Sonntag, 17. April 2016

Jan-aus dem Reich der Toten-Teil 9

Ich bekomme eine Gänsehaut. Hatte Jan also tatsächlich Recht? Und somit war auch er ermordet worden. Ich muss das ganze erst mal sacken lassen. Laut Kommissar Lohmann wird jetzt auch der Garten des Hauses gründlich untersucht. Am Abend wollen wir uns mit Martin und Adele treffen.

Ich versuche meine Arbeit so gut es geht zu erledigen, aber die Kollegen merken mir an, dass ich nervös bin. Und dann fällt mir etwas ein, nämlich Klaras Tagebücher, die ihre Schwester uns gegeben hat. Martin hat sie entgegen genommen. Vielleicht sollte ich ihn bitten, sie mit zu unserem Treffen nehmen Ich rufe ihn also an, und er sagt es zu.

„Ich habe sie schon überflogen, aber es scheint nichts besonders wichtiges für uns drin zu stehen. Wir  sie uns aber noch mal in Ruhe zu Gemüte führen.“
Das tun wir nun. Kurze Lesestunde. Und dann fällt es mir auf. Fast auf der letzten Seite.
„Hier, ich hab´ es“, rufe ich laut, und lese vor: „Heute Morgen vertraute mit Jan in seinem Zimmer etwas an, was mich in einen Schockzustand versetzte .Er bestätigte den Verdacht, den auch ich hatte, das er nicht mehr derselbe ist. Ich bin also nicht die Einzige, der das aufgefallen ist.“

„Interessant ist auch das Datum der Eintragung: Gut eine Woche bevor sie verschwand.“
„Das Puzzle setzt sich zusammen“, sinniert Hanseaten- Columbo. „Ich denke da an Konnincks Geschichte von Joost und Marten, bin allerdings noch sicher, wie alles zusammen passt.“

„Eh ich es vergesse: Wir haben im Garten des Dijsterkamp- Hauses noch mehr Knochen gefunden. Unter Sträuchern vergraben. Sie gehören wohl zu sechs bis Acht Jahren. Scheint, als hätten wir es mit einem Serienmörder zu tun. Kommissar Geerjes a.D. ist zur Fahndung ausgeschrieben.“

„Und wie machen wir jetzt weiter?“, fragt Adele
„Es gibt doch noch Enkel der Dijsterkamps, die in der nähe von Bremen wohnen“, werfe ich ein
„Sehr richtig“, meint Martin „die könnten was wissen, oder zumindest von ihren Eltern etwas gehört haben .Und dann gibt es ja auch noch den USB-Stick von Fred. Was ist eigentlich damit?“ Diese Frage ist an Lohmann gerichtet.
„Liegt noch in meinem Büro im Schreibtisch, sollten wir uns jetzt wirklich mal ansehen. Aber ich werde mir jetzt mal die Akten der merkwürdigen Todesfälle um die Dijsterkamp- Familie mal kommen lassen, einschließlich ungeklärter Vermisstenfälle aus der Zeit.Irgendwer müssen die Leichen ja sein.“
???

Es ist nicht ganz so schwer, die noch lebenden Dijsterkamp- Nachkommen zu finden. Hendrik Dijsterkamp, Sohn von Luisa, und seine Frau Marie wohnen in Stuhr vor den Toren Bremens. Seine Schwester Mareijke, verwitwet, in Oberneuland.

„viel kann ich ihnen nicht sagen. Ich war schließlich noch ein Baby, meine Schwester war drei Jahre älter. Opa konnte ich nicht mehr richtig kennenlernen. Mama erzählte viel von ihnen .Auch von Cousin Marten. Ich glaube, ich war drei Jahre alt, als er starb.“

Von Mareijke erfahren wir auch nicht viel mehr. Immerhin hat sie ein Bündel Briefe für uns, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte.

„Ich habe zwei, Drei gelesen“, erzählt sie „In einem wurde auch von Marten erzählt, das er sich seit Afrika stark verändert habe.“

„Irgendwo drehen wir uns im Kreis“, meint Martin
„Glaubst du, das Marten, Jan und Klara getötet hat?“, frage ich
„Offen gesagt, keine Ahnung, aber ausschließen kann man nichts.“


Hanseaten-Columbo bekommt derweil einen Anruf. Mit ernster Mine wendet er sich an Uns:
„Der Wagen von Geerjes wurde im Blockland gefunden. Halb in die Wümme gefahren. Es fanden sich Blutspuren darin. Kommt, wir fahren hin.

Geerjes Wagen, ein blauer Citroen wurde inzwischen aus der Wümme  gezogen, und steht oben am Deich, im Ausflugsgebiet. Er ist schwer beschädigt, Schlamm verdreckt und nicht mehr fahrbereit. Polizisten suchen die Umgegend ab.

Der Kommissar lässt sich von einem Beamten auf den neusten stand bringen, als vom Fluss aus gerufen wird. wir gehen hinab, und gerade als wir ankommen, ziehen in einiger Entfernung zwei Männer einen leblosen Körper aus dem Schilf.

Lohmann presst die Lippen aufeinander und meint: “Ich fürchte, wir haben ihn gefunden“
Geerjes Körper ist nass, schmutzig und Schlamm verschmiert. Es scheint, als hätte er sich aus eigener Kraft aus dem Auto befreit, und sich durch das hier nicht ganz so tiefe, Wasser dorthin geschleppt, wo er dann gefunden wurde? Sein Kopf weist eine klaffende Wunde auf.


Tote, seit ich diese Sache angefangen habe, gibt es ständig Tote. Schon wieder einer, und wenn ich an die Skelette aus dem Garten denke .Wer bist du, du Bestie?...

Sonntag, 3. April 2016

Tagebuch eines unfreiwilligen Helden-Teil 16

26.5.2025, im Norden, Irgendwann,Fortsetzung

Auch am Polarkreis wärmen um diese Zeit Sonnenstrahlen im kurzen arktischen Sommer, welche den, sonst gefrorenen, Boden der Tundra aufweichen, und in sumpfige Flächen verwandeln. Durch diese Landschaft fuhren wir in einem alten Bus einem kleinen Dorf zu, das zum größten Teil aus Holzhäusern bestand.

Während der ganzen Fahrt, war Celia auffallend still und distanziert, ja geradezu spröde gewesen. Ich vermutete, dass das mit ihrer Haft zusammen hing, und hatte Verständnis. Daher nahm ich es hin.

Unsere Reise neigte sich nun dem Ende zu. Wir hatten das Dorf durchquert, und fuhren auf einen sanften , von einigen kleinen Lärchen bewachsenen, Hügel, außerhalb des Dorfes zu zu, auf dem  sich ein kleiner Bauernhof befand, der aus einem Holzhaus ,und einer hölzernen Scheune bestand.

Der Bus hielt vor dem Haupthaus an. Wir stiegen aus. Gleichzeitig öffnete sich die Tür des Hauses, und hinaus trat ein hochgewachsener, etwa Siebzig Jahre alter Mann in der Kleidung des Lappen-Volkes. Sein Körperbau war kräftig, das Gesicht scharf gezeichnet und wettergegerbt, und doch mit gutmütigem Ausdruck. Wach und freundlich blickend die hellblauen Augen.

Sein Blick fiel auf mich. Er reichte mir die Hand, und sagte in reinem Deutsch:
„Nun bist du also hier. Du hast es tatsächlich geschafft. Ich bin Finn Hjärtisson. Kommt herein. Wir müssen uns auf die entscheiden Schlacht vorbereiten.“

Wir betraten das einfach eingerichtete Gebäude. Hjärtisson führte uns durch das Wohnzimmer zu einer Treppe, die nach unten führte. Als er, unten angekommen, das Licht einschaltete, staunten wir nicht schlecht.

Hier standen ein großes Funkgerät, ein Computer und ein großer Flachbildschirm.
„Nun ist es an der Zeit, sich die Drei Umschläge anzusehen, die du gesehen hast. Jeder ist für sich wichtig, und alle Drei gehören zusammen.“

Ich nahm die Drei Umschläge aus meinem Rucksack, und legte sie vor uns auf den Tisch, um den wir Platz genommen hatten.
„Fangen wir mit dem von Drees de Gruyne an.“, meinte Hjärtisson, und griff nach dem dicken Umschlag. Er nahm einen Brieföffner und öffnete ihn. Zum Vorschein kam eine DVD-Box, die eine CD enthielt. Hjärtisson schaltete den Computer und den Bildschirm ein, und legte die Disc ein. Es erschien ein Bild, das mir den Hals zuschnürte.

Auf dem Schirm erschien ein älterer Mann mit braunem, grau meliertem Haar, freundlichen braunen Augen, und klugen Zügen, der zu sprechen begann:

„Mein lieber Sohn, den ich nie kennen gelernt habe,

Wenn du das hier siehst, bin ich tot, und ich bin sicher keines natürlichen Todes gestorben, selbst, wenn es so aussehen mag. Ich habe jedoch meine Vorkehrungen getroffen, und du, Tobias, stehst in ihrem Vordergrund. Du wirst dich nun fragen, warum ausgerechnet du, doch ich werde dich jetzt in das Geheimnis einweihen. Das vielleicht größte und brisanteste Geheimnis überhaupt.

Hat sich je jemand von euch gefragt, wer dieser geheimnisvolle Kanzler ist, der so bewundert und zugleich gefürchtet wird, und doch nie in der Öffentlichkeit auftritt? Nun, dann Tobias, mach dich bereit für eine Überraschung oder mehr für einen Schock, denn
DU BIST DER KANZLER!
Du bist es, seit ich tot bin. Darum sind sie hinter dir her. Darum wollen sie deiner habhaft werden.
Ich war der Kanzler. Ich habe das alles eingeleitet. Glaube mir, wenn ich sage, dass ich es so nicht beabsichtigt hatte, wie es dann gekommen ist.

Als ich dies einst begann, und alles aufbaute, hatte ich eine Vision. Eine Vision von einem besseren, vereinten Europa. Doch es wurde ein Alptraum daraus.

Du wirst dich fragen, warum ich nichts dagegen getan habe, wo ich doch der Kanzler war. Nun, zum Einen erlag ich der Illusion, ich könnte es noch selber ändern, doch dazu war es längst zu spät. Zum Anderen wusste ich nicht mehr, wem in meiner Regierung ich noch trauen konnte. und so ging ich im Geheimen in den Widerstand, und wurde einer seiner führenden Köpfe. Die Regierung hielt die Illusion vom geheimnisvollen Kanzler weiter aufrecht, weil sie ohne ihn ihre Macht nicht aufrecht erhalten hätte können.

In den anderen beiden Umschlägen, die ich dir geben lies, ist alles, was du zur Durchführung der Operation „Morgenröte“ brauchst.
Ist diese Operation erst einmal im Gang, so kann sie nicht mehr gestoppt werden, und wird zum Untergang des jetzigen Regimes führen, und dazu das politische System in seinen Grundfesten erschüttern.

Groß-Europa, so wie es jetzt ist, wird dann unwiderruflich aufhören zu existieren. Man muss, um etwas Neues, Besseres aufzubauen, das alte nieder reißen.

Wenn du dich entschließt Tobias, Morgenröte in Gang zu setzen, wäre es auch deine letzte Amtshandlung als Kanzler, doch du wärst der Wegbereiter einer neuen Gesellschaft. In deinen Händen liegt nun das Schicksal  dieser Gesellschaft. Mir ist bewusst, was ich dir aufbürde, doch bin sicher, du wirst das richtige tun. Ich wünsche dir von Herzen viel Glück, und die Kraft, diese Herausforderung zu bewältigen.“

Das Bild verlosch, und wir starrten uns fassungslos an. Mir war schlecht, um mich drehte sich alles .Das war doch verrückt! Ich der Kanzler? Ich sollte nichts weniger als eine Revolution in gang setzen! Mit zittrigen Händen griff ich nach dem Zeiten Umschlag auf den Tisch, und begann, ihn zu öffnen, da ertönte eine scharfe stimme.
„In Ordnung, dann wissen wir jetzt alles. Im Namen der Regierung Groß-Europas ihr seid verhaftet!“

Masslos entsetzt, sahen wir Celia an, die eine Waffe  auf uns gerichtet hielt, und uns böse anlächelte. In der anderen Hand hielt sie ein Handy, in das sie sprach:
Major, haben sie uns geortet? Gut, ich erwarte sie“…