Samstag, 4. Oktober 2014

Der Bremer Stadtkater: Timmy auf großer Fahrt



 Timmy zum Siebten.Viel Spass!

„Ja, nee, die fohr´n  durch´n  Hafen,und dann erzählen sie wäs drüber. Also wäss da zu sehn gibt und so“, sagte der Hund. Der Hund, genau gesagt ein Beagle, saß neben einem kleinen, schwarzen Kater mit grünlich gelben Augen, und gemeinsam sahen sie dem Treiben am Martini- Anleger zu. „Ist der Hafen denn so groß, und gibt´s da soviel zu sehen? “,wollte der Kater wissen. „Oh ja ne Menge gibt’s da zu sehen, und er ist ganz ordentlich groß.geht ja bis Bremen-Nord durch. Was meins ,wollen wir uns mal an Bord  schleichen ,und so ne Hofenrundfärt mochen ?“ Timmy war begeistert von dieser Idee, und so warteten sie ,bis das gerade anlegende Schiff am Ufer vertäut lag.
Sich zwischen den Menschen durch zu schleichen, war gar nicht so schwer, und weil die Besatzung mehr auf die gerade Aussteigenden achtete, bekam sie nicht mit ,wie Hund und Katz an Bord schlichen, durch den Gastraum ans freie Heck flitzten, und sich dort erst Einmal unter einer Bank versteckten.
Die ‚Zweibeiner strömten aufs Schiff, und schließlich ,wurde der Steg eingezogen, das Schiff legte ab.
Hund und Kater  warteten ab ,bis auch der Heckbereich wimmelte . Zwischen den ganzen Zweibeinern fiel es nicht weiter auf ,das sie sich an den Bänken vorbei, an die Reeling schlichen, wo kein Fahrgast mehr hinkam. Hier, verborgen hinter der Bank, waren sie auch für die Besatzung nicht zu sehen.
Der Motor brummte auf, das Schiff setzte sich in Bewegung, und sie waren auf der Fahrt.
„Liebe Fahrgäste“, tönte eine Stimme aus einem  Lautsprecher, im Namen der Reederei ,heiße ich sie willkommen auf unserer Fahrt nach Bremerhaven“. „Bremerhaven?“, fragte Timmy mit einer Mischung aus Staunen und Schrecken. „Och, nu ja,is wohl ne kleine Verwechslung passiert. Das is  n´ Büschen weiter nach Norden hin. Also dahin ,wo die Weser fließt, und da sind auch die richtig großen Pödde.“
 „Also weiter weg?“ 
„Tjoar,n´ Büschen weiter schon“ 
„Aber wie kommen wir denn wieder zurück?“ 
„Ach , das kriegen wir schon hin. Entweder mit diesem Schiff, wenn es wieder zurück fährt. Oder es fährt bestimmt noch´n anderes .Is halt n´ Büschen weitär als geplont .Genieß einfach die Fahrt.“
 „Na du kannst optimistisch sein“, meinte Timmy.
Aber andererseits war er auch neugierig darauf, wie es wohl dort aussah, wo die Weser hin floss, und was es auf dem Weg dorthin zu sehen gab. Da zog die Schlachte langsam an ihnen vorbei. Am Ufer lagen mehr oder weniger alte Schiffe. Sie fuhren unter einer weiteren Brücke hindurch, dann war da am Ufer Fabriken ,und Hochhäuser zu sehen, und ringsum herrschte auf dem –und am Wasser reges Treiben. Da kam ein großes Gebäude  an dem „Waterfront stand. Davor war eine Insel. Timmy wusste gar nicht, wohin er zuerst sehen sollte, da auf beiden Seiten so viel zu sehen war.
„Hey Käp´tn du, wie geht´s,machs du n´hier auf´n Schiff?Ah, da ist ja auch der kleine Kadär“
Fiete,die Lachmöwe saß auf der Reeling.“Hey Fiede,das ja ne Überraschung.Ne,wir moch´n n´Trip nach Bremerhoven.“
 „Na denn man noch viel Spass.Ich fliech mal voraus.vielleicht sehen wir uns in Bremerhaven Käpt´n du.“ Und die Möwe breitete die Flügel aus,und flog davon.
 So kamen viele Anlagen an ihnen vorbei .Irgendwann tauchte auf der rechten Seite ein weißes Segelschiff auf , und weiter ging es die Weser hinunter .Die Häuser und Gebäude verschwanden langsam ,und machten Platz für grüne Landschaft und Deiche, wie der Käpt´n das nannte.
„Tjoar, die legen die Zwoiboiner än, damit sie nicht überschwemmt werden.“ 
Und weiter ging die Fahrt. Timmy wusste gar nicht mehr wie lange. Irgendwann begann die Luft  anders zu riechen. Sie roch nach- Salz, es wurde frischer. „Joa“ ,sagte der Käpt´n  beinahe schwärmerisch. „So riecht däs Meer.Jetzt ist es nicht mehr weit.“ 
Und tatsächlich kamen dreieckige ,und runde Bauten in Sicht. „Auf der rechten Seite“, meldete sich die Stimme aus dem Lautsprecher „Kommen die Havenwelten in Sicht .Da ist das Mediterraneum, das Hotel, und dahinter befinden sich der alte Hafen und das Schifffahrtmuseum. In wenigen Minuten werden wir in Bremerhaven anlegen."
Sie waren in Bremerhaven! „Sieh mol da vorne“, sagte der Käpt´n , und wies auf  ihre Fahrtrichtung. Timmy sah am Schiff entlang nach vorne. “Siehst du, däs ist das Meer.“
Und das Wasser dort vorn schien kein Ende zu nehmen.
Das Schiff bog nun in den Hafen ein ,und legte an. Die Menschen begannen auszusteigen, und zwischen zwängten sich und Katze hinaus ,und da standen sie am Kai.
 „Und wo sind jetzt die großen Pötte?“, fragte Timmy, der vor Aufregung und Neugier ganz vergessen hatte ,darüber nachzudenken, wie sie wieder zurück kamen. „Das känn ich euch zeigen“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihnen , „oder besser wir“ Timmy und der Käpt´n drehten sich um. Hinter ihnen standen und saßen fünf Gestalten. Es waren drei Katzen und zwei Hunde, denen man ansah,das sie schon bessere Tage erlebt hatten. Eine der Katzen, vielmehr ein großer grau getigerter Kater mit grünen Augen, saß etwas vor den anderen, und beäugte sie abschätzend.
„Wer seid ihr denn“, fragte Timmy „Ich bin Hein Mück, oder einfach Hein, und das“ ,er wies nach hinten, „ist die Hafengang“ Gerade wollte Timmy etwas entgegnen, als der Käpt´n rief: “Möllenbeck bist du´ s ?“ „Is nich wahr, das is doch der alte Käpt´n ,gibt´s dich immer noch, alter Seehund?“ Ein ziemlich mitgenommen aussehender Schäferhundmischling löste sich aus der Gruppe, und kam Schwanzwedelnd auf den Käpt´n zu. „Is das ne Freude dech wieder zu treffen. Timmy, däs is Möllenbeck ,ein alter Freund aus Seefahrertagen.Als ich ihn kennen gelernt hob, war er fast noch eine Welpe.Häs aber auch nich nur Glück gehabt nech woahr?“ 
„Ach lass ma“, aber jetz hab ich quasi ne Familie. Und wer is das?“
 „Dos ist Timmy.Lebt in unserem Revier in Bremen.“ 
„So so, aus Bremen seid ihr“, meinte Hein Mück „und darf ich fragen ,was ihr hier macht?“
 „Noa Ja, eigentlich wollten wiär ne Hafenrundfahrt machen,äber wir sind aufs falsche Schiff geklettert. Und nu haben wir gesagt, wenn wir schon ma hier sind ,können wir uns auch mal die großen Pödde ansehen.“ 
„Aha, und dann mit dem nächsten Schiff zurück?“ 
„Joa, so haben wir uns das gedacht.“
 „Nun gut, wenn ihr wollt, zeigen wir euch eine Möglichkeit, zum Containerhafen zu kommen, wo die richtig großen Schiffe liegen. kommt!“
Unter der Führung Heins, liefen sie durch die Hafenanlagen zur Strasse, und schließlich zu einer Art Tankstelle mit einem Restaurant. Dort standen mehrere LKW´s ,Sattelzüge, mit jenen stählernen ‚Kisten darauf ,die man Container nennt.
„Springt hinten auf den ziehenden Wagen drauf, da könnt ihr euch gut verbergen“ und im nächsten Moment war mit einem Satz  auf dem Fahrzeug drauf. Seine Hafengang tat es ihm nach, und auch Timmy und der Käpt´n suchten sich ein Fahrzeug und sprangen auf.
Es dauerte etwas ,bis ein Zweibeiner kam, in die Fahrerkabine stand, und los fuhr. So ging es in Richtung Containerterminal. sie mussten sich fest halten, und bekamen strammen Fahrtwind ins Gesicht. Außerdem war es hier direkt hinter dem Motor ziemlich laut, und jedes Mal, wenn er lenkte, mussten sie besonders vorsichtig sein, um nicht herunter zu fallen.
Schließlich fuhren sie ins Gebiet des Containerhafens hinein. Überall standen diese großen Kisten auf Höfen .LKW´s ,und große Ungetüme mit langem Arm und Gabeln standen dort auf Höfen, und dann kamen sie an einem Bau vorbei, auf dem „Letzte Kneipe vor New York“ stand.
Jetzt fuhren die LKW´s einen großen Hof an ,und kamen zum Stehen. Das war die Einfahrt zum Terminal. „Abspringen“, rief  Hein Mück . Sie sprangen ab, und liefen ,im regen Verkehr unbemerkt auf das Gelände ,dem Kai zu. Dabei hielten sie sich zwischen den Containern. Schließlich waren sie am Kai, und da lagen sie. Sie waren Gigantisch, wie Hochhäuser. Viel größer, als Timmy sie sich vorgestellt hatte.
„Joa“, sagte der Käpt´n, mit gerührter, fast bebender Stimme „Das sind die großen Pödde.“
„Und auf so was bist du gefahren?“, fragte Timmy „Joa, nech ganz so groß, aber auch nech viel kleiner. Joa ,auf solchen Schiffen bin ich gefohrn.“ Beeindruckt sah Timmy auf die Silhouette des riesigen Containerschiffs. „Ja, das sind man Schiffe wa?“, meinte Hein Mück „Kommt, wir zeigen euch mal ein Versteck hier am Kai. Da ham wir noch was zu fressen. Ihr habt doch bestimmt Hunger.
Tatsächlich, jetzt wo Hein es sagte, merkte Timmy auch, das er hungrig war, und so folgte er der Hafengang bis zu einem alten ,rostigen Container, der an einer Seite ein Loch hatte. Hier lagen ein Paar Fleischknochen, und ein Paar Fische. „Das fällt so beim Verladen ,oder drüben in der Kneipe ab“, meinte Hein vergnügt. Sie begannen zu fressen. Durch  das Loch konnte man den Kai ,die Schiffe ,und das Meer dahinter sehen.
„So“, meinte Hein „und nun ,wo wir Ruhe haben, will ich euch mal die Hafengang vorstellen. Dies“, er wies mit der Pfote auf eine Schwarzweiße Katze neben ihm, „ist Lale. Gut, Möllenbeck kennt ihr ja schon, dort..“ er lenkte die Aufmerksamkeit auf die kleine Promenadenmischung neben Möllenbeck „…ist Hansen. Ja und dieser stattliche Kater…“ und er wies zur anderen Seite ,auf einen ziemlich dicken dunkelbraunen Kater mit weißen Pfoten „… ist Khan“ Khan nickte ihnen zu.
„Und ihr seid Timmy und der Käpt´n, wenn ich mich nicht irre, und ihr wollt euch Bremerhaven ansehen?“  „Nu eigentlich sollte  es nur ne Hofenrundfahrt werden, aber dann is Bremerhoven draus geworden. Aber wenn wir nu schon hier sind ,warum nech?“ „Und da habt ihr wirklich ,wirklich Glück gehabt, das ihr uns getroffen habt, denn wir sind die besten Fremdenführer, die ihr euch vorstellen könnt. Es gibt niemanden, der sich hier besser auskennt, als wir.“ „Ah ja? Na dann los“, meinte Timmy ,und wollte durch das Loch hinaus ,und drauf los stürmen. Hein hielt ihn zurück ,und zog ihn wieder in den Container. Im nächsten Moment fuhr ein hohes Ungetüm laut dröhnend an ihm vorbei ,das einen Container trug. „Gemach ,gemach kleiner. Das Erste ,was du hier lernen musst ,ist Vorsicht. Hier herrscht n´ reger Durchgangsverkehr, wie du siehst. Da bist du schnell Matsch, wenn du nicht aufpasst. Wir verlassen den Container auf der anderen Seite durch die Türen “ Das taten sie dann auch , und liefen zwischen den Reihen der Stahlkisten hin und .hier und da ,mussten sie ähnlichen Ungetümen und LKW´ s ausweichen oder sich in Nischen drücken ,um nicht platt gefahren zu werden, und kamen schließlich zum Kai, den sie entlang liefern.
Die Zweibeiner laden fast alles in diese Kisten,die sie dann auf den Schiffen weit weg fahren, oder sie kommen von weit weg hier her.“ „Und das da?“, fragte Timmy und zeigte auf eines der lang gezogenen  Fluss-Frachtschiffe. „Die übernehmen die Kisten, und bringen sie auf den Flüssen ins Hinterland, oder von dort hier her, damit sie auf die großen Schiffe kommen.“
Sie verbrachten noch einige Zeit am Kai, dann verließen sie den Container-Terminal wieder auf die selbe Weise , auf der sie ihn erreicht hatten. So kamen sie wieder dorthin, wo sie angelegt hatten. Die Hafengang zeigte ihnen noch vieles, wie die Museumsschiffe im alten Hafen, das Klima- und das Auswandererhaus, und den Fischereihafen, wo sie sich an ein Paar Räucherfischen delektierten, die ihnen ein gutmütiger Räucherer überlassen hatte ,weil sie nicht ganz gelungen waren. Dabei legten die Mitglieder der Hafengang einen beachtlichen Einfallsreichtum an den Tag ,wenn es darum ging dort hin zu kommen. Nicht nur auf LKW´s ,sondern auch auf Barkassen oder Kleintransportern, lies es sich als blinder Passagier vorzüglich mitfahren. Im Fischereihafen trafen sie auch Fiete wieder, der sich gerade Fischreste aus dem Abfall holte.
Es wurde schon dunkel, als sie wieder an der Anlegestelle ankamen, wo das letzte Schiff des Tages bereit lag.
„Nun, ich hoffe, der Tag in Bremerhaven hat euch gefallen“, meinte Hein „und wie“, meinte Timmy, und der Käpt´n nickte. Sie verabschiedeten sich herzlich, dann schmuggelten sich Timmy und der Käpt´n an Bord, wobei ihre neuen Freunde mit einem kleinen Ablenkungsmanöver halfen. „Kommt ruhig mal wieder“, rief Hein Mück ihnen nach, als das Schiff ablegte, und sich auf den weg zurück nach Bremen machte .
„Mensch Käpt´n du,da häbt ihr aber n´schönen Ausflug gemacht“,rief da eine Stimme auf der Seite .Da saß Fiete, und zwinkerte ihnen zu. „Joa Fiede, weiss,mir fällt grod was ein.Fliech ma voär ,und sach Emma,das ans in Ordnung is ,und wir auf´ m Rückweg sind“ „Jo Käpt´n du. Will ich ma mochen! “ und die Möwe flog davon.
Gute drei Stunden Später kamen sie schließlich erschöpft, aber glücklich in Bremen an, und dort an der Mauer am Martini-Anleger saß Emma, und erwartete sie schon. Auf einem Holzstumpf daneben saß Fiete.
„Na, ihr Rumtreiber, da seid ihr ja wieder. Schönen Tag gehabt?“, begrüßte sie sie, als sie das Schiff verließen . „Oh ,äh ja sicher. Kam aber alles ein bisschen unvorhergesehen“, meinte Timmy „Na ja, kannst mir dann ja alles Zuhause erzählen.
Sie verabschiedeten sich vom Käpt´n und von Fiete, die sich in Richtung Schlachte bewegten, und traten den Rückweg in den Schnoor an.
Später als Timmy wieder auf seinem Lieblingsplatz, auf dem Dach ihres Hauses lag, und in der lauen, sternenklaren Nacht auf das silbrige Band der Weser blickte, dachte er an das, was er heute erlebt hatte .an Bremerhaven, die großen Schiffe und die Hafengang, und das große Wasser, das dahinterlag, das kein Ende nahm, und doch irgendwann auf ferne Länder traf. Und mit diesem Gedanken im Kopf ,der süßen, lauen Nachtluft in der Nase ,und dem Blick, auf die schlafende, von tausenden Lichtern erleuchtete Stadt, und den glitzernden Fluss, schlief er ein.
Ende