur Tür.
„Ach,wenn ich ihnen noch einen Tip geben darf, schenken sie Michels Schauermärchen keine Beachtung. Sie können hier beruhigt schlafen, und Morgen sehen wir uns in meinem Büro wieder.“ Sie verabschiedeten sich ,und er ging.
Carsten ging durch´ s Haus, und sah sich um. Dann beschloss er in den Garten zu gehen. Verwundert stellte er fest, das der gar nicht so verwildert wurde ,wie er erwartet hatte. Auch ihn hatte man gepflegt. Mittlerer Weile setzte die Dunkelheit ein, aber beschloss noch kurz auf den Deich zu gehen. Die Holztreppe war feucht, aber nicht morsch. Er ging die Stufen hoch und stand schließlich auf dem Deich.
Von hier aus konnte er weit über das Meer sehen, das sich jetzt zurück gezogen hatte, denn es war grad Ebbe. Glitzernd lag das Watt vor ihm unter dem sternenklaren Himmel. Oder fast klar. Als er den Blick nach Links schweifen lies, sah er eine Nebelbank. Eine kleine nur. Dennoch waberte der Nebel dicht über- ja, nur über dieser Stelle! Aber er blieb nicht dort. Er schien sich zu bewegen, und mittendrin war ein Licht, wie von einer Laterne oder einer Lampe. Und das schien es auch zu sein, denn es schaukelte und bewegte sich ebenfalls.
Gebannt beobachtete er den Nebel und das Licht, die sich in der Ferne auf die Küste zu bewegten. Was das oder wer ? Wattwanderer waren doch so spät nicht unterwegs.
„Du bist also hier geblieben“ Die tiefe Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er wandte sich um. Neben ihm stand Michel Behrend.
„Ja, und eventuell bleibe ich auch“., meinte Carsten trotzig. Ist schließlich mein Haus, und meine Heimat.“
Der Alte lachte rau.
„So, deine Heimat. Sieh mal dort“ Er wies mit der Hand auf über das trocken gefallene Meer in Richtung des unheimlichen Nebels mit dem Licht.
„Er kommt. Heute Nacht wird wieder jemand sterben, so viel steht fest. Wehe dem, der jetzt ins Watt geht.“
„Wer ist das ein Mensch?“
„Kein Mensch. Das ist der Tod aus dem Watt, unser Fluch. Ich habe dir doch gesagt, dieses Dorf ist verflucht. Und der Fluch bringt den Tod. Wie es auch vor Dreißig Jahren war, und Dreißig Jahre davor. Alle Dreißig Jahre kommt er. Darum noch mal: Wenn dir dein Leben lieb ist, geh wieder fort.“
„Was für ein Fluch? Und sie haben meine Eltern erwähnt, was wissen sie davon, was damals passierte?“
„Oh je, du weißt es wirklich nicht mehr hm? Nun gut, ich habe dich damals gefunden“, er wandte sich um. dort in eurem Haus. Wimmernd hast du neben deinen toten Eltern gesessen in ihrem Blut. Er hat sie sich auch geholt.“
„Wer?“
Der Alte dachte kurz nach, ehe er sagte:
„Drüben am Hafen steht eine alte Fischerkate, Hafenweg 5.Komm Morgen Früh dort hin, dann werde ich dir alles erzählen. Nur eins noch: Halte dich Heute Nacht fern vom Watt!“
„Aber wieso erzählen sie mir nicht jetzt…“ weiter kam Carsten nicht, denn aus der Richtung, des unheimlichen Lichts, drang ein schrei zu ihnen herüber. Unmenschlich, dem Heulen eines Wolfes ähnlich.
Unwillkürlich drehte er den Kopf in die Richtung, aus der der Ton kam. Dann wandte er sich wieder zu Michel Behrend um, doch  der alte Mann war verschwunden.
*

Bürgermeister Scheerboom hatte noch etwas länger gearbeitet. Jetzt machte er sich mit seinem  Assistenten Rune Jansen auf den Heimweg. Sie schritten durch die jetzt ausgestorbene Rathaushalle, löschten alle Lichter, um schließlich das Rathaus zu verlassen.
Jansen öffnete die Tür, und sie schritten hinaus. Es war schon dunkel, und Nebel sammelte sich vor ihnen.
Jansen zog die Tür hinter sich zu, und wandte sich um. Nun.. wer ist das denn? Auch der Bürgermeister blickte gebannt nach vorn.
Dort stand im Nebel eine riesenhafte Gestalt, fast zwei Meter groß, mit einem langen, schwarzen Mantel, ein ziemlich altertümliches Stück, und ziemlich abgerissen, eine derbe, schwarze Hose ,und schwere Stiefel. Die Hände steckten in Handschuhen. Den Kopf bedeckte ein breiter Schlapphut, so das man das Gesicht nicht sehen konnte. Nur die Augen ,die orangerot glühten. In der Linken hielt der Unheimliche eine alte Laterne, in der anderen einen Hakenförmig gebogenen Malspieker.
„Hallo“, rief der Bürgermeister „Wer sind sie. Ich kenne sie nicht.“ Keine Antwort.
„Hallo, ich habe sie etwas gefragt!“
Der unheimliche antwortete immer noch nicht. Stattdessen schritt er langsam auf die beiden Männer zu, und blieb schließlich vor dem Bürgermeister stehen. Er drehte das Werkzeug in seiner Hand mit der Spitze nach Oben, und noch ehe einer etwas tun konnte ,stieß er es dem entsetzten Scheerboom mit unglaublicher wucht in die Brust.
Blut sickerte dem Bürgermeister aus dem Mundwinkel, und aus der Brustwunde. Der unheimliche Killer drehte das Eisen in der Brust seines Opfers, was ein hässliches Knacken verursachte, und zog den blutigen Haken hinaus.
Er wandte sich dem entsetzten Jansen zu, und schwang den Malspieker direkt vor ihm, so das er ihm die Kehle von Ohr zu Ohr aufriss. Gurgelnd fasste der getroffene  sich an seinen Hals ,und sein Blut lief ihm durch die Hände. Die Beine versagten ihm den dienst ,und er stürzte sterbend zu Boden. Den Aufprall merkte schon nicht mehr.
Der unheimliche betrachtete seine am Boden liegenden Opfer ,dann stieß er einen unmenschlichen ,gutturalen Schrei aus, wandte sich um, und verschwand, und mit ihm der Nebel.
*
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen, machte sich Carsten auf den weg zum Hafen. Er hatte nicht viel schlafen können, weil ihm immer wieder durch den Kopf ging, was ihm Michel eröffnet hatte. Seine Eltern Opfer eines Mordes? Kein Unglücksfall, wie man es ihm erzählt hatte!
Es war, als wäre er in ein tiefes Loch gestoßen wurden. Warum hatte man ihm das verheimlicht? Schön, im Kindesalter war es wohl noch nicht möglich, aber verdammt, er war doch längst erwachsen. Spätestens jetzt hätte man es ihm sagen müssen.
Der Weg zum Hafen führte am Deich entlang, und ein Stück durch den Ort. dort, am Hafenweg, der direkt am alten Hafenbecken entlang führte, standen, wie Perlen auf einer Schnur aneinander gereiht, mehrere alte Fischerkaten, fast gleich aussehend. Windschief, mit weiß getünchten Wänden und Reetdach. Vor einigen hingen Netze ausgebreitet, so auch vor Nummer 5.
Er  ging zum Haus, und klopfte an. Die Tür öffnete sich, und Michel Behrend erschien. Er trug eine graue Arbeitshose und einen dunkelblauen Troyer über einem weißen Hemd.
„Aha, da bist du ja. Komm rein.“ Er trat zur Seite, um den jungen Mann herein zu lassen.
Innen war alles einfach, fast spartanisch eingerichtet. Eine schmucklose Diele, in der nur ein paar einzelne Bilder an den Wänden hingen. Der Wohnraum, in den er geführt wurde, enthielt ein altes Sofa, Sessel, Holztisch, und auf der Seite zum Fenster hin, eine Küchenzeile mit einem alten Gasherd, auf dem ein Wasserkessel stand. Auf dem Tisch standen zwei Tee-Gedecke und eine Kanne.
„Setz dich, du nimmst doch sicher Tee.“
„Gern“ Carsten nahm auf dem Sofa Platz.
In diesem Moment pfiff auch der Kessel. Michel nahm ihn herunter, und goss das Wasser in die vorbereitete Kanne. Zunächst nur ein wenig nach ein paar Minuten den Rest. Er ließ noch einmal ziehen, dann schenkte er den Tee durch ein Sieb ein. Sie tranken vom Tee und Michel zündete sich eine Pfeife an.
„Gut“, sagte er, und tat einen Zug. „Ich will dir nun alles erzählen. Es begann im Jahre 1847. Damals war Sandersiel noch ein junger Ort. Ein Fischerdorf, wie es viele an der Küste gab.
Eines Tages nun, strandete ein Fremder mit einem kleinen Boot an seiner Küste. Es stellte sich heraus, das er Däne war. Man gab ihm ein kleines Leerstehendes Haus, und da er handwerklich geschickt war, konnte er sich mit Gelegenheitsjobs bei den Bauern und Fischern über Wasser halten.
Aber dann kam der Tag, an dem Dorf-Vorsteher Godeke Scheerboom …“
„Scheerboom?“, fragte Carsten erstaunt.
Michel lächelte.
„Ja, der jetzige Bürgermeister ist sein Nachfahre, oder war es.“
„War?“
Ach hast du ´s noch nicht mitbekommen? Scheerboom und sein Assistent wurden Heute Morgen tot aufgefunden. Mit aufgerissener Kehle und Scheerboom hatte eine große Wunde in der Brust. Ich hatte ja Gestern Abend gesagt, jemand wird sterben.“
*
Carsten war starr vor Entsetzen, nicht zuletzt angesichts der kaltblütigen Gelassenheit, mit der der Alte das erzählte.
„Aber weiter“, fuhr Michel fort Scheerboom fuhr eines Tages für Geschäfte nach Bremen, und da kam es, das er einen Steckbrief sah, der ihren unbekannten Gast, der sich Harm nannte, getreu dem Original wieder gab.
Da las er, das Harm Kjaerulf als Küstenpirat wegen verschiedener Verbrechen gesucht wurde ,unter anderem auch wegen Mordes. Wegen seiner Angewohnheit, mit jenem Werkzeug zu töten, trug er auch den Beinamen „Käpt´n  Malspieker.“
Auf seinen Kopf war eine hohe Belohnung ausgesetzt, und nachdem Scheerboom zurück gekehrt war, und im Dorf davon erzählt hatte, beschloß der Rat, das man ihn ausliefern, und sich das Geld verdienen wollte. Er und Vier andere stellten ihm eine Falle. Sie täuschten vor, das es ein Schiff gäbe, das ihn wieder in die Heimat brächte, und lockten ihn an Bord. Doch es war ein Schiff der Regierung, und Kjaerulf war rasch von Soldaten umstellt. Als er Gewahr wurde, das man ihn betrogen hatte ,da sah er auf die Fünf  Verschwörer, mit einem blick, der nicht anders als teuflisch genannt werden konnte. Hoch richtete er sich auf, und rief : „Der Verrat, der an mir geübt, wird dieses Dorf verfolgen, und seinen Bewohnern noch bitter Leid tun. Bis in alle Ewigkeit soll mein Fluch auf euch lasten, und immer, wenn Dreißig Jahre voll sind, werden Fünf von euch diesen schändlichen Verrat mit dem Leben bezahlen. Ewig sollen dies dorf und seine Bewohner verflucht sein!“
In diesem Moment riss er sich von den beiden Soldaten los ,die ihn gepackt hielten, sprang auf einen Matrosen zu, entriss ihm den Malspieker ,den er grad in der Hand hielt, stieß ihn sich in die Brust, und sprang hohnlachend über Bord.
Die Soldaten und Matrosen konnten an der Reeling sehen, wie er in den fluten versank, doch sein Leichnam wurde nie gefunden.
Da in den folgenden Tagen, Wochen, Monaten und dann auch Jahren nichts passierte vergas man schnell die Verwünschung des Piraten, doch nach Dreißig Jahren wurden tatsächlich fünf Menschen aus dem Dorf grausam ermordet, und es wird auch von einem Licht im Watt berichtet ,und dem Nebel, der mit ihm kommt, und seitdem wiederholt es sich alle Dreißig Jahre bis Heute. Und vor Dreißig Jahren traf es auch deine Eltern.
Ich kannte sie gut, musst du wissen. Du erinnerst dich wohl nicht mehr daran, das ich auf den knien geschaukelt habe. Na Ja, damals wollte ich bei ihnen vorbei und nach ihnen sehen. Als ich ankam, war die Haustür weit offen. Ich ging hinein, und im Wohnzimmer fand ich sie.  Tot. Am Boden liegend in ihrem Blut, und zwischen ihnen hast du gesessen und gewimmert.
Den Rest kennst du .du kamst erst zu Petersens auf den Hof, und dann nach Bremen zu der Pflegefamilie, wo offenkundig einiges aus dir geworden ist.
So, nun weißt du alles .Du kannst behaupten,. das das mit dem Fluch Quatsch ist, aber was du gestern gesehen hast, und die Toten, das sind Fakten.“
 „Aber warum alle Dreißig Jahre? Warum nicht alle Fünfzig oder so?“
 „Das weiß niemand, das ist eines der großen Rätsel. Aber jetzt habe ich noch was zu tun. Ich muss noch  n´ paar Netze flicken. Ob du bleibst oder nicht, halte dich nachts fern vom Watt, und gib auf dich Acht. “
*
Mit einem mulmigen Gefühl ging Carsten nach Hause, doch einem plötzlichen Impuls folgend ging er noch zum Rathaus, und dort, nach entsprechenden Nachfragen, in die Bibliothek, die ein lokales Zeitungsarchiv enthielt.
Er studierte die alten Zeitungen, und stellte mit wachsendem Entsetzen fest, das Michel Recht hatte. Tatsächlich fand er in Zeiträumen von Dreißig Jahren Berichte über ungeklärte Morde die immer auf dieselbe Art begangen wurden: Aufgeschlitzt oder erstochen mit einem Malspieker. In einigen Ausgaben gab es auch Berichte über seltsame Beobachtungen, wie ein Licht im Watt, und Nebel, der sich bewegte.
Verstört ging er nach Hause, und legte sich ein Wenig hin. Später erledigte er ein paar Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten, auch um sich abzulenken.
Nachmittags unternahm er einen Spaziergang am Deich, und ging dann früh schlafen.
*
Es war mitten in der Nacht, als er durch ein Poltern geweckt wurde. Er stand auf, zog sich notdürftig an, und ging aus dem Zimmer und zur Treppe. Langsam schritt er sie runter, doch kurz vor dem ende der Treppe, blieb er abrupt stehen.
Die Tür stand auf, der Flur war von dichtem weißem Nebel erfüllt, aus dem sich eine riesenhafte Gestalt heraus schälte. Sie trug einen langen, schwarzen Mantel, schwere Stiefel, und einen breiten Schlapphut, der kein Gesicht erkennen lies. Nur rotorange glühende Augen. In der Linken hielt der unheimliche eine Laterne, in der Rechten einen -Malspieker.
Er schritt auf Carsten zu. Der junge überlegte fieberhaft. Wohin nur? Aber es gab nur einen Weg, also drehte er sich um, und rannte die Treppe wieder hinauf. Er hörte die schweren Schritte des Verfolgers, aber wohin jetzt? Er rannte ins Schlafzimmer, zum Fenster, riss es auf, und lief auf den Balkon. Die Schlafzimmertür wurde aufgestoßen. Es waren etwa drei Meter nach unten, aber es gab keine Wahl. Er stieg über den Balkon, und sprang ab. Er kam auf dem Rasen auf, und prellte sich den Oberschenkel. Stöhnend raffte er sich auf, und sah nach Oben. Da stand der Unheimliche und sah auf ihn herab.
Er lief los, zum Auto! Also um das Haus herum, doch er prallte zurück. Da waberte der Nebel, und der Killer kam auf ihn zu , und nun? Es gab nur einen Weg. Zum Meer .Er rannte los, die Treppe hoch, verfolgt von den schweren Schritten des Unheimlichen, der ruhig hinter ihm her schritt, so als wäre er sich seiner Beute bereits absolut sicher. Und diese Beute hieß Carsten Joorn.
*
Michel Behrend stand auf dem Deich am Hafen, und blickte aufs Watt, welches das, sich zurück ziehende Meer frei gegeben hatte. Er sah über den Ort, in die Richtung, in der  Carstens  Haus lag. Und sah er den Nebel, und er sah das Licht.
Er tat einen tiefen Seufzer, dann murmelte er: “Es ist soweit .nun gut, bringen wir ´s zu Ende.“ Er ging hinunter zu seiner Kate, schloss alles ab, zog einen Mantel über, und machte sich auf den Weg.
*
Er lief um sein Leben. War über die Salzwiese weg, und stand vor dem Watt. Verzweifelt sah er sich um, und gewahrte seinen unheimlichen Verfolger, der ruhigen Schrittes auf ihn zu kam. Er hatte eigentlich keine Chance mehr. Wenn er nun ins Watt lief, hatte er bald nur noch die Wahl zu ertrinken, zu erfrieren oder aufgeschlitzt zu werden, aber hatte er eine Wahl? Wohl kaum, also lief er los ins Watt. Spürte Sand und Steine unter den Füssen. Die Turnschuhe, die er notdürftig angezogen hatte, waren schnell mit Wasser voll gesogen, und seine Füße nass. Trotzdem lief er weiter. Verzweifelt, voller Todesangst.
Aber wohin sollte er? Richtung offenes Meer? Dann konnte er auch gleich stehen bleiben, und den Verfolger erwarten.
Aber Moment, da kam ihm ein Gedanke. Gab es da nicht eine alte Rettungsbarke in Richtung Hafen? Mit einem Korb in einiger Höhe. Eine Hoffnung, eine ganz schwache nur, aber die einzige, also änderte die Richtung, und lief weiter, und achtete nicht auf die Seitenstiche, die er allmählich bekam.
*
 Michel Behrend ging bedächtig den Deich entlang, in Richtung von Carstens Haus .er beobachtete den Nebel, der jetzt im Watt war. er lenkte seine Schritte darauf zu. Ruhig, gefasst. Insgeheim hatte er immer gewusst, das dieser Tag kommen wollte. Als er an der entsprechenden Stelle war, ging er hinunter zum Watt. Entschlossen   ,gefasst. Er betrat das Watt , und blieb stehen. Die Stunde war gekommen.
*
Die Seitenstiche plagten ihn. Die Luft ging ihm aus .Er mobilisierte seine letzten Kraftreserven, während er hinter sich das rhythmische Platschen der Schritte seines Verfolgers hörte.
Da kam die Barke in sicht. Los, hol noch mal alles aus dir raus, feuerte er sich in Gedanken noch einmal selber an. Sicher, er war durchaus nicht unsportlich, aber eine Musterathlet war er beileibe auch nicht.
Jetzt kam er an der Barke an. Der Unheimliche mochte gut zehn Meter hinter ihm sein. Er begann mit letzter Kraft hinauf zu klettern, und kam schließlich oben im Korb an, er kletterte hinein,und kauerte sich zusammen. Da hörte er das Geräusch: „Klang, klang ,klang“ Sein Verfolger kletterte hoch ,in dem er sich mit dem Hakenförmigen Werkzeug hochzog.
Aus und vorbei. Lief im Augenblick des Todes nicht immer das Leben vor dem geistigen Auge ab? Müßig, jetzt noch darüber nach zu denken. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen, und erwartete das Ende.
*
Michel Behrend stand im Watt ,breitete die Arme aus, und rief laut in die Nacht hinein:
„Harm Kjaerulf, willst du nicht den fünften Verschwörer, der dessen Stimme damals entscheidend war.? Er ist hier ,komm und hol ihn dir! Hörst du Kjaerulf ? Komm und hol ihn dir!“
*
Carsten hatte mit dem Leben abgeschlossen .Er hielt die Augen geschlossen, und erwartete den Schmerz. Erwartete wie es schwarz wurde. Doch es geschah nichts. Nach ein paar Minuten öffnete er die Augen. Er sah hinunter. Sein Verfolger war verschwunden. Kein Nebel, gar nichts. Doch unten stieg jetzt das Wasser. Die Flut lief auf. Dann wohl doch erfrieren? Da, in der Ferne ertönte ein Schrei, wie er ihn Gestern Abend schon gehört hatte. Er lehnte sich wieder zurück .Jetzt konnte er nur noch warten, bis eventuell ein Schiff kam, und er wartete .Kälte und Müdigkeit ließen ihn irgendwann einschlafen.
*
Michel Behrend stand schon mit den Fußknöcheln im Wasser, die Arme noch ausgestreckt, als ihn plötzlich Nebel umwaberte, aus dem eine große Gestalt auftauchte, mit schwarzem Mantel und Schlapphut, die Laterne in der linken, und in der Rechten den Malspieker.
„ah ,da bist du ja“, sagte Michel ruhig.
Der unheimliche trat zu ihm, hob das Werkzeug, und rammte es dem alten in die Brust. Er sah stockte kurz, und riss dann den Haken wieder heraus.
Michel sank langsam zu Boden. Mein leben ist gelebt, aber ein anderes muss noch gelebt werden, und wird gelebt werden. Das war sein letzter Gedanke. So erleichtert starb er mit einem lächeln auf den Lippen.
Der unheimliche sah auf den Toten herab, den die Wellen der auflaufenden Flut umspülten, dann stieß er einen gutturalen Schrei uns, wandte sich ab und ging in Richtung offenes Meer, und mit ihm der Nebel, während er ging löste er sich langsam auf.
*
„Hey , aufwachen!“ Carsten schlug die Augen auf. Er befand sich in einer Koje auf einem Schiff. Unter ihm dröhnte der Motor. Über ihm stand lächelnd ein Seemann mit langem blondem Haar, und ebensolchem Vollbart in  Blaumannhose  und Pullover „Has ja man Glück gehabt, das wir grad an der ollen Barke vorbei gekommen sind.“
Carsten versuchte gequält das Lächeln zu erwidern, doch er war noch zu schwach.
Sie brachten ihn an Land, und zunächst zum Arzt. Dort erfuhr er auch, das man den alten Michel Behrend rot aus dem Meer gefischt hatte, mit einer entsetzlichen Wunde in der Brust.  
Später stand er wieder auf dem Deich hinter seinem Haus .Er überlegte, ob er hier bleiben sollte.  Er könnte seine Galerie auch von hier aus lenken. Es war inzwischen wieder Ebbe. Jetzt, im Licht der Sonne wirkte das Watt schön und beruhigend, wie es da glitzernd vor ihm lag. Es war eigentlich schön hier, und jetzt konnte er in seinem Haus in Frieden leben. Zumindest die nächsten Dreißig Jahre…    



Sonntag, 26. Oktober 2014

Ronny Riese vom Dusterwald,Teil 19



Der dunkle Sturm bricht los
Am Nachtwald tobte ein wilder Kampf. Lucina und Lusaga ließen aus den Händen Strahlen schießen, die eine Art bläuliche Mauer vor dem Wald bildete.
Die Feinde rückten heran. Schwarze Wölfe, Trolle, Grendel ,Nachtmahre .aber wo war der Schattenfürst. wo war Grendelsen?
Die Waldgeschöpfe stellten sich als Front vor die heran nahenden Gegner.
„Räumt lieber den Weg. Ihr werdet den Jungen nicht schützen können.“, rief ein besonders großer schwarzer Wolf.
„Berulf!“ ,knurrte Grauwyn, der an vorderster Front stand „Gibt es dich noch, der du so großen Verrat gegen die deinen geübt hast.“
„Grauwyn, der alte Herr der Wölfe .du bist noch immer ihr König?“
„Enttäuscht? Du wolltest mich damals durch Verrat aus dem Weg haben ,weil du schoin damals machtgierig warst. Nun bist du ja Herrscher. So groß war also dein Machthunger ,das du dich der Dunkelheit verschrieben hast"
„Spiele nicht den Moralisten, das passt nicht zu dir.“
„Ich werde dir zeigen, was zu dir passt!“
Die Schlacht ging los. Schwarze und graue Wölfe, Füchse, Grendel, Zwerge ,und Kobolde  fielen übereinander her .In der Luft kämpften Elfen gegen Nachtmahre .Die beiden Feen hielten Ausschau. sie suchten den Schattenfürsten. Neben Lucina flirrte es grün  auf ,und Hutzelmann erschien.
„Durch den Wald sind sie. Den Nachtberg erklimmen sie jetzt.“
„Gut. Dann können wir erfolgreich sein, der dunkle Fürst ist noch nicht da.“
„Wenn wir am ganzen Nachtwald Ausschau halten wollen, wir müssen uns trennen.“
„Nun gut“, meinte Lucina „trennen wir uns . Lusaga bleibt hier ,ich gehe nach Norden, und du nach Süden.“
Doch plötzlich schoss aus aus dem Nachtwald ein Feuerball, und schlug in Lusagas Haus ein .Eine Frauengestalt kam schwebend über den Wipfel.
„Issa, die echte Issa,“, stieß Lucina hervor, dann stiess sie sich selber vom Boden ab ,und schwebte der Hexe entgegen, die Lichtblitze auf sie abfeuerte, denen die Fee geschickt ausweichte.
Unten befanden sich Grauwyn und Berulf in harten Kampf, Rotpelz, und ein anderer Fuchs bekämpften einen Grendel, und in einiger Entfernung schoss Agrak ,Fenricks Bruder einen violetten Lichtblitz auf zwei schwarze Wölfe ab. Der Kampf um Dusterwald hatte begonnen.
Abseits davon ,etwas weiter nördlich ,tauchte schwarzer Nebel auf…
*
Ronny, Baugin, Fenrick und Lichtfang erklommen den Nachtberg. Das Grün wurde kärglicher, und machte zunehmend Felsen Platz. Jeh Höher sie kletterten, desto mehr wurden sie von Nebelschwaden umgeben. Vor ihnen tauchte ein Felsvorsprung auf. Ronny wollte ihn grade erklimmen, als plötzlich in den Schwaden ein Totenkopf am Rand auftauchte, auf dem ein altertümlicher Ritterhelm saß, und aus dessen Augenhöhlen es rot glühte. einen schrillen schrei ausstoßend griff er mit seiner knöchernen Klaue, deren Arm von Stofffetzen, bedeckt war ,nach dem Jungen, der einen Schreckensschrei ausstoßend, mit der einen Hand den Halt verlor und abrutschte.
Fenrick ließ einen violetten Lichtstrahl aus seinen Händen blitzen, der das ungeheuer traf und es zerbersten ließ.
„Deine Kräfte“, rief Lichtfang. Ronny nickte und schloss die Augen. Langsam begann er nach Oben auf den Vorsprung zu schweben. Die anderen folgten ihm.
„Das ging ja noch mal gut“,meinte Baugin „nun gut ,eine Etage höher müssen wir noch ,dann kommt das Sternentor ,der Eingang zu den Minen, die zum Tempel führen.
Sie stiegen weiter empor .Der Felsen wurde zerklüfteter ,und nur hier und da, stand noch ein dürrer Baum .
„Bald muss das Sternentor kommen“, rief Baugin Aus dem Nebel waberten Gestalten um sie herum. Geister und Phantome, und plötzlich ertönte ein Flügelschlag und ein, nein zwei Nachtmahre stießen auf sie herab ,und attackierten sie.
Baugin schlug mit seinem Knüppel nach ihnen, Fenrick und Lichtfang schossen Blitze ab, und auch Ronny legte die Fäuste aneinander, ein blauer Lichtblitz schoss hervor ,und traf einen der beiden Nachtmahre, der nach unten taumelte. Baugin traf endlich den zweiten, und da kam schließlich  ein Vorsprung ,über den sie sich schwangen.
„Die werden so schnell nicht wieder kommen“, bemerkte der Zwerg grimmig, dann wandte er sich an Ronny: “Deine Kräfte kommen immer stärker, das ist gut.“
Sie wandten sich um .Da war eine Felswand vor ihnen ,in die Symbole geritzt wurden, die Ronny an etwas erinnerten.
„Das muss  das Sternentor sein“, sagte Lichtfang „aber wird es geöffnet?“
„Diese Symbole erinnern mich an etwas „,meinte Ronny „Wart mal…“ Er schloss kurz die Augen und dachte nach. Dann rief er plötzlich  „Ah!“, griff unter sein Hemd, und holte das Amulett hervor. Alle schauten darauf. Tatsächlich, die Symbole waren die gleichen ,wie die auf der Felswand.
„Dein Amulett muss der Schlüssel sein“, meinte Baugin
„Ja, aber wie benutzt man es?“ Ronny beschloss es einfach zu versuchen. Er trat an die Felswand, und hielt das Amulett mit der Symbolseite, so das es auf die Symbole im Stein zeigte. Es begann zu leuchten.Sein bläuliches Licht ging auf die Symbole in der Felswand über, die hell erleuchteten, und plötzlich schob sich die Felswand zur Seite und gab einen großen Eingang frei. Vorsichtig trat er ein, und die anderen folgten ihm.
Kaum, das sie die Mine betreten hatten, entzündeten sich ,wie von Geisterhand an der Wand hängende Fackeln. Sie folgten dem hohen, breiten Gang immer tiefer in den Berg. Topfsteine hingen teilweise von der Decke oder wuchsen aus dem Boden ,von den Wänden glitzerte es kristallin. Fledermäuse flogen über ihre Köpfe.
Der Gang schlängelte sich durch den Berg, und nach einer guten Stunde mündete er plötzlich in eine Kuppelartige ,runde Halle, in die aus eine Öffnung weit oben das Licht des Mondes fiel. Sie betraten die Halle, und  gewahrten auf  der Linken Seite einen runden See, dessen Wasser fast schwarz war. Auf der Felswand war eine riesige ,runde Fläche zu sehen, die wie eine überdimensionale Ausgabe von Ronnys Amulett wirkte. Sie traten bis vor den See.
„Hier muss irgendwo die Sternenscheibe sein“, sagte Lichtfang  „aber wo genau, weiß nur das Orakel.  
„Und wie rufen wir es?“, fragte Ronny
„Ruf einfach mal“, meinte Fenrick
„Orakel zeige dich!“, befolgte der Junge den Rat. Doch nichts geschah. Ronny befühlte sein Amulett.
„Zeige dich Orakel, gib uns deinen Rat gegen die Finsternis!“ Er nahm das Amulett hinaus ,hob es, und richtete es auf die Wand .Auch nichts. Er senkte es auf den See, und dann geschah es: Das Wasser des Sees begann blau zu erstrahlen, dann schäumte und brodelte es. Es richtete sich förmlich auf  ,bläulich weiß strahlend, und ein Gesicht bildete sich in den Fluten.
„Das Orakel!“, stieß Lichtfang hervor.
Das Gesicht inmitten des schäumenden, leuchtenden Wasser begann sich zu bewegen, der Mund öffnete sich.
„Wer ruft das Sternenorakel?“....        

             


    
                                           

Sonntag, 19. Oktober 2014

Der Zwerg,der aufmüpfig wurde,Teil 11



Elftes  Kapitel


Handelt von der ersten harten Bewährungsprobe für den jungen Staat


„Nun, wie sieht das Ergebnis aus?“, wollte Kalle Mummsen wissen. „Tja“, meinte Hein. Nach dreifacher Zählung gibt es eine Zwei Drittel-Mehrheit für die Annahme der Offerte.“
„Gut, Jan und ich werden uns umgehend mit diesem Schwätzli treffen. Die Sitzung ist hiermit beendet.“
Am nächsten Morgen staunte Mummsen nicht schlecht, als er auf dem Platz vor dem Rathaus eine große Menschenmenge  mit Plakaten und Transparenten antraf, die mehr Demokratie ,und die Abdankung des Fürsten verlangten. Eilig durchschritt er die Menge, betrat das Rathaus ,und suchte sein Büro auf, wo Schwätzli und Jan auf ihn warteten.
„Was ist denn das für ein Auflauf da draußen?“ ,fragte er Jan nach der Begrüßung.
„Das ,was man erwarten konnte“, antwortete Schwätzli an Jans stelle „dahinter steckt ein gewisser Paul Heimlich, ein ehemaliger BND-Agent. Spezialist für Infiltration und Erzeugung ,künstlichen Aufruhrs.“
„Woher wissen sie das alles?“
„Oh, wir haben unsere Quellen in Berlin.“
„Und was sollen wir jetzt tun?“
„Zunächst mal die Polizei und ähnliches zurück halten. Lasst sie erst mal demonstrieren, das schadet ihnen nicht so sehr. Wenn sie restriktiv dagegen angehen, haben sie schon verloren. Das ist, genau, was Heimlich will. Die meisten Leute da unten dürften nicht mal Bürger ihres, äh…, Staates sein, sondern hier her gebrachte Agent Provocateurs. Sobald Ordnungskräfte auftauchen, werden sie alles tun, um Unruhe zu schaffen, und Heimlich hat gute Beziehungen zur Presse“
„Aber wenn sie auch ohne Polizei Krawalle anrichten, sollen wir sie einfach gewähren lassen?“
„Solange es nur Sachschaden ist, ja. dann können sie den schwarzen Peter immer den Demonstranten zuschieben. Im Übrigen haben auch wir unsere Verbindungen zur Presse. Ich werde, nachdem wir unseren Deal abgeschlossen haben, nach Berlin fahren, und mich mit Vertretern der Bundesregierung treffen, und sie mit dem konfrontieren, was wir über Heimlich wissen. Sicher werden sie es sich dann noch einmal überlegen, ob sie so weiter gegen sie arbeiten wollen. “
„Nun gut, die Regierung hat sich mit großer Mehrheit für die Annahme ihres Angebotes entschieden. Bringen wir es also hinter uns..“
„Eine sehr kluge Entscheidung “,meinte Schwätzli, und entnahm der Aktentasche, die er mitgebracht hatte einen Ordner, in dem  sich ein Dokument befand.
„Hier ist der Vertrag. „Wie sie sehen werden, enthält er die besprochene ,stille Teilhaberschaft. Sie werden feststellen ,das die Bedingungen sehr Fair, und wir in der Entlohnung der Aufsichtsratsposten nicht kleinlich sind.“
Mummsen und Jan nahmen das Dokument, und studierten es eingehend.
„Wenn sie einverstanden sind, möchte ich nunmehr um die Unterschrift bitten.“
Und der Präsident ,sowie der Fürst von Gülleberg unterschrieben den Vertrag, der dem Bechard -Konzern Anteile an der Gülleberger Fürstenquelle sicherte.
„Sehr schön“, war Schwätzli zufrieden, “Und nun fahre ich nach Berlin. Sie hören dann von mir.“  

*

Bisher hatte Martin vor allem eines heraus gefunden ,nämlich das Gülleberg eigentlich keine Armee hatte, sondern sich diese erst noch im Aufbau befand. Er rang mit sich ,ob er dies nach Berlin melden sollte. Was ,wenn sie sich darauf hin entscheiden sollten, einzumarschieren?. Eine völlig unwirkliche Situation.
Ein eintretender Polizist riss ihn aus seinen Gedanken.
„Da findet ne´ Demo Statt vor dem Rathaus.“
„Sind sie gewalttätig?“, fragte der hinzutretende Konrad Bull
„Nein, bisher ist alles friedlich“
„Gut, einen Einsatzbefehl gibt es auch nicht. beobachten sie es weiter, und falls es Ausschreitungen gibt, geben sie Bescheid.“

*

Vor dem Rathaus koordinierte Heimlich seine Demonstration.
„Hat sich bis jetzt Polizei sehen  lassen?“ ,fragte er einen bulligen Kerl mit Bürstenschnitt neben sich.
„Bis jetzt nicht nennenswert. Sie lassen uns gewähren.“
„Vielleicht müssen wir den Druck noch ein bisschen erhöhen. Besetzen wir  den Eingang, und wenn das nichts bringt das Rathaus.“
Die Menge bewegte sich zum Rathauseingang, und begann Beschäftigte daran zu hindern ,ins Gebäude zu gelangen.

*

Drinnen berieten Mummsen, Fürst Jan, und Klimke, ob sie nun die Polizei aufmarschieren lassen sollten.
„Das können wir uns doch nicht länger ansehen“, sagte Klimke erbost. Das ist offener Aufstand“
„Ich habe dir doch gesagt, das die von außerhalb kommen, und uns provozieren sollten“
„Ja aber…“
„Wir warten noch, solange wir können.“
Die Tür wurde aufgestoßen, und Hein kam atemlos herein.
„Sie besetzen das Rathaus. sie sind schon im unteren Geschoß.“
Die anderen sahen sich mit bleichen Gesichtern an. Mummsen und Jan nickten einander zu, und dann zu Klimke.
„In Ordnung“, sagte Mummsen. Riegel die Aufgänge ab, danach diesen Raum, und dann ruf Bull an ,er soll mobil machen.Ich hoffe ,wir hören bald von diesem Schwätzli, sonst kommen wir wohl an Krawallen nicht mehr herum…


Sonntag, 12. Oktober 2014

Ronny Riese vom Dusterwald,Teil 18



Am Nachtberg

Lucina und Lusaga standen vor Lusagas Haus. Um sie herum sammelten sich Wölfe, Füchse, Zwerge , Kobolde, Elfen, aber auch andere Bewohner des Waldes .die Bäume rings herum waren voll von Eulen und Raben.
„Die Völker des Waldes sammeln sich“, sagte Lusaga. sie werden der Schutzschild sein für Ronny und seine Gefährten.“
„Wir sind bereit“, meinte Grauwyn „Aber Rotpelz und ich wären lieber bei unseren Freunden“
„Diese Zeit wird kommen, doch jetzt könnt ihr ihnen hier am meisten helfen. Die Eulen melden mir, das Grendelsen mit dem Schattenfürsten und seiner dunklen Armee sein Schloss verlassen hat, und auf dem Weg hierher ist. Wir müssen sie ,so gut es geht, vom Nachtwald fern halten. Die Hexen sind bereits zu Lykkas Grab zurück gekehrt, und haben die Verfolgung aufgenommen. Sie dürfen sich nicht vereinen. Aber Grendelsen hat noch jemanden bei sich, nämlich Ronnys Eltern. Sie werden auf die eine oder andere Seite ins Gewicht fallen…“  
*
Nebel, Dunkelheit, und immer wieder sie umwabernde Gestalten. Teilweise konnte man kaum fünf Meter weit sehen, und es war kühl und feucht. Umgestürzte Bäume bildeten groteske Gestalten, die wie übergroße Trolle wirkten. Das dichte Gesträuch schien kaum Licht hindurch zu lassen.
Hin wieder schien sich etwas zu bewegen, und verursachte dann kurze Schrecken.
So folgten sie dem Weg. Der immer dunkler und kühler wurde, je weiter sie hinein  gingen. Ronny sah nach hinten, und stellte fest, das der Eingang an der Lichtung schon nicht mehr zu sehen war.In der Ferne ertönte hohes kreischen. Die Hexen mussten zurück gekehrt sein. „Dann müssen wir bald mit ihnen rechnen“, meinte Baugin besorgt „Am Besten ,wir beeilen uns, das wir möglichst schnell, möglichst weit von ihnen weg kommen.
Sie folgten nun zügiger dem unheimlichen Weg. Teilweise mussten sie sich durch Gras und Gestrüpp schlagen. Sie kamen an einem, mit Moos bewachsenen, Felsen vorbei ,auf eine kleine Lichtung, die sie querten. Da brach es zwischen den Ästen hindurch: Hexen waren plötzlich um sie ,und Nachtmahre fielen durch die Bäume über sie her. Baugin schlug mit der Keule zwei Nachtmahre weg. Fenrick neben ihm, lies aus seinen gegen einander liegenden Fäusten seine magische Barriere schießen.
Ronny wünschte sich auch solche Kräfte zu besitzen. Aber Moment, er hatte sie doch! Er legte die Fäuste aneinander ,und tatsächlich :blaues Licht kam aus ihnen heraus, und warfen die ihm am nächsten stehende nieder, aber gleich standen zwei Neue dort. Die Übermacht wurde zu groß, und jetzt griff auch ein Nachtmahr nach ihm, den er noch weg schlagen konnte, aber schon kam der nächste. Langsam wurde ihre Lage verzweifelt.
Ein grünes Licht flammte auf, und Hexen, wie Nachtmahre wurden zurück geworfen, und eine grüne Mauer trennte plötzlich die Freunde und die Angreifer.
„Lauft“, rief eine Stimme, die sie kannten, und gleich sah Ronny auch das Gesicht dazu. Es war Hutzelmann „Zum Berg lauft, es ist nicht mehr weit. Ich halte sie auf!“
Sie liefen los ,rannten den dunklen, unheimlichen Weg entlang, und sahen in der Ferne bereits eine Lichtung. Etwas zerrte an ihnen, doch sie konnten sich los reißen., doch es verfolgte sie. Aus dem Augenwinkel konnte Ronny leuchtende ,wabernde Gestalten erkennen, die altertümliche Kleidung trugen. „Geister“, rief Lichtfang „die Unglücklichen, die es nicht geschafft haben. Sie dienen jetzt den bösen Mächten hier!“
Sie setzten den Weg fort, der jetzt immer weiter an stieg, und kamen schließlich an die Lichtung. Als sie heraus waren, machten sie kurz Pause. Hutzelmann erschien neben ihnen. „Diesen Weg habt ihr hinter euch gebracht ,aber dieser“, und er wies nach Oben „liegt noch vor euch“
Düster ragte der Berg vor ihnen auf. Von Nebelschwaden umgeben. „Beeilen müsst ihr euch nach kurzer Rast“, sagte der Waldgeist und wies zur anderen Seite. Die Freunde drehten sich um, und sahen über den Nachtwald hinweg. Weit, auf der anderen Seite, blitzen Lichter auf, und Rauch stieg auf.
„Begonnen hat die Schlacht um Dusterwald. Ihr müsst euer Ziel erreichen, denn nur die Sternenscheibe kann aufhalten den Schattenfürsten“ Und Hutzelmann löste sich in grünem Flirren auf.        

Samstag, 4. Oktober 2014

Der Bremer Stadtkater: Timmy auf großer Fahrt



 Timmy zum Siebten.Viel Spass!

„Ja, nee, die fohr´n  durch´n  Hafen,und dann erzählen sie wäs drüber. Also wäss da zu sehn gibt und so“, sagte der Hund. Der Hund, genau gesagt ein Beagle, saß neben einem kleinen, schwarzen Kater mit grünlich gelben Augen, und gemeinsam sahen sie dem Treiben am Martini- Anleger zu. „Ist der Hafen denn so groß, und gibt´s da soviel zu sehen? “,wollte der Kater wissen. „Oh ja ne Menge gibt’s da zu sehen, und er ist ganz ordentlich groß.geht ja bis Bremen-Nord durch. Was meins ,wollen wir uns mal an Bord  schleichen ,und so ne Hofenrundfärt mochen ?“ Timmy war begeistert von dieser Idee, und so warteten sie ,bis das gerade anlegende Schiff am Ufer vertäut lag.
Sich zwischen den Menschen durch zu schleichen, war gar nicht so schwer, und weil die Besatzung mehr auf die gerade Aussteigenden achtete, bekam sie nicht mit ,wie Hund und Katz an Bord schlichen, durch den Gastraum ans freie Heck flitzten, und sich dort erst Einmal unter einer Bank versteckten.
Die ‚Zweibeiner strömten aufs Schiff, und schließlich ,wurde der Steg eingezogen, das Schiff legte ab.
Hund und Kater  warteten ab ,bis auch der Heckbereich wimmelte . Zwischen den ganzen Zweibeinern fiel es nicht weiter auf ,das sie sich an den Bänken vorbei, an die Reeling schlichen, wo kein Fahrgast mehr hinkam. Hier, verborgen hinter der Bank, waren sie auch für die Besatzung nicht zu sehen.
Der Motor brummte auf, das Schiff setzte sich in Bewegung, und sie waren auf der Fahrt.
„Liebe Fahrgäste“, tönte eine Stimme aus einem  Lautsprecher, im Namen der Reederei ,heiße ich sie willkommen auf unserer Fahrt nach Bremerhaven“. „Bremerhaven?“, fragte Timmy mit einer Mischung aus Staunen und Schrecken. „Och, nu ja,is wohl ne kleine Verwechslung passiert. Das is  n´ Büschen weiter nach Norden hin. Also dahin ,wo die Weser fließt, und da sind auch die richtig großen Pödde.“
 „Also weiter weg?“ 
„Tjoar,n´ Büschen weiter schon“ 
„Aber wie kommen wir denn wieder zurück?“ 
„Ach , das kriegen wir schon hin. Entweder mit diesem Schiff, wenn es wieder zurück fährt. Oder es fährt bestimmt noch´n anderes .Is halt n´ Büschen weitär als geplont .Genieß einfach die Fahrt.“
 „Na du kannst optimistisch sein“, meinte Timmy.
Aber andererseits war er auch neugierig darauf, wie es wohl dort aussah, wo die Weser hin floss, und was es auf dem Weg dorthin zu sehen gab. Da zog die Schlachte langsam an ihnen vorbei. Am Ufer lagen mehr oder weniger alte Schiffe. Sie fuhren unter einer weiteren Brücke hindurch, dann war da am Ufer Fabriken ,und Hochhäuser zu sehen, und ringsum herrschte auf dem –und am Wasser reges Treiben. Da kam ein großes Gebäude  an dem „Waterfront stand. Davor war eine Insel. Timmy wusste gar nicht, wohin er zuerst sehen sollte, da auf beiden Seiten so viel zu sehen war.
„Hey Käp´tn du, wie geht´s,machs du n´hier auf´n Schiff?Ah, da ist ja auch der kleine Kadär“
Fiete,die Lachmöwe saß auf der Reeling.“Hey Fiede,das ja ne Überraschung.Ne,wir moch´n n´Trip nach Bremerhoven.“
 „Na denn man noch viel Spass.Ich fliech mal voraus.vielleicht sehen wir uns in Bremerhaven Käpt´n du.“ Und die Möwe breitete die Flügel aus,und flog davon.
 So kamen viele Anlagen an ihnen vorbei .Irgendwann tauchte auf der rechten Seite ein weißes Segelschiff auf , und weiter ging es die Weser hinunter .Die Häuser und Gebäude verschwanden langsam ,und machten Platz für grüne Landschaft und Deiche, wie der Käpt´n das nannte.
„Tjoar, die legen die Zwoiboiner än, damit sie nicht überschwemmt werden.“ 
Und weiter ging die Fahrt. Timmy wusste gar nicht mehr wie lange. Irgendwann begann die Luft  anders zu riechen. Sie roch nach- Salz, es wurde frischer. „Joa“ ,sagte der Käpt´n  beinahe schwärmerisch. „So riecht däs Meer.Jetzt ist es nicht mehr weit.“ 
Und tatsächlich kamen dreieckige ,und runde Bauten in Sicht. „Auf der rechten Seite“, meldete sich die Stimme aus dem Lautsprecher „Kommen die Havenwelten in Sicht .Da ist das Mediterraneum, das Hotel, und dahinter befinden sich der alte Hafen und das Schifffahrtmuseum. In wenigen Minuten werden wir in Bremerhaven anlegen."
Sie waren in Bremerhaven! „Sieh mol da vorne“, sagte der Käpt´n , und wies auf  ihre Fahrtrichtung. Timmy sah am Schiff entlang nach vorne. “Siehst du, däs ist das Meer.“
Und das Wasser dort vorn schien kein Ende zu nehmen.
Das Schiff bog nun in den Hafen ein ,und legte an. Die Menschen begannen auszusteigen, und zwischen zwängten sich und Katze hinaus ,und da standen sie am Kai.
 „Und wo sind jetzt die großen Pötte?“, fragte Timmy, der vor Aufregung und Neugier ganz vergessen hatte ,darüber nachzudenken, wie sie wieder zurück kamen. „Das känn ich euch zeigen“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihnen , „oder besser wir“ Timmy und der Käpt´n drehten sich um. Hinter ihnen standen und saßen fünf Gestalten. Es waren drei Katzen und zwei Hunde, denen man ansah,das sie schon bessere Tage erlebt hatten. Eine der Katzen, vielmehr ein großer grau getigerter Kater mit grünen Augen, saß etwas vor den anderen, und beäugte sie abschätzend.
„Wer seid ihr denn“, fragte Timmy „Ich bin Hein Mück, oder einfach Hein, und das“ ,er wies nach hinten, „ist die Hafengang“ Gerade wollte Timmy etwas entgegnen, als der Käpt´n rief: “Möllenbeck bist du´ s ?“ „Is nich wahr, das is doch der alte Käpt´n ,gibt´s dich immer noch, alter Seehund?“ Ein ziemlich mitgenommen aussehender Schäferhundmischling löste sich aus der Gruppe, und kam Schwanzwedelnd auf den Käpt´n zu. „Is das ne Freude dech wieder zu treffen. Timmy, däs is Möllenbeck ,ein alter Freund aus Seefahrertagen.Als ich ihn kennen gelernt hob, war er fast noch eine Welpe.Häs aber auch nich nur Glück gehabt nech woahr?“ 
„Ach lass ma“, aber jetz hab ich quasi ne Familie. Und wer is das?“
 „Dos ist Timmy.Lebt in unserem Revier in Bremen.“ 
„So so, aus Bremen seid ihr“, meinte Hein Mück „und darf ich fragen ,was ihr hier macht?“
 „Noa Ja, eigentlich wollten wiär ne Hafenrundfahrt machen,äber wir sind aufs falsche Schiff geklettert. Und nu haben wir gesagt, wenn wir schon ma hier sind ,können wir uns auch mal die großen Pödde ansehen.“ 
„Aha, und dann mit dem nächsten Schiff zurück?“ 
„Joa, so haben wir uns das gedacht.“
 „Nun gut, wenn ihr wollt, zeigen wir euch eine Möglichkeit, zum Containerhafen zu kommen, wo die richtig großen Schiffe liegen. kommt!“
Unter der Führung Heins, liefen sie durch die Hafenanlagen zur Strasse, und schließlich zu einer Art Tankstelle mit einem Restaurant. Dort standen mehrere LKW´s ,Sattelzüge, mit jenen stählernen ‚Kisten darauf ,die man Container nennt.
„Springt hinten auf den ziehenden Wagen drauf, da könnt ihr euch gut verbergen“ und im nächsten Moment war mit einem Satz  auf dem Fahrzeug drauf. Seine Hafengang tat es ihm nach, und auch Timmy und der Käpt´n suchten sich ein Fahrzeug und sprangen auf.
Es dauerte etwas ,bis ein Zweibeiner kam, in die Fahrerkabine stand, und los fuhr. So ging es in Richtung Containerterminal. sie mussten sich fest halten, und bekamen strammen Fahrtwind ins Gesicht. Außerdem war es hier direkt hinter dem Motor ziemlich laut, und jedes Mal, wenn er lenkte, mussten sie besonders vorsichtig sein, um nicht herunter zu fallen.
Schließlich fuhren sie ins Gebiet des Containerhafens hinein. Überall standen diese großen Kisten auf Höfen .LKW´s ,und große Ungetüme mit langem Arm und Gabeln standen dort auf Höfen, und dann kamen sie an einem Bau vorbei, auf dem „Letzte Kneipe vor New York“ stand.
Jetzt fuhren die LKW´s einen großen Hof an ,und kamen zum Stehen. Das war die Einfahrt zum Terminal. „Abspringen“, rief  Hein Mück . Sie sprangen ab, und liefen ,im regen Verkehr unbemerkt auf das Gelände ,dem Kai zu. Dabei hielten sie sich zwischen den Containern. Schließlich waren sie am Kai, und da lagen sie. Sie waren Gigantisch, wie Hochhäuser. Viel größer, als Timmy sie sich vorgestellt hatte.
„Joa“, sagte der Käpt´n, mit gerührter, fast bebender Stimme „Das sind die großen Pödde.“
„Und auf so was bist du gefahren?“, fragte Timmy „Joa, nech ganz so groß, aber auch nech viel kleiner. Joa ,auf solchen Schiffen bin ich gefohrn.“ Beeindruckt sah Timmy auf die Silhouette des riesigen Containerschiffs. „Ja, das sind man Schiffe wa?“, meinte Hein Mück „Kommt, wir zeigen euch mal ein Versteck hier am Kai. Da ham wir noch was zu fressen. Ihr habt doch bestimmt Hunger.
Tatsächlich, jetzt wo Hein es sagte, merkte Timmy auch, das er hungrig war, und so folgte er der Hafengang bis zu einem alten ,rostigen Container, der an einer Seite ein Loch hatte. Hier lagen ein Paar Fleischknochen, und ein Paar Fische. „Das fällt so beim Verladen ,oder drüben in der Kneipe ab“, meinte Hein vergnügt. Sie begannen zu fressen. Durch  das Loch konnte man den Kai ,die Schiffe ,und das Meer dahinter sehen.
„So“, meinte Hein „und nun ,wo wir Ruhe haben, will ich euch mal die Hafengang vorstellen. Dies“, er wies mit der Pfote auf eine Schwarzweiße Katze neben ihm, „ist Lale. Gut, Möllenbeck kennt ihr ja schon, dort..“ er lenkte die Aufmerksamkeit auf die kleine Promenadenmischung neben Möllenbeck „…ist Hansen. Ja und dieser stattliche Kater…“ und er wies zur anderen Seite ,auf einen ziemlich dicken dunkelbraunen Kater mit weißen Pfoten „… ist Khan“ Khan nickte ihnen zu.
„Und ihr seid Timmy und der Käpt´n, wenn ich mich nicht irre, und ihr wollt euch Bremerhaven ansehen?“  „Nu eigentlich sollte  es nur ne Hofenrundfahrt werden, aber dann is Bremerhoven draus geworden. Aber wenn wir nu schon hier sind ,warum nech?“ „Und da habt ihr wirklich ,wirklich Glück gehabt, das ihr uns getroffen habt, denn wir sind die besten Fremdenführer, die ihr euch vorstellen könnt. Es gibt niemanden, der sich hier besser auskennt, als wir.“ „Ah ja? Na dann los“, meinte Timmy ,und wollte durch das Loch hinaus ,und drauf los stürmen. Hein hielt ihn zurück ,und zog ihn wieder in den Container. Im nächsten Moment fuhr ein hohes Ungetüm laut dröhnend an ihm vorbei ,das einen Container trug. „Gemach ,gemach kleiner. Das Erste ,was du hier lernen musst ,ist Vorsicht. Hier herrscht n´ reger Durchgangsverkehr, wie du siehst. Da bist du schnell Matsch, wenn du nicht aufpasst. Wir verlassen den Container auf der anderen Seite durch die Türen “ Das taten sie dann auch , und liefen zwischen den Reihen der Stahlkisten hin und .hier und da ,mussten sie ähnlichen Ungetümen und LKW´ s ausweichen oder sich in Nischen drücken ,um nicht platt gefahren zu werden, und kamen schließlich zum Kai, den sie entlang liefern.
Die Zweibeiner laden fast alles in diese Kisten,die sie dann auf den Schiffen weit weg fahren, oder sie kommen von weit weg hier her.“ „Und das da?“, fragte Timmy und zeigte auf eines der lang gezogenen  Fluss-Frachtschiffe. „Die übernehmen die Kisten, und bringen sie auf den Flüssen ins Hinterland, oder von dort hier her, damit sie auf die großen Schiffe kommen.“
Sie verbrachten noch einige Zeit am Kai, dann verließen sie den Container-Terminal wieder auf die selbe Weise , auf der sie ihn erreicht hatten. So kamen sie wieder dorthin, wo sie angelegt hatten. Die Hafengang zeigte ihnen noch vieles, wie die Museumsschiffe im alten Hafen, das Klima- und das Auswandererhaus, und den Fischereihafen, wo sie sich an ein Paar Räucherfischen delektierten, die ihnen ein gutmütiger Räucherer überlassen hatte ,weil sie nicht ganz gelungen waren. Dabei legten die Mitglieder der Hafengang einen beachtlichen Einfallsreichtum an den Tag ,wenn es darum ging dort hin zu kommen. Nicht nur auf LKW´s ,sondern auch auf Barkassen oder Kleintransportern, lies es sich als blinder Passagier vorzüglich mitfahren. Im Fischereihafen trafen sie auch Fiete wieder, der sich gerade Fischreste aus dem Abfall holte.
Es wurde schon dunkel, als sie wieder an der Anlegestelle ankamen, wo das letzte Schiff des Tages bereit lag.
„Nun, ich hoffe, der Tag in Bremerhaven hat euch gefallen“, meinte Hein „und wie“, meinte Timmy, und der Käpt´n nickte. Sie verabschiedeten sich herzlich, dann schmuggelten sich Timmy und der Käpt´n an Bord, wobei ihre neuen Freunde mit einem kleinen Ablenkungsmanöver halfen. „Kommt ruhig mal wieder“, rief Hein Mück ihnen nach, als das Schiff ablegte, und sich auf den weg zurück nach Bremen machte .
„Mensch Käpt´n du,da häbt ihr aber n´schönen Ausflug gemacht“,rief da eine Stimme auf der Seite .Da saß Fiete, und zwinkerte ihnen zu. „Joa Fiede, weiss,mir fällt grod was ein.Fliech ma voär ,und sach Emma,das ans in Ordnung is ,und wir auf´ m Rückweg sind“ „Jo Käpt´n du. Will ich ma mochen! “ und die Möwe flog davon.
Gute drei Stunden Später kamen sie schließlich erschöpft, aber glücklich in Bremen an, und dort an der Mauer am Martini-Anleger saß Emma, und erwartete sie schon. Auf einem Holzstumpf daneben saß Fiete.
„Na, ihr Rumtreiber, da seid ihr ja wieder. Schönen Tag gehabt?“, begrüßte sie sie, als sie das Schiff verließen . „Oh ,äh ja sicher. Kam aber alles ein bisschen unvorhergesehen“, meinte Timmy „Na ja, kannst mir dann ja alles Zuhause erzählen.
Sie verabschiedeten sich vom Käpt´n und von Fiete, die sich in Richtung Schlachte bewegten, und traten den Rückweg in den Schnoor an.
Später als Timmy wieder auf seinem Lieblingsplatz, auf dem Dach ihres Hauses lag, und in der lauen, sternenklaren Nacht auf das silbrige Band der Weser blickte, dachte er an das, was er heute erlebt hatte .an Bremerhaven, die großen Schiffe und die Hafengang, und das große Wasser, das dahinterlag, das kein Ende nahm, und doch irgendwann auf ferne Länder traf. Und mit diesem Gedanken im Kopf ,der süßen, lauen Nachtluft in der Nase ,und dem Blick, auf die schlafende, von tausenden Lichtern erleuchtete Stadt, und den glitzernden Fluss, schlief er ein.
Ende