Heute stelle ich euch eine neue Detektiv-Figur vor, den Schwergewichtigen Privatdetektiv Tjark Fenrissen, genannt Fenris,ich hoffe,ihr mögt ihn.hier ist sein erster Fall.
„Schön, das sie da sind“, sagte Hauptkommissar Stieler,
Polizeichef von Frersum, eines Ortes an der Küste, irgendwo zwischen
Bremerhaven und Cuxhaven. Er war ein hochgewachsener, schlaksiger Mann, Mitte
fünfzig, mit dunkelrötlichem Haarkranz. Tjark Fenrissen, Privatdetektiv, 53 Jahre alt, groß und gute drei Zentner schwer, mit vollem blonden Haar, einem rundlichen,leicht gerötetem Gesicht mit
Knollennase und einer runden Brille, nickte.
„Kein Problem, Herr Kommissar, ich helfe ihnen gern, was
kann ich also für sie tun?“
Es kam häufiger vor, dass wir der örtlichen Polizei halfen.
Wir, das waren Fenrissen und ich, Jan Alldag.32 Jahre jung, dunkelblond,
mittelgroß, dafür kräftig, mit, man würde wohl sagen Allerweltsgesicht. Zu
unserem Haushalt gehört noch die gute Seele, Frederike Brahms, 50 Jahre alt,
dick, pausbackig, sehr gutmütig, und die beste Köchin der Welt. Sie arbeitet
als Haushälterin für Tjark Fenrissen, den Junggesellen, der irgendwo aus
Skandinavien stammt, aber nicht Preisgeben, will, von wo genau. Er hat eine Schwäche
für gutes Essen, besondere Biere, ist ein guter Schachspieler und ein verdammt
guter Detektiv, weshalb das auch sein Beruf ist. Er ist Privatdetektiv. Da er
aus Skandinavien stammt, und wegen der Ähnlichkeit des Namens, wird er nach der
Figur der nordischen Sage kurz Fenris genannt. Ich bin sein Privatsekretär und
Assistent.
Da man nun in der Provinz von Fällen nicht gerade
überschwemmt wird, und die Polizei von Frersum auch nicht gerade überbesetzt
ist kommt es eben häufiger vor, das wir um Hilfe gebeten werden. Genau genommen
geschieht das bei allen ungewöhnlichen Fällen, bei denen unsere örtliche Polizei nicht mehr weiter kommt.
„Nun, sie haben sicher in der Zeitung von dem Raub im Globus
–Museum gelesen.“
Das Globus-Museum war einer der Mittelpunkte der Gemeinde
Frersum. Es wurde von örtlichen reichen Mäzenen mitfinanziert, und stellte, wie
der Name vermuten lies, internationale Exponate zu Naturkunde und Ethnologie
aus. Auf Grund der hohen Qualität seiner Exponate, aber auch seiner
Wissenschaftler, hatte es sich auch überregional einen Namen gemacht.
„Sicher, interessante Geschichte. Eine wertvolle
Bronze-Skulptur aus Rumänien ist dort gestohlen worden. Es ist die Abbildung
eines asiatischen Schamanen aus dem Dreizehnten Jahrhundert. Das besondere ist,
das es während der Eröffnung der Ausstellung geschah. Vor einigen hundert
Leuten.“
„richtig“, ergänzte der Kommissar „Man hatte am
Sicherungskasten eine Vorrichtung angebracht, die einen Kurzschluss bewirkte,
so dass das Licht aus ging. In der Dunkelheit wurde dann der Museumsdirektor
niedergeschlagen, der nahe der Vitrine mit der Skulptur stand, die Vitrine
eingeschlagen, und die Figur entwendet. Das Rätselhafte ist, das es nicht
möglich war, die Figur aus dem Museum zu schaffen. Der Kurzschluss wurde nach
wenigen Minuten behoben, und man hätte damit durch den ganzen Saal fliehen
müssen. Nachdem das Licht wieder an war, wurde jeder Besucher und jeder
angehörige durchsucht, ebenso, wie alle möglichen Verstecke im Museum. In der
kurzen Zeit gab es ja nicht viele Möglichkeiten. Es ist ein Rätsel, wie sie es
geschafft haben, die Figur aus dem Museum zu bekommen.“
„Und das sie noch im Museum ist, kann ausgeschlossen
werden?“, fragte Fenris „Ja, wie gesagt, die möglichen Verstecke wurden
überprüft, aber eine Spur haben wir gefunden. Einen Hotelzimmerschlüssel vom
Nordsee-Palast, dem ersten Haus am Platze. Ich komme grade von dort.
Offensichtlich hat sich jemand unter dem Namen Karl Stollberg dort in dem
betreffenden Zimmer eingemietet, und zwar am Abend vor dem Raub. Der Portier
beschrieb ihn als groß gewachsen mit Vollbart, Brille und Schlapphut, und er
hatte eine Aktentasche bei sich. Er checkte unter dem Namen Paul Stollberg ein.
Als wie das Zimmer durchsuchten, fanden wir nichts besonderes, und von der Person
fehlte jede Spur. Das Hotel will uns benachrichtigen, wenn er wieder
auftaucht.“
„Und hat man diesen Stollberg, oder einen Mann, auf den
seine Beschreibung passt, in der nähe des Museums gesehen?“, fragte Fenris
„Nein“, erwiderte der Kommissar. Er ist bis jetzt nicht
wieder aufgetaucht. Es wird jetzt nach ihm gefahndet. Haben sie die Figur denn
schon gesehen?“
„Ja, sie war ja in der Zeitung abgebildet. Eine art Schamane
in einem Fellkostüm mit dem Schädel eines Hirsches. Er trägt einen Gürtel, an dem
Feldfrüchte hängen, Maiskolben, glaube ich. Wie geht es dem Direktor?“
„Den Umständen entsprechend gut. Er wird ist jetzt erstmal
auf Urlaub und will ein Paar Tage verreisen, um Abstand zu bekommen. Kann man
ja verstehen.“
„Ich hätte ja gern noch mit ihm gesprochen, und dann muss
ich mir den Tatort noch ansehen. Sie haben sicher die Adresse, wollen wir?“
*
Direktor Jenks war noch zu Hause. Er war schon beim Packen,
nahm sich aber trotzdem die zeit mit uns zu reden. Er war von hagerer Statur,
mit grauem, nach hinten gekämmtem Haar mit großen Geheimratsecken. Viel konnte
er allerdings nicht berichten.
„Ich stand bei der Vitrine ,denn es war ja ein besonderer
Schatz, der nach der Ausstellung an die rumänische Regierung zurück gegeben
werden sollte, darum hatte ich sie auch in meinem Tresor in Verwahrung.
Plötzlich ging das Licht aus, ich wurde von hinten gepackt, und zu Boden
geschleudert, dann hörte ich es klirren, und danach den Dieb weg rennen. Kurz
darauf ging das licht wieder an, und die Figur war weg.“
„Ihren Angreifer konnten sie nicht erkennen?“, fragte Fenris
„Leider nicht. Es war dunkel, und es ging alles sehr
schnell. Es ist ein schrecklicher Verlust für das Museum“
„Und doch wollen sie jetzt verreisen?“
„Mein Stellvertreter wird das schon hin bekommen, außerdem
bin ich ja nicht weg, ich komme ja wieder.“
„Kennen sie einen Paul Stollberg?“
„Nein, wer ist das“
Ein eventuell Verdächtiger in diesem Fall. Vielen Dank für
ihre Zeit ,und gute Reise.“
*
Das Museum hatte, entsprechend seinem Namen eine runde Form
mit einem riesigen Kuppeldach. Irgendein moderner Architekt hatte sich hier
ausgetobt, und der Gemeinderat hatte es bei der Einweihung als
Richtungsweisende Architektur bezeichnet.
Der Saal, in dem die Statue sich befunden hatte, war riesig,
lang gestreckt und fast hundert Meter lang. Der Boden war aus grünem Marmor,
die Wände aus weißem Stuck mit
Gold-Verzierungen. Die Gemeinde hatte sich das Ganze etwas kosten lassen, aber
sie hatte es. Sie verdiente recht gut am Tourismus, was auch an der 2000 Jahre
alten Siedlung lag, die hier ausgegraben worden war, und die renommierte
Archäologen anzog.
Hinten am entgegen gelegenen Ende waren große Fenster, vor
denen schwere Vorhänge hingen, welche die ganze Wand bedeckten, und bis zum
Boden reichten. Hier rechts, stand jene Vitrine, versehen mit einer
Polizeiabsperrung, die die Figur beherbergt hatte. Scherben lagen noch herum, die
von der zertrümmerten Vitrinenwand herrührten. Fenrissen ging um die Vitrine
herum, und sah sie sich genau an. „Mm mm, mm mm“, murmelte er, dann wandte er sich
an mich: „Jan, können sie mir einen Gefallen tun? Stellen sie sich doch mal
hier an der Vitrine auf…ja, sehr gut. Und nun…“ er fischte eine Taschenuhr aus
seiner Jacke. Diese uralte Uhr hegte und pflegte er. Von modernen Armbanduhren
hielt er nicht viel. „Diese Uhr“, sagte er immer "mißt schon seit fünf
Generationen zuverlässig die Zeit. Warum soll ich sie da gegen so einen
modernen Kram eintauschen?“ Er sah auf
die Uhr
„…und nun laufen sie bitte so schnell sie können von hier bis
zur Tür“
„Ich soll was?“
„Laufen. Na nun
laufen sie!“
Tja, man musste ja nicht alles verstehen, also lief ich los,
und stoppte an der Tür.
„Gut so, oder soll ich vielleicht noch mal zurück?“
„Nein, nein, das haben sie ausgezeichnet gemacht, danke. Kommen
sie jetzt zurück, es muss aber nicht im Laufschritt sein.“
Ich kam zurück.
„Und welchen Zweck hatte das jetzt?“, wollte ich wissen.
„Ein kleines Experiment, das mir in einer Frage Klarheit
verschaffen sollte.“
Er zwinkerte mir zu
„Kommen sie, ich glaube, hier gibt es für uns nichts mehr zu
tun“
In diesem Moment klingelte das Handy des Kommissars, und Fenris verdrehte die Augen. Er hatte für moderne Technologie nicht allzu
viel übrig. Jetzt wandte sich Stieler aufgeregt an uns.
„Einer meiner Leute hat sich grade vom Flughafen in Bremen
gemeldet. Stollberg soll dort gesehen worden sein, daher habe ich ihn und noch
einen Kollegen dorthin geschickt. Und sie haben ihn tatsächlich dort gesehen.
Groß gewachsen, Sonnenbrille und dunkler Bart, die Beschreibung passt genau.
Sie sind ihm zur Herrentoilette gefolgt, und warten jetzt, das er hinaus kommt,
übrigens ist ihnen dabei Direktor Jenks begegnet.“
„Sagen sie ihnen, sie sollen ihn nicht entkommen lassen.“,
antwortete Fenris.
Ich wandte mich zu ihm um, und wollte gehen, da fiel mein
Blick auf das Schild der Vitrine, auf dem die
Figur abgebildet war. "Ein sehr schönes Stück", meinte ich
„Ja“, meinte mein Boss versonnen, und sah auch darauf.
Plötzlich stockte er. Er sah noch einmal näher hin. Seine Augen weiteten sich,
und er stieß einen Schrei aus.
Wir sahen verwundert zu ihm hin.
„Oh ich Esel, ich dreifacher Esel!“, rief er „wie konnte ich
so blind sein, ich hätte das Rätsel schon zu Hause lösen müssen. Stieler, rufen
sie ihre Leute an, sie sollen Jenks nicht abfliegen lassen, und wir", er wandte
sich an mich „müssen sofort nach Hause, ich brauche meine Zeitung!“
*
„Woher wussten sie das?“, rief Kommissar Stieler beim
eintreten in unser Büro. „Sie haben die Figur bei ihm gefunden.“
„Ach, ich hätte das schon wissen müssen, als ich in der
Zeitung das Foto der ausgestellten Figur sah, da hätte mir alles klar sein
müssen.“
„Ich verstehe nicht“
„Mais, Herr Kommissar, Mais. Es hingen Maiskolben am Gürtel
der Figur. Ich habe mir das Zeitungsfoto noch einmal mit der Lupe angesehen,
und es besteht kein Zweifel. Oh, und das ist mir nicht aufgefallen.“
„Was hat denn Mais mit dem Fall zu tun“
„Heilige Einfalt, verstehen sie nicht? Laut Aufschrift,
wurde die Figur im osteuropäischen Raum im Dreizehnten Jahrhundert gefertigt.
Ein Künstler im Europa des Dreizehnten Jahrhunderts konnte aber noch keinen
Mais kennen, denn der Mais stammt aus Amerika und kam erst im Siebzehnten
Jahrhundert nach Europa. Das bedeutet, das die dort ausgestellte Figur nicht
aus dem Dreizehnten Jahrhundert stammen kann, und demnach…“
„…muss sie eine Fälschung sein.", ergänzte der Kommissar. "Aber die Echtheit der bei
Jenks gefunden Figur, wurde bereits bestätigt.“.
„Richtig“, meinte Fenris „die echte Figur war ja auch hier
angekommen. Mir fiel das beim Blick auf die Tafel der Vitrine auf. Dort trägt
die Figur nämlich Weizen und Roggenähren. Mir hätte das mit dem Mais gleich
auffallen müssen. Das Ganze war sehr raffiniert eingefädelt, und hätte
wahrscheinlich geklappt, wenn dem Fälscher nicht dieser Fehler unterlaufen
wäre“
„Ich verstehe, was sie meinen“, sagte Stieler „Wenn die
ausgestellte Figur eine Fälschung war, dann musste der eigentliche Diebstahl
schon vor der Ausstellung statt gefunden haben“
„Natürlich, sie wurde vorher vertauscht“, nickte Fenris
„Und die einzige Person, die in dieser Zeit Zugang zur Figur
hatte, war Jenks, denn er verwahrte sie ja.“, ergänzte ich
„Sehr richtig“, sagte Fenris „Er muss das schon lange
geplant haben und ließ extra die Fälschung anfertigen. Der plan war, die Figur
zu vertauschen, und sich am nächsten Tag mit dem Schatz in den Urlaub zu
verabschieden, aus dem er nicht wieder kehren würde. Es gibt ja genug reiche Sammler
in Übersee, die bereit sind dafür hohe Summen zu zahlen, ohne Fragen zu stellen
.Aber dann ging es schief. Der Fälscher hat es vermasselt und Jenks hat es wohl
erst bemerkt, als die Figur schon in der Vitrine war. Den Besuchern wäre wohl
nichts aufgefallen, aber vor der Rückgabe an die rumänische Regierung wäre die
Figur fraglos von einem Experten geprüft worden, und da wäre so ein schwerer
Fehler natürlich aufgefallen, also musste sie auf möglichst Aufsehen erregende
Weise verschwinden, denn er brauchte Zeit, um sich mit der echten davon zu
machen, und da kam er auf die Idee mit dem Raub,“
„Ja, aber die Figur, die bei Jenks gefunden wurde, ist
eindeutig die echte, Wo ist dann die Fälschung?“, fragte der Kommissar
„Ist das nicht klar? Da ,wo sie am Sichersten ist, weil sie
dort niemand sucht .noch immer im Museum“
„Was?“, staunten wir
„Aber das ist doch klar“, meinte Fenris „Zunächst mal wurden
alle durchsucht, zweitens war es in der Zeit, in der es dunkel war nicht möglich,
die Figur hinaus zu schaffen.Sie mein Freund…“ er nickte mir zu „.haben mir
bei dem Nachweis geholfen. Erinnern sie sich an ihre Rennerei im Ausstellungssaal?“
„Nur zu gut“, antwortete ich
„Sie haben knapp drei Minuten gebraucht, und sie sind durch
einen leeren Saal gelaufen, und im Hellen. stellen sich dasselbe nun vor, in
einem vollen Saal, im Dunkeln, wobei sie vorher noch die Vitrine einschlagen,
und die Statue heraus holen müssen. Es war völlig unmöglich die Figur aus dem
Museum zu schmuggeln, und wenn das so ist, ist die einzig logische
Schlussfolgerung, dass sie sich noch immer dort befindet. In Wirklichkeit
geschah Folgendes: In dem Moment, in dem das licht ausgeht, die Vorrichtung,
die den Kurzschluss hervorrief hat er
natürlich selber gebastelt, schlägt er die Vitrine ein, holt die Figur heraus,
und schiebt sie wahrscheinlich hinter den schweren Vorhang,der der Vitrine am nächsten ist, aber das werden wir
gleich feststellen. Dann zerzaust er sein Haar, legt sich hin, und kann nun seine Geschichte vom Überfall im
Dunkeln erzählen."
"Aber was ist mit diesem Stollberg?“, wollte ich wissen
„Oh, das ist doch klar. Stollberg und Jenks waren ein- und
dieselbe Person. Es war ein Ablenkungsmanöver, das er noch mit eingebaut hatte.
Er maskiert sich mit Bart und Sonnenbrille ,nimmt das Hotelzimmer, und geht
hinauf. Dort legt er die Verkleidung ab, und stopft sie in die Aktentasche, die
er mit sich führt. Nun geht er als Jenks seelenruhig herunter, wohl wissend, das
ein normal aussehender Mann mit Aktentasche in einem Hotelfoyer nicht sonderlich auffällt .und
im Flughafen hat er die Maskerade noch einmal wiederholt. Erinnern sie sich,
das er ausgerechnet bei jener Herrentoilette den Beamten begegnete, zu der sie
Stollberg verfolgt hatten?“
„Richtig“, meinte der Kommissar „er kam aus der Toilette
,kurz nachdem Stollberg darin verschwand. Später fand man Bart und Sonnenbrille
in einer Kabine."
„Und nun, wollen wir ins Museum?“
*
Wir wollten, und fuhren hin. Dort angekommen, betraten wir
den Saal, und gingen schnurstracks zu den Vorhängen, vor denen die Vitrine
stand. Stieler und ich tasteten sie ab. da war was. Ich ging zur Mitte, und
schob den schweren Vorhang auf.Und da, in der Ecke, stand die
Schamanen-Skulptur, die aber leider nur eine Fälschung war.
Fenris nickte mit zufriedenem Lächeln.
„Damit ist der Fall abgeschlossen.“
ENDE