Ja doch, Neptun war hier.Ich hab´s damals dokumentiert:
Neptun hat´s Satt
Eine frische, frühsommerliche Brise weht über die
Nordseeküste bei dem Dorf Bensumersiel.
Man bereitet sich auf die Hauptsaison vor, die unmittelbar bevor steht. Am Strand
sind bereits die ersten Touristen angekommen, die die vormittägliche Sonne genießen,
während auf den benachbarten Salzwiesen friedlich Kühe grasen.
Es ist Ebbe. Das Meer ist trocken gelegt, und man kann bis
zum Horizont über das in der Sonne glitzernde Watt sehen.
Nanu, da bewegt sich doch was .Ist schon jemand im Watt
unterwegs?
Zwei Gestalten sind es, die da durchs Watt in Richtung
Strand kommen. Je näher sie kommen, desto mehr Aufmerksamkeit haben sie. Immer
mehr Leute stehen auf und gehen zum Strand .Neugierig blicken sie auf die
höchst seltsame Prozession, die ihnen da entgegen kommt.
Jetzt kann man sie gut
erkennen. Es handelt sich um einen älteren Mann und ein Mädchen. Das wäre erst einmal nicht
ungewöhnlich. Das Besondere ist ihr Aussehen. Der Mann hat langes weißes Haar,
das grünlich schimmert, und einen ebensolchen, langen, Bart. Tang hängt
vereinzelt zwischen den Haaren .auf seinem Kopf sitzt eine goldene Krone, und
über die linke Schulter trägt er einen…, ja, einen Dreizack.
Bekleidet ist er mit einem weißen Gewand, das an ein
Fischernetz erinnert. Fußbekleidung trägt er keine, aber auf seiner rechten
Schulter sitzt ein Hummer.
Das Mädchen ist etwa 16 Jahre alt, hat langes schwarzes
Haar, das blaugrün schimmert. sie trägt ein
grünes Kleid .Auch in ihrem Haar ist Tang zu sehen, und eine Muschel,
die wie ein Schmuck im Haar sitzt. Auch sie ist barfuss.
Dieses seltsame Paar ist nun am Strand angekommen, und
ersteigt das Ufer. Oben bleiben sie kurz stehen, und sehen sich um. Dann
erblicken sie einen Mann, der an seiner Brust ein Schild, mit Aufschrift: Tjark Matthiessen, Strandmeister trägt.
Mann und Mädchen nicken sich zu, dann
bahnen sie sich den Weg durch die erstaunten Touristen zu jenem Mann, der nicht
weniger erstaunt zu sein scheint.
„Verzeihung“, sagt der alte Mann mit tiefer, aber angenehmer
Stimme „Können sie mich zu ihrem Anführer bringen?“
Der Strandmeister sieht die Beiden mit offenem Mund
verdattert an. Er hätte wohl nicht weniger ungläubig ausgesehen, wenn ihn eine
Kuh nach dem Weg gefragt hätte.
„Bitte“, sagt der Alte geduldig, „Wenn sie ihren Mund genug gelüftet haben,
könnten sie dann meine Bitte erfüllen, und uns zu ihrem Anführer bringen?“
„Zu meinem, äh, also zum Bürgermeister?“
„Nun, wenn er sich so nennt ,dann also zum Bürgermeister.“
„Aber so? Ich meine in ihrem Aufzug?“
„Wieso, was ist damit?“
„Na ja, ins Büro des Bürgermeisters geht man in einem Anzug
oder etwas ähnlichem.“
„So, nun, ich glaube diesmal geht´s auch so, ich habe etwas Wichtiges
mit ihm zu besprechen.“
„Und wen soll ich ihm melden?“
„Oh.. Neptun, nebst Tochter Bella“, damit weist er auf das
Mädchen.
„Und was is mit mir?“, zischt es von seiner Schulter
„Oh ja“, meint der alte Mann lächelnd „und Käpt´n Kidd“
Und er zeigt auf den Hummer auf seiner Schulter.
Der Strandmeister sieht jetzt noch entgeisterter aus „Hat
das Ding…“
„Der Hummer“, verbessert Neptun sanft „Ja ,er hat
gesprochen. Eigentlich tut er das immer. Sie können ihn jetzt verstehen, weil
ich dabei bin, aber wieder zu meiner Bitte…“
Strandmeister Matthiessen
überlegt kurz, dann sagt er: „Kommen sie“
Der Strandmeister führt das seltsame Paar den Strand hinauf
,am kleinen Kutterhafen vorbei ,über den Deich zur Ortschaft. Nur 200m weiter
kommen sie zu einem großen, alten Gebäude ,auf dem oben „RATHAUS“ steht.
Sie betreten das Haus, und gehen an staunenden
Gemeindebeamten vorbei zum Amtszimmer des Bürgermeisters. Matthiessen klopft
an. „Herein“, klingt es von drinnen, und sie treten ein.
Bürgermeister Grams sitzt an seinem Schreibtisch. Er ist ein
großer, dicker Mann mit einer Glatze, und einem vollen, Runden Gesicht mit wasserhellen,
blauen Augen, und einer großen Knollennase.
Auch er schaut erstaunt auf die merkwürdigen Gäste, die
Strandmeister Matthiessen da anbringt.
„Matthiessen, was zum…“
Doch da kommt schon der Alte mit strahlendem Lächeln auf ihn zu, und reicht ihm die Hand.
„Neptun, mein Name. Ich freue mich sie kennen zu lernen. Ich
habe wichtiges mit ihnen zu besprechen, genau genommen möchte ich mich beschweren.
Also, wir dürfen keine Zeit verlieren, die Menschheit ist in Gefahr!“, so sprudelte
es aus ihm heraus.
„In Gefahr?“, wiederholt Grams.
„Ja ,in Gefahr, wenn das mit der Meeresverschmutzung so
weiter geht. Ich möchte mich im Namen der Meersbewohner über die Verschmutzung
und Leerfischung der Meere beschweren, und ich wäre ungern gezwungen drastische
Maßnahmen gegen die Menschen zu ergreifen. Ich habe es nun gründlich satt!“
„Sie wollen was? Maßnahmen ergreifen?“
„Na ja, immerhin bin ich der Gott der Meere“
„Vielleicht sollten wir das Irrenhaus verständigen“,
schaltet sich Matthiessen ein
„Was ist ein Irrenhaus?“, fragt das Mädchen interessiert.
Statt einer antwort sagt ihr Vater:
„Hören sie, ich bin weder verrückt, noch ein Hochstapler. Meine
Warnung ist ernst und gut gemeint.“
„Hmm... macht der Bürgermeister, aber vielleicht bin ich dann
die falsche Instanz. Vielleicht sollten sie dann lieber mit der Kanzlerin
reden.“
„Was soll das heißen, haben sie nichts zu sagen?“
„doch schon, aber nur hier im Ort. Wenn es um eine so große
Sache geht, dann reichen meine Kompetenzen nicht weit genug“
„Und diese Kanzlerin, ist das ihre Königin?“
„Oh äh, so was in der Art, ja“
„Dann möchte ich zu ihr“
„Ja nur sie sitzt in Berlin, das ist recht weit von hier“
„Und wie komme ich dorthin?“
„Mit dem Zug vielleicht“
„Zug?“
„Ja. Wagen, die auf Schienen fahren“
„Und wo fährt der“
„Vom Bahnhof, etwa 150 Meter die Strasse hinauf.“
„Nun Gut, dann werde ich es versuchen“ er nickt seiner
Tochter zu “Komm, wir gehen.“
Als sie draußen sind, sagt der der Strandmeister :
„Glauben sie diesen Unsinn etwa?“
„Nun, eigentlich wollte ich diesen Spinner nur los werden,
der kommt sowieso nicht zur Kanzlerin“
„Na hoffentlich irren sie sich da nicht…“
*
Der Bahnhof von Bensumersiel ist ein altes Gebäude aus dem
Neunzehnten Jahrhundert. Hier fahren nur noch ein paar Nahverkehrszüge entlang.
Neptun und Bella betreten das alte Gebäude und gehen in Richtung Bahnsteig, als
sie den Schalter mit der Aufschrift: FAHRKARTEN UND INFORMATION, bemerken.
Einer Eingebung folgend, lenkt Neptun seine Schritte dorthin.
„Guten Tag“, begrüßt er den Mann am Schalter, einen
schmächtigen Mittfünfziger, „Können sie mir wohl sagen, welchen Zug ich nach
Berlin nehmen muss?“
„Berlin?“, fragt der Bedienstete erstaunt, „Äh, von hier aus
kommen sie nicht direkt nach Berlin. Sie kommen von hier bis nach Oldenburg,
und von da nach Bremen, ja und von Bremen kommen sie dann nach Berlin “
„Ganz schön kompliziert“, meint der Meergott „Ist denn
Berlin so unbedeutend , das man nicht direkt von hier hin kommt?“
„Im Gegenteil, wir sind so unbedeutend , das es von Berlin
keine Verbindung hierher gibt. Hier fährt nur ein Nahverkehrszug ,und auch der
ist der Bahn eigentlich noch zu teuer.“
„Ah so. Nun gut, dann nehmen wir also diesen Nahverkehrszug
nach Oldenburg“
„Schön“, sagt der Mann am Schalter, „Das macht dann 6,50€
pro Person“
„Oh Geld? Ja, natürlich“, Neptun beginnt in seinem Gewand zu
suchen.
„Auch für Hummer?“, zischt Käpt´n Kidd
„Wie meinen?“ fragt der Schalterbedienstete irritiert „Äh,
nein, höchstens für Hunde ,aber für Hummer gibt es keinen Fahrpreis.“ Und zu
sich selbst: „Was rede ich denn da ,der
ist doch bestimmt nicht echt“
„Darauf kannst du Gift nehmen, das ich echt bin“, gibt der
Krebs auf Neptuns Schulter zurück.
„Oh, ist schon in Ordnung“, meint der alte Mann lächelnd,
und holt eine Hand voll Münzen unter seinem Gewand hervor, die er auf den
Tresen wirft. „Sie nehmen ja sicher auch Gold-Dublonen. Hab` ich von ein Paar
gesunkenen Schiffen.“
Die Augen des Mannes hinter dem Tresen weiten sich, dann
sagt er unsicher: „Äh, entschuldigen sie ,aber ich kann hier nur Euro entgegen
nehmen. Vielleicht gehen sie erstmal zur Kreissparkasse und tauschen sie, oder
verkaufen sie ans Museum.“
„Wo ist denn diese Kreissparkasse?“
„Ähem ,an der Hauptstrasse schräg gegenüber“
„Ah ja“, sagt Neptun lächelnd, und sammelt die Goldmünzen
wieder ein „Dann gehe ich mal eben rüber, und komme dann wieder her. bis
gleich“
„Äh ja, bis gleich“
„Paps, wir könnten doch sehr viel einfacher hin kommen“,
meint Bella, als sie draußen über die Strasse gehen.
„Das mag sein, entgegnet der Meergott, aber ich möchte mich
doch der Methoden der Menschen bedienen, so respektiere ich sie. Außerdem kann
ich sie so besser kennen lernen.“
In diesem Moment rast ein Auto laut hupend nur
zentimeterweit an ihnen Vorbei.
„Uups, hier muss man ja ganz schön aufpassen.“
Sie betreten die Kreissparkasse, die in einem flachen Gebäude unter gebracht ist. Hier gehen sie
zum Schalter. Neptun greift wieder in die Tasche seines Gewandes, und holt
einige Goldmünzen hervor, die er auf den Tresen legt.
„Guten Tag, ich habe gehört, sie könnten dies in Euro
umtauschen.“
Die junge Frau am Schalter, Anfang dreißig, mit dunklen
Haaren und Brille, sieht auf die Münzen, dann betrachtet sie eingehend den
alten Mann, der ihr gegenüber steht, und seine Begleiterin, die sich
interessiert umschaut.
„Woher haben sie das ?“ ,fragt sie misstrauisch.
„Gefunden, in einigen gesunkenen Schiffen“, gibt Neptun
bereitwillig Auskunft.
„Gesunken, wo?“
„Im Meer“
„Das Meer ist groß“
„Da haben sie Recht“
„Sie werden verstehen, das wir bei solchen Wertgegenständen
nach der Herkunft fragen müssen. Wegen Hehlerei und so. Wir müssen sicher
gehen, das sie die Münzen nicht auf illegalem Weg erworben haben.“
„Ist es bei den Menschen illegal, was immer das heißen mag,
etwas im Meer zu finden?“
„Grundsätzlich nicht, nein. Sie können sich ausweisen?“
„Ausweisen?“
„Mir bestätigen, wer sie sind.Das muss schon sein, denn es
geht hier ja um etwas mehr Geld.“
„Ach so. Nun ja, also hier ist meine Krone“, er zeigt auf
seinen Kopf, „und hier ist mein Dreizack. Ich bin Neptun, Gott des Meeres, und
offen gesagt ,ich habe es ein wenig eilig ,ich muss nach Berlin, und brauche
das Geld für die Zug-Fahrkarte.“
„Äh ja gut, und wie ist ihr richtiger Name?“
„Hab´ ich ihnen doch grade gesagt, ich bin Neptun, und dies
ist m eine Tochter Bella, und wir wollen nach Berlin. Wir müssen dringend mit
der Kanzlerin sprechen. Es ist sehr wichtig.“
Die Frau am Schalter betrachtet die beiden sinnend, dann
nimmt sie Münzen, legt sie in eine viereckige Schale, und sagt:
„Warten sie einen Augenblick ,ich wiege die Münzen eben aus,
um zu sehen, wie viel das Gold wert ist.“
Sie lächelt die beiden gezwungen an, und verschwindet nach
Hinten. Sie warten zirka fünf Minuten, dann betreten zwei Polizei-Beamten die
Sparkasse, und nehmen die Beiden
zwischen sich.
„Ihre Ausweise!“ fordert einer der beiden streng.
„Ausweise?“, sagt Neptun „Wir haben keine Ausweise“
„Dann“, sagt der Beamte „Begleiten sie uns bitte aufs
Revier, und machen sie keine Geschichten“
„Mann, seid ihr Menschen kompliziert ,aber wenn sie meinen“
Die Kassiererin kommt hinter dem Tresen hervor, mit
einer durchsichtigen Tüte ,in der sich
die Münzen befinden.
„Ach“, fragt der Meergott den Polizisten, „ haben sie eine Dusche
auf ihrem Revier?“
„Eine Dusche? Wollen sie duschen?“
„Ich nicht,aber mein Hummer könnte etwas Wasser vertragen“
„Kommen sie“, knurrt der Beamte
*
Im Büro der Polizei-Wache sitzen sie dem Polizei- Kommissar
Kremer, einem mittelgroßen, aber kräftigen Mann, Mitte Fünfzig, mit grauem Haarkranz,
gegenüber.
„Also“, sagt er kurz angebunden „Ihre Namen, aber die
richtigen.“
„Neptun, und Tochter Bella“, antwortet der Gefragte und fügt
hinzu:“ nebst Käpt´n Kidd“, als der Hummer die rechte Schere hebt.
„Sie sollten meinen Humor und meine Geduld nicht überstrapazieren“,
sagt der Polizei-Chef düster. “Nun gut ,sie Heißen also Neptun. Und wo sind nun
diese Goldmünzen her?“ Dabei weist er auf den Beutel mit Dublonen, die auf
seinem Schreibtisch liegen.
„Vom Meeresboden, aus einigen versunkenen Schiffen, das
hatte ich in der Bank schon gesagt. Wirklich, es wäre nett, wenn wir jetzt
gehen könnten. Ich hab ´s nämlich eilig,
Ich muss dringend nach…, wie nennen sie es? Berlin.“
„Ach, müssen sie“, fragt der Kommissar lakonisch „Tja,
daraus wird wohl nichts werden. Sie haben diese Münzen nicht zufällig irgendwo
mitgehen lassen?“
„Werden denn irgendwo in der Gegend welche vermisst?“
„Werden sie nicht frech. Wir werden das selbstverständlich
überprüfen, und solange bleiben sie unsere Gäste.“
Und so landen sie erst einmal in einer U-Haft-Zelle.
*
„Weißt du Paps, ich glaube, wenn ´s so weiter geht, kommen wir gar nicht nach Berlin. Ich
meine, wir können doch nicht warten, bis die fertig überprüft haben.“, sagt
Bella, auf der Pritsche sitzend, und mit den Beinen baumelnd.
„Ich fürchte, du hast Recht“, meint ihr Vater, der am
Waschbecken steht, und den Hummer badet.
„Wenn der Käpt´n genug Wasser hatte, machen wir, das wir
hier raus kommen. Ich hab´ noch genug Dublonen bei mir, da brauchen wir nicht
an seinem Schreibtisch vorbei.“
Nach etwa einer Stunde nimmt Neptun den Hummer wieder auf
seine Schulter, dann geht er zur Zellentür. Er hebt die rechte Hand, und zeigt
mit dem Finger auf das Schloß, das sich augenblicklich öffnet. Die Tür geht
auf, und sie verlassen die Zelle.
Ein Polizist kommt ihnen entgegen. Neptun hebt die Hand, und
der Beamte erstarrt in der Bewegung.
„In Fünf Minuten kannst du dich wieder bewegen“, sagt Neptun
lächelnd.
Sie gehen weiter den Gang entlang.
„Schätze, wir nehmen besser den Hinterausgang“, meint der
Meergott, und steuert die Herrentoilette an.
Innen gehen sie auf die gegenüber liegende Wand zu. Neptun
hebt die Hand, und vollführt eine seitliche Bewegung. Die Mauer teilt sich, und
sie treten hinaus ins Freie. Danach schließt sich die Mauer wieder, und sie
treten auf die Strasse.
Neptun nimmt die Krone ab, und kratzt sich am Kopf.
„Wo war noch gleich dieses Museum? …ah ja, dort!“ er zeigt,
auf ein schräg gegenüber liegendes Gebäude. „Die kaufen sicher alte Dublonen
an.“
*
Der Museumsdirektor ist begeistert.
„Wunderbare Münzen“, schwärmt er „Die sind natürlich einiges
wert. Gibt es da, wo sie her kommen noch mehr?“
„Hören sie, ich bin gerne bereit zurück zu kommen, und ihnen
zu zeigen, wo die Schiffswracks liegen. Nur habe ich es im Moment ziemlich eilig.“
Wenig später sind sie mit einem Scheck über eine nicht
ungeringe Summe in der Bank. Die Angestellte, die sie schon kennen, betrachtet
sie misstrauisch, doch muss sie feststellen, das der Scheck in Ordnung ist, und
zahlt die Summe aus.
So geht es zum Bahnhof. Auch der wohl bekannte Mann am
Schalter ist erst misstrauisch verkauft ihnen aber die Fahrkarte, und so warten
sie nun auf den Zug.
*
In der Polizeiwache kehrt Kommissar Kremer gerade zurück,
und muss entdecken, dass seine Gefangenen
entkommen sind. Er lässt sich von dem Polizisten, dessen Lähmung nun
nachlässt berichten.
„Hab ich´s doch geahnt. Ein klares Schuld- Eingeständnis, und
dazu noch ein Angriff auf einen Beamten, wie immer die das gemacht haben.
Kommen sie, vielleicht kriegen wir sie noch am Bahnhof!“
Als sie am Bahnhof ankommen, fährt gerade der Zug nach
Oldenburg ab. Kremer nimmt sein Handy aus der Tasche, und tätigt einen Anruf in
die Zentrale.
„So“, meint er zu dem jungen Beamten „Sie sind zur Fahndung
ausgeschrieben, und wir nehmen jetzt den Wagen, und fahren nach Oldenburg. Da
müssten wir sie abfangen können.“
Im Zug sitzen Neptun und Bella in ihrem Abteil und blicken
sich interessiert um. Sie ahnen noch nicht, dass sie jetzt auf der
Fahndungsliste stehen, und ihnen ein hartnäckiger Kommissar auf den Fersen
ist….
*
In Oldenburg haben
sie noch etwas Aufenthalt, bis der Anschlusszug nach Bremen fährt. Den nutzt
Neptun, um die Herren-Toilette aufzusuchen, und Käpt´n Kidd etwas Wasser zu
geben. „Für was man bei den Menschen alles bezahlen muss“, sagt er zu sich
selber, als er die Zahlschranke passiert. Bella wartet derweil draußen.
*
Zur selben Zeit, kommt oben Kommissar Kremer mit einigen
Polizisten an. Sie durchsuchen den Zug nach Bremen, der auf dem Bahnsteig
bereits steht, sowie den Zug von Bensumersiel, doch ohne Erfolg.
„Vier von euch bleiben oben und überwachen den Bahnsteig
,wir suchen unten“, befiehlt der Kommissar, und so geschieht es.
*
„Vielleicht sollten wir uns doch etwas anders anziehen,
damit wir nicht so auffallen“, schlägt Bella vor.
Neptun nickt. „Warum nicht? Es kann nicht schaden, wenn wir
uns den Menschen etwas besser anpassen.
In einer Boutique in Bahnhofsnähe kleiden sie sich rasch
ein. Die Krone und die Gewänder verschwinden in einer Tüte. Neptun trägt nun
einen Anzug aus dunkelbraunem Stoff, Bella Jeans und T- Shirt . Aus dem Dreizack macht der Meergott mit einer
Handbewegung einen Knotenstock. Käpt´n Kidd verschwindet erst einmal in einer
Jackentasche. So gehen sie zurück zum
Bahnhof.
Als sie den Bahnsteig betreten, kommen sie an zwei
Polizisten vorbei, die einen Mann mit Algen behangenem Gewand ,Krone und
Dreizack und weißem Vollbart, sowie einem Mädchen im Feengewand aufhalten.
„Verdammt noch mal,“ schreit der Mann „Meine Nichte und ich
wollen nur zu einem Kostümfest, einen Kommissar Kremer kenne ich nicht, und von
was für Dublonen reden sie?“
„Nette Ausrede“ ,sagt einer der Beamten streng„Geben sie
sich keine Mühe. Ihre Reise ist hier zu Ende.“
Neptun und Bella gehen ruhig vorbei, und schauen unauffällig
zurück.
„Dz.Dz, Sachen gibt´s“, kommentiert Neptun „Deine Idee mit
dem Umkleiden war wirklich nicht schlecht.“
Sie besteigen den Zug nach Bremen, der im Begriff ist los zu
fahren.
*
Im Büro der Bahn-Polizei in Oldenburg sitzt Kommissar Kremer
missmutig den beiden „Verdächtigen“
gegenüber ,die auf dem Bahnhof verhaftet wurden, um sie zu entlassen.
„Es tut mir wirklich Leid , das sie fälschlicher Weise festgenommen wurden.“
„Selbstverständlich werden wir ihnen den entstandenen
Schaden ersetzen“, fügt der Beamte der Bahnpolizei hinzu.
Nachdem die beiden entlassen worden sind berät man sich.
„Mit Sicherheit sitzen die Beiden jetzt im Zug nach Bremen“,
konstatiert Kremer
„Ja“, meint der Bahnpolizist „Aber das ist ein
Nahverkehrszug, der hält im Prinzip vor jeder Scheune.“
„Dann müsste man ihn noch einholen können“
„sicher ,wenn es einen außergewöhnlichen Grund gibt, könnte
man ihn auch auf offener Strecke halten lassen.“
„Zum Beispiel wegen einer Bombendrohung?“
„Na ,das wäre doch arg übertrieben, aber eine Gefährdung
wegen eines technischen Defektes wäre möglich“
„Dann machen wir es so“
*
Die Fahrt im Zug verläuft weitgehend ereignislos. Am Fenster
ziehen Häuser, Bauernhöfe, Felder und Wiesen vorbei. Im Abteil sitzen Neptun
und Bella eine ältere Frau, die mit Stickereien beschäftigt ist , sowie ein
junger Mann gegenüber, der mit einem Tablet hantiert, gegenüber.
Plötzlich wird der Zug langsamer ,und stoppt schließlich vor
einem kleinen Bahnhof. Eine Stimme erschallt aus dem Lautsprecher: „Verehrte
Fahrgäste: Wegen eines technischen Defektes ,der behoben werden muss, muss der
Zug hier leider anhalten. Wir hoffen, das Problem schnell beheben zu können.“
„Na typisch Bahn“, brummt der junge Mann „Das kommt davon,
wenn man an der Instandhaltung spart.“
Doch Neptun hat draußen bereits Uniformierte ausgemacht. „Fürchte
,das technische Problem sind wir“, raunt er seiner Tochter zu, die zustimmend
nickt.
Sie erheben sich, nicken ihren Reisegefährten lächelnd zu,
und verlassen das Abteil. Bis zur Zugtür ist es nicht weit . Dort steht ein
Polizist.
„Und nun?“, flüstert Bella ,doch ihr Vater geht unbeirrt auf
den Beamten zu, hebt die Hand ,und lässt ihn erstarren, wie schon den Beamten
im Gefängnis. Lächelnd tätschelt er ihm die Schulter, Bella zwinkert ihm zu,
und sie verlassen den Zug .
Sie betreten das kleine Bahnhofsgebäude, und beobachten aus
einer Nische ,wie die Uniformierten schließlich den Zug wieder verlassen, der
sich nun wieder in Bewegung setzt. Sie warten, in die Nische gedrängt, bis die
Uniformierten abgezogen sind, dann treten sie wieder auf den Bahnsteig .
„Tja“, fragt Bella „Und wie geht es jetzt weiter?“
*
Sie sehen sich im Bahnhofsgebäude um.
Da, zur Strasse hin ,befindet sich ein kleines Restaurant. Dorthinein gehen
sie, und setzen sich an einen Tisch. Ein Kellner kommt dienstbeflissen herbei,
und erkundigt sich nach ihren Wünschen.
Da sich Neptun und Bella mit menschlichen Speisen nicht so
auskennen, bestellen sie Wasser und einen Salat. Sie essen ruhig. Hin und
wieder lässt der Meergott etwas Wasser in seiner Tasche beim Hummer
verschwinden.
Am Nebentisch sitzt ein Junger Mann, vielleicht Mitte Dreißig,
bekleidet mit Cordjeans, und einem Baumwollhemd ,das bis an die Ellbogen
aufgekrempelt ist. An den Füssen trägt er ausgelatschte Schuhe .Neben sich ,auf
dem Tisch hat er eine alte Mütze liegen. Auf der Stuhllehne hinter ihm hängt
ein braunes Jackett mit Flicken auf den Ellbogen.
Er hat lockiges ,rotes Harr und grüne Augen. Da runde
,rosige Gesicht ist voller Sommersprossen.
Er beobachtet die beiden interessiert. Schließlich geht er
zu ihnen rüber ,und fragt: “Entschuldigung, sie sind nicht von hier oder?“
„Nein, sind wir nicht“, antwortet Neptun lächelnd „Wir sind
eben mit dem Zug gekommen.“
„Aber der ist ja jetzt wieder weg. Wollten sie denn hier
bleiben?“
„Eigentlich nicht. Wir wollen nach Berlin. Wir haben etwas
wichtiges zu erledigen. Wenn wir gegessen haben, werden wir sehen, das wir uns
ein Ticket für den nächsten Zug holen.“
„Oh, der kommt vielleicht erst in Drei Stunden, wenn heute
noch einer kommt, dieses Nest ist nicht so bedeutend, wissen sie?“
Neptun nickt „Natürlich, das ist uns aufgefallen, das es bei
ihnen Orte gibt, die bedeutender sind, und solche, die wenig bedeutend sind.“
„Äh, ja“, meint der der junge Mann „was meinen sie mit
>bei ihnen<.“
„Na ja , bei den Menschen, und darf ich fragen …“
„Oh Jan ,äh…Jan Kolle .Ich bin Landwirt hier im Ort, hatte
aber vor nach Bremen zu fahren, weil ich da geschäftlich zu tun hab.“
„Sehr interessant“, findet Neptun
„Was ist ein Landwirt?“, fragt Bella interessiert.
„Nun ja“, meint Jan „Ich baue Getreide an, aus dem Brot
gemacht wird ,und halte Kühe ,die Milch geben…“
„Sie erzeugen, das ,was die Menschen essen“, wirft Bella
altklug ein.
„Genau“
„Sagen sie“, fragt Neptun „sie sagten, sie wollten nach Bremen.
wie kommen sie denn dahin?“
„Mit dem Auto, das heißt, wollte ich, aber nun hat das Auto
einen Schaden, und ich muss auf einen Mechaniker warten.“
„Was ist denn kaputt?“
„Ach irgendwas mit dem Anlasser“
„Hmm, wenn man es wieder in Ordnung kommt ,würden sie dann
zwei Fahrgäste mitnehmen?“
„Drei“, zischt es aus seiner Tasche
„Natürlich drei“
„Drei?“ Jan sieht sich um
„Oh ,nur kleines Selbstgespräch“, sagt Neptun lächelnd.
„Na gut, wenn sie das schaffen, aber ich glaube es nicht.
„Sehen wir mal. Wo steht ihr ,äh, Auto?“
„Auf meinem Hof, 10 Minuten Fußweg von hier entfernt.“
„Dann lassen sie uns gehen.“
Sie erheben sich, zahlen, und verlassen das Restaurant durch
den Eingang ,der zur Strasse hin geht. Gerade als sie heraus sind, kommt zur
Bahnhofsgewandten Tür Kremer mit zwei Beamten gestürmt.
*
Sie gehen die Landstrasse hinter dem Bahnhof entlang. Bald
lassen sie die Häuser hinter sich .Es tauchen Felder und Wiesen auf, deren
Halme sich leicht im lauen Sommerwind wiegen.
Nach einiger Zeit taucht rechterseits eine Gruppe alter
Gebäude auf, von denen das Hauptgebäude ein altes Fachwerkhaus ist, unter
dessen Giebel in altdeutscher Schrift: “Anno
1663“ steht.
Auf dem Hof steht ein Auto, ein älterer Mercedes. Neptun und
Bella betrachten ihn interessiert.
„Das ist er“, sagt Jan „Warten sie ,ich öffne mal die
Haube.“
Er setzt sich auf den Fahrersitz., und zieht den Hebel, der
die Haube öffnet, dann geht er herum, und stemmt die Motorhaube auf.
Neptun sieht eine Weile hinein.
„Hmm ja, versuchen sie mal anzulassen“
Jan geht wieder zum Fahrersitz
„Aber Paps, du verstehst doch nichts von diesen Dingern“,
wirft Bella ein.
„Muss ich auch nicht unbedingt“, meint Neptun und zwinkert
ihr zu. Dann streckt er einen Zeigefinger aus, aus dem ein dünner blauer Blitz
in den Motor schießt ,und als Jan den Anlasser betätigt, springt das Fahrzeug
sofort an.
„Wie haben sie das gemacht?“, fragt Jan staunend
„Es hat nur etwas geklemmt“, sagt Neptun lächelnd . „Können wir jetzt los?“
„Oh äh, natürlich, ich muss nur noch einpaar Papiere holen.
Und fünf Minuten später geht die Fahrt los.
*
Im Bahnhofsrestaurant spricht Kommissar Kremer mit dem
Kellner.
„Wir suchen einen älteren Mann und ein Mädchen, sind solche
Leute hier gewiesen.“
„Ja“, meint der Bedienstete „Sie sind gerade raus auf die
Landstrasse .Sie haben sie ganz knapp verpasst.“
Ohne sich zu bedanken, laufen der Kommissar und die beiden
Polizisten zum anderen Eingang hinaus, doch draußen ist niemand zu sehen.
„Sie beiden gehen in Richtung Ortsmitte, ich in die andere“,
entscheidet Kremer und wendet sich auf die Landstrasse. Die beiden Beamten
gehen in die entgegen gesetzte Richtung.
Nach etwa zehn Minuten taucht Rechts ein Bauernhof auf, aus
dessen Einfahrt ein alter, blauer Mercedes gefahren kommt. Als das Fahrzeug an
ihm vorbei kommt, sieht der Kommissar auf dem Beifahrersitz einen alten Mann,
der ihm zulächelt, im Fond sitzt ein Mädchen. Die Gesuchten!
Wild gestikulierend rennt er hinter dem sich rasch
entfernenden Fahrzeug her, doch er holt es nicht ein.
Japsend bleibt er stehen , schüttelt die Faust hinterher und
ruft keuchend: “Denkt nur nicht ,das ihr entkommen seid. Ich kriege euch doch!“…
*
Der Mercedes fährt über die Landstrasse hin. Nach ein Paar
Kilometern biegt Jan auf die Autobahn nach Bremen.
„Sie haben mir ihren Namen noch nicht gesagt,“ wendet er
sich an seine Passagiere.
„Oh Entschuldigung, Ich heiße Neptun, und dies ist meine
Tochter Bella.“
Jan sieht seinen Beifahrer kurz von der Seite an. Mit einem
Blick, der verrät, das er sich gerade fragt, ob er es nicht besser gewesen wäre
,allein zu fahren,. als mit einem Verrückten, doch der der Blick des Alten ist
so fest, aber gleichzeitig so wohlwollend, das er die Besorgnis ablegt.
Dennoch fragt er:
„Neptun? Ist doch n´ Künstlername oder?“
Neptun sieht ihn überrascht an.
„Künstlername? Nein, ich heiße wirklich so , schon seit ein
Paar Jahrtausenden.“
„Äh ja. Und sie haben in Berlin was zu erledigen?“
„Ich muss zur Kanzlerin, die Meeresverschmutzung, und das
Leer fischen stoppen. Sie muss verstehen, das man so mit seiner Natur nicht
umgehen kann.“
„Da haben sie sich aber was vorgenommen.“
„Ja, aber es muss sein. Ich habe es zu lange schleifen
lassen und im letzten Jahrhundert war es besonders schlimm. Die menschliche
Arroganz bringt ihre Spezies und nicht nur sie an den Rand des Untergangs.
Darum muss ich nun etwas unternehmen.“
„Ach steht es schon so schlimm?“
„Leider ja, darum bin ich aus dem Meer gekommen.“
Sie fahren weiter über die Autobahn, und eine gute Stunde
später sind sie in Bremen angekommen. Neptun und Bella verabschieden sich von
Jan, und sehen sich um. Jan hat sie in der Nähe des Hauptbahnhofes abgesetzt.
Sie gehen zum Bahnhof, und ins Reisezentrum, um sich nach der schnellsten
Möglichkeit nach Berlin zu erkundigen.
Mehr durch Zufall sieht er auf einem Monitor ein Phantombild
von sich und Bella. Um nicht erkannt zu werden, sieht er den Schalterbeamten
nicht direkt an. Schnell haben sie ihr Ticket, gekauft von dem Geld aus dem
Verkauf der Dublonen ans Museum von Bensumersiel. Sie müssen einen Umweg über
Hamburg nehmen.
Auf dem Bahnsteig beobachten sie die vielen Menschen, da
sind auch Polizisten zu sehen, die aufmerksam die Bahnsteige absuchen. Neptun
sieht, das er und seine Tochter von Werbetafeln und ähnlichem verdeckt sind,
damit sie nicht gesehen werden.
Sie gehen immer wieder zu entgegen gesetzten Ende des
Bahnsteiges , so das sie immer weit von den Beamten entfernt sind.
So geht es einige Zeit lang, während auf der Anzeigetafel
die Verspätung des Zuges angezeigt wird.
Neptun und Bella wollen sich gerade auf eine Bank setzen,
als sich eine Hand schwer auf seine Schulter legt. Ein finster aussehender
uniformierter sagt streng:
„Bahnpolizei. Kommen sie doch bitte mal mit.“
„Warum bitte?“
„Das werden sie in unserem Büro erfahren.“
Um nicht weiter Aufsehen zu erregen, gehen sie mit.
Im Büro der Bahnhofspolizei sitzen sie dem Beamten gegenüber
,den sie nun besser sehen können. Er ist groß und kräftig, hat braunes ,kurzes
Haar und stechende graue Augen,
und ein kantiges Gesicht.
„Also nun“, fragt Neptun, „warum sind wir hier?“
„Waren sie vor kurzem in Bensumersiel?“, fragt der Beamte
„Bensumersiel? Also an der Küste war ich unlängst, wie der
Ort hieß, an dem ich war, kann ich allerdings nicht sagen. Ich bin ja erst kurz
in der Welt der Menschen, da kenn ich mich noch nicht ganz so aus. Immerhin
hab´ ich das mit dem Geld schon gelernt.“
Man merkt es dem Bahnpolizisten an, das er sich fragt, ob er
den Psychiatrischen Dienst holen, oder sein Gegenüber in die Ausnüchterungszelle
sperren sollte. Allerdings scheint der alte Mann zu glauben, was er sagt.
„Ein älterer Mann und ein Mädchen werden dort gesucht, weil
sie wohl illegal erworbene Goldmünzen verkaufen wollten und aus dem Gefängnis
entwichen sind.“
„So“ meint der Meergott scheinbar erstaunt. “Und sie meinen,
das könnten wir gewesen sein?“
„In Kürze wird ein Kommissar Kremer hier eintreffen, dann
werden wir mehr wissen. Einstweilig machen sie es sich in unserer Zelle Bequem,
Meyer!“
Ein anderer, jüngerer Beamter kommt herbei, und führt die
Beiden zu einer Zelle. Als sie drin sind, bückt sich Neptun und sagt:
„Nanu, gehört das hier rein?“
Der Beamte kommt mit in die Zelle, ,um nach der Stelle zu
sehen, nach der Neptun sich gebückt hat. Er gibt seiner Tochter ein Zeichen,
und langsam verlassen sie rückwärts die Zelle
Sie schlagen hinter
dem verdutzen Bahnpolizisten die zu, und
Neptun dreht den Schlüssel um.
„Hey,“ ruft der Beamte
„Nichts für ungut“, meint Neptun „aber wir haben ´s leider
eilig .“
Sie gehen zum Ausgang .Die Tür öffnet sich und herein kommt
- Kommissar Kremer. Gerade noch gelingt es Neptun und Bella sich abzuwenden, so
das er sie nicht erkennt. Er eilt an ihnen vorbei, und kaum ist er weg,
verlassen die Zwei das Polizeirevier in Richtung Bahnhof.
„Unser Zug dürfte schon abgefahren sein. Da müssen wir uns
etwas anderes überlegen. Im Bahnhof laufen viel Uniformierte .Sie senken den
Blick und laufen zum anderen Ausgang, der in die Innenstadt führt. Fürs Erste
sind sie in Bremen gestrandet…
*
Sie treten hinaus auf den Bahnhofsvorplatz, und gehen in
Richtung Innenstadt. Die Bahnhofstrasse
hinunter, dann rechts ab, an den Wall- Anlagen vorbei, bis zur
Sögestraße, wo sie die Bronze-Schweine und ihren Hirten interessiert
betrachten, bevor sie weiter gehen, Richtung Domshof, den sie überqueren bis
zum Marktplatz.
Hier setzen sie sich erst einmal auf die Terasse eines
Cafes. Während sie auf Kaffee und Kakao warten, beobachten sie das Treiben auf
dem Marktplatz.
„Hast du ne´ Idee, wie wir weiter kommen?“, fragt
Bella.
„Nicht wirklich“, antwortet Neptun
„Wohin wollen sie denn?“, fragt eine Stimme
Sie sehen auf .die Kellnerin steht vor ihnen, mit den
bestellten Getränken, und lächelt.
„Äh, nach Berlin“, sagt Neptun
„Ja, wenn´s mit Zug nicht geht, fahren auch Busse vom ZOB am
Breitenweg.“
„Ah ja, und wo ist das?“
„Neben dem Hauptbahnhof, unter der Hochstrasse“
„Na, dann werden wir das schon finden, vielen Dank“
„Paps, da“, sagt Bella, und weist vorsichtig in Richtung
Rathaus. Neptun räuspert sich, nimmt die Karte und hält sie sich vor´s Gesicht.
Bella senkt das Gesicht, bis die Beamten vorbei sind. Unauffällig legt Neptun
einen Geldschein auf den Tisch, und sie erheben sich und gehen davon.
Ohne weiter Zwischenfälle gelingt es ihnen zum Hauptbahnhof
zu kommen.
„So wo wie das noch? Neben dem Bahnhof, unter der
Hochstrasse, ah da“
Sie überqueren den Breitenweg, biegen links ab, und gehen
zum ZOB. Es dauert eine gute Stunde ,bis ein Grün-Orange farbener Bus kommt und
an der Haltestelle hält. sie lösen beim Fahre ein Ticket, und suchen sich eine Sitzplatz weiter hinten. Als
der Bus los fährt, sehen sie Kommissar Kremer den Breitenweg entlang gehen. Als
der Beamte zum Bus aufschaut, kann es sich Neptun nicht verkneifen, ihm
zuzuwinken.
*
Die Fahrt verläuft zunächst ohne besondere Vorkommnisse.
Draußen wechseln sich Felder und Wiesen mit Industrieanlagen und Ortschaften
ab. Besonders interessiert sieht sich Neptun die großen Windmühlen an, die
immer mal wieder an der Autobahn auftauchen.
Innen haben sich viele Passagiere die Sitze zu behelfsmäßigen Betten umgebaut , und
schlafen.
In Hamburg gibt es einen Zwischenstopp. Als sie wieder
losfahren, kommen ihnen zwei Polizei-Fahrzeuge entgegen. In einem sitzt
Kommissar Kremer.
Wieder geht es auf die Autobahn. Die Fahrt verläuft ruhig
,und schließlich kommen sie am zentralen Omnibus-Bahnhof in Berlin an.
Am Informationsschalter fragt der Meergott unbedarft: “
wo finden wir hier die Kanzlerin?“
„Äh, wohl im Reichstag“, meint der Mann am Schalter, und
gibt eine S-Bahn- Verbindung an.
Sie gehen also zum S-Bahnhof. In jenem Moment, als sie unten
bei der S-Bahn ankommen, fahren zwei Polizei-Fahrzeuge am S-Bahnhof vor. Kremer
hat sie mal wieder knapp verpasst.
Der Ticket- Automat macht ein wenig Schwierigkeiten. Mit
etwas Hilfe von Passanten, gelingt es Neptun und Bella doch ein Ticket zu
ziehen.
Als sie beim Brandenburger Tor aus der S-Bahn steigen,
folgen sie nach nochmaligem Einholen
einer Auskunft den Wegweisern zum Reichstag ,und zum Kanzleramt. Dort
angekommen, müssen sie feststellen, das die Kanzlerin gar nicht da ist.
„Sie ist in Bremerhaven. Dort soll sie auf einer
Meeresschutz-Konferenz sprechen“
„Also wieder zurück an die Küste“, sagt Bella
„Oh, wäre das schön“, zischt es aus Neptuns Tasche
„Ach“, sagt Neptun. “ Dich hätte ich ja fast vergessen“
Er sieht sich kurz um, geht dann zur Spree , wo er den
Hummer aus der Tasche nimmt und hin hinein hält.
„Aber heute kommen wir wohl nicht weg“, meint Bella, sieht
nach Oben auf die Strasse, und sagt: Oh ,oh“
Zwei Polizisten ,nebst Kremer haben sie gesehen, und kommen
auf sie zu…
*
„Oh je“, meint Neptun „die haben noch gefehlt.“
Er sieht sich am Ufer um. Von Beiden Seiten kommen
Polizisten auf sie zu, auch von der Strasse herunter.
„Tja“, meint Bella „Da gibt´s wohl nur einen Ausweg“ sie
weist mit dem Kopf aufs Wasser .
Neptun nickt ,greift in die Innentasche seines Jacketts,
holt das Geldbündel heraus, und steckt es in die Hosentasche .Käpt´n Kidd
krabbelt auf seine Schulter So gehen sie beide ins Wasser ,und ihre Unterkörper
verwandeln sich in schuppige Fischleiber. Mit einem Satz tauchen beide unter.
„Halt, lasst sie nicht entkommen“, ruft Kremer. doch die
Beiden sind weg. Fieberhaft wird der Teil des Flusses abgesucht, doch man
findet sie nicht.
Etwa fünfhundert Meter flussaufwärts tauchen die gesuchten
wieder auf. Sie steigen aus dem Fluss ,und die Fischleiber verwandeln sich
wieder in Beine. Neptun holt das unversehrte Geldbündel wieder aus der
Hosentasche, und steckt es wieder ins Jackett. Den Hummer wieder in die
Seitentasche. So gehen sie, die Blicke einiger erstaunter Passanten
ignorierend, auf die Strasse, nehmen einen Bus und fahren in Richtung
Innenstadt.
In der Nähe des Hauptbahnhofes steigen sie aus, und sehen
sich um.
„Wie kommen wir jetzt nach Bremerhaven? Ein direkter Zug
fährt wohl nicht“, sinniert Neptun, da reißt ihn eine stimme aus seinen
Gedanken.
„Neptun, Bella, was für eine Überraschung!“
Sie sehen sich um. Da steht Jan Kolle und strahlt.
„Sie hier in Berlin?“, fragt Neptun, und reicht ihm lächelnd
die Hand.
„Ja , hat sich unerwartet so ergeben. Und was sagt die
Kanzlerin?“
„Haben sie nicht angetroffen, sie ist in Bremerhaven bei
einer Meeresschutzkonferenz. Sie wollen nicht zufällig wieder Richtung Küste
fahren?“
„Offen gesagt doch, und ich habe jetzt viel Zeit. Soll ich
sie nach Bremerhaven bringen?“
„Oh liebend gern“
Sie gehen zu seinem Auto, und sind bald darauf unterwegs .
Auf der Fahrt gibt es keine besonderen Vorkommnisse .man
erzählt sich gegenseitig die bisherigen Erlebnisse. Schließlich, gegen Abend
kommt man in Bremerhaven an. Auf eine Erkundigung hin findet man heraus , das
die Meeresschutzkonferenz im Atlantic -City Sail-Hotel statt findet. Sie fahren
hin, und checken ein, in dem Neptun Einladungskarten für alle Drei hervor
zaubert.
Nachdem sie sich auf dem Zimmer frisch gemacht haben gehen
sie zum Abendessen nach unten. Käpt´n Kidd sitzt wieder auf Neptuns Schulter.
Sie kommen ans Buffet mit Salaten, Fleisch ,Wurste ,Fisch
und Meeresfrüchte.
Plötzlich hört Neptun ein Schluchzen von seiner Schulter. Er
schaut hin.
„Na mein alter, was gibt´s denn?“
Schluchzend weist Käpt´n Kidd auf seine appetitlich
angerichteten Artgenossen im Buffet.
„Oh“ der Meergott nickt mitfühlend. „Du hast Recht. Mein
Beileid.“
In diesem Moment tritt ein Kellner an ihn heran.
„Äh, mein Herr, auf ihrer Schulter…“
„Ja?“
„Da sitzt ,äh…ein Hummer“
„In der Tat“, nickt Neptun
„Soll ich ihn mit in die Küche nehmen , damit er zubereitet
wird?“
„Wage es !“, zischt Käpt´n Kidd, und hebt drohend die
Scheren „Und du servierst in Zukunft mit drei Fingern weniger!“
„Oh, äh, nein, nein, lassen sie ruhig“, sagt Neptun
beschwichtigend.
„Ach ,sie wollen ihn lieber roh?“
„Ich will ihn gar nicht essen. Man isst nämlich keine
Freunde“
Etwas verdattert geht der Kellner von dannen.
Nach dem Essen gehen sie kurz nach draußen ,um frische Luft
zu schnappen. Sie stehe am Ufer ,und blicken auf die Wesermündung, hinter der
das Meer beginnt.
„Ich muss Morgen weise Worte finden, wenn ich sie überzeugen
will“, grübelt Neptun
Inzwischen hat Kremer heraus gefunden, das Neptun im
Kanzleramt war, und wo er nun hin will. Mit ein Paar Beamten macht er sich auf
den Weg nach Bremerhaven…
*
Am nächsten Morgen sitzen Neptun, Jan und Bella beim
Frühstück. Käpt´n Kidd hat der Meergott vorsichtshalber Oben in der Badewanne
gelassen.
„Haben sie sich überlegt, was sie sagen wollen?“, fragt Jan
„Sicher, so in etwa schon, aber ich rede lieber aus dem
Bauch heraus.“
„Wie wollen sie es eigentlich schaffen da rein zu kommen und
zu reden?“
Neptun lächelt.
„Oh, da machen sie sich keine Sorge“
Sie verlassen das Restaurant und gehen in Richtung
Kongress-Saal. Vorher geht Neptun noch nach oben ins Zimmer und holt Käpt´n
Kidd, den er sich in die Tasche steckt, und greift sich seinen Gehstock. Die
Konferenz soll um 9:00 Uhr beginnen. Während dessen erreichen ein ziemlich
erschöpfter Kommissar Kremer und einige Polizei-Beamte das Hotel, betreten das
Foyer, und gehen zur Rezeption.
„Entschuldigung“, spricht der Kommissar die junge Dame an. „Haben
hier in letzter Zeit ein alter und ein junger Mann, sowie ein Mädchen
eingecheckt?“
„Ja ,gestern Abend. Ein Meeresforscher samt Tochter und
Assistent.“
„Wissen sie, wo sie sind.“
„Möglicher Weise beim Frühstück oder schon im Saal. Die
Konferenz beginnt ja um Neun“
Der Kommissar bedankt sich und geht mit den Beamten zunächst
zum Speisesaal.
Inzwischen kommen Neptun, Jan und Bella beim Kongress-Saal
an. Davor steht ein Portier.
„Guten Morgen. Wer sind sie?“
„Professor Neptun, Meeresforscher, mit Assistent Kolle und
Tochter“ dabei holt er die Karten hervor.
Der Portier geht seine Liste durch „Hmm, ich finde sie
nicht“
„Sehen sie noch mal genau nach.“, entgegnet Neptun liebenswürdig,
dabei richtet er verstohlen den Zeigefinger auf die Liste, aus dem ein kleiner blauer Blitz ins Papier fährt.
„Ah ja, da sind sie!“, ruft der Portier aus. Wie konnte ich
das übersehen?“
„Ach, das passiert manchmal. “ sagt der Meergott gutmütig,
und betritt mit seinen Begleitern den Saal.
Es sind bereits viele Leute dort. Sie suchen sich einen
Platz und setzen sich. Draußen kommt Kremer nach ergebnisloser Suche im
Speisesaal wieder im Foyer an.
„Zum Kongress-Saal“, befiehlt er kurzer Hand.
Drinnen hat die Konferenz begonnen. Gerade spricht die
Kanzlerin. Neptun hört den Reden von Wissenschaftlern, Politikern,
Wirtschaftsvertretern und Vertretern der Umweltschutz-Verbände interessiert zu.
„Es scheint guter Wille da zu sein, aber sie begreifen
offenbar das eigentliche Problem nicht“, sagt er zu sich.
Schließlich ist es soweit: Neptun geht auf die Bühne und zum
Rednerpult. Gleichzeitig langt Kremer beim Saal an.
„Entschuldigung, da läuft eine Konferenz, da können sie
jetzt nicht rein.“ Sagt der Portier.
„Polizei“, raunzt der Kommissar. Widerwillig öffnet der
Portier die Tür. Zwei bleiben draußen, und bewachen die Tür“, kommandiert
Kremer, und betritt mit den restlichen Beamten den Saal.
Hier steht Neptun am Rednerpult, blickt auf die Leute unter
sich und beginnt:
„Meine Damen und Herren, Frau Kanzlerin, liebe Menschen.
Mein Name ist Neptun, und zwar DER Neptun.“ Damit verwandelt
er sich. Der Anzug verschwindet, und Vorschein kommt sein grünlich schimmerndes
Gewand, Käpt´n Kidd sitzt wieder auf seiner Schulter, er trägt eine Krone, der
Gehstock in seiner Hand, verwandelt sich in seinen Dreizack. Er wirkt nun nicht
mehr, wie ein unbedarfter alter Mann, sondern macht einen Respekt einflößenden,
majestätischen Eindruck. Er lässt den
Dreizack leicht auf den Boden auftreffen, und der ganze Saal erzittert in einem
leichten Beben.
Lautes Tuscheln erfüllt den Raum, dann ist es wieder still.
Alle starren auf die Erscheinung am Rednerpult.
„Ich hoffe, das reicht, um sie zu überzeugen, denn wir haben
wichtiges zu tun.
Nun denn, ich bin aus meinem Reich zu ihnen gekommen, weil es,
wie man bei ihnen sagt, schon Fünf nach Zwölf ist. Zu lange habe ich mit
angesehen, wie der Mensch die Meere verschmutzt und Raubbau an ihnen getrieben
hat. Wie er seinen Müll in ihnen ablädt, sie aus Profitgier mit Riesenflotten leer fischt, sie mit
Waffen, Öl und anderen Stoffen verseucht und wertvolle Lebensräume zerstört.
Ihr wirklich bemerkenswerter technologischer Fortschritt hat
die Menschheit hochmütig werden lassen. Sie haben die Geschwindigkeit erfunden,
doch innerlich sind sie stehen geblieben. Wie kann es sein, das Heute oft mehr
Einfallsreichtum aufgewendet wird, um Arten des Tötens zu erfinden, als dazu,
Leben und Schöpfung zu erhalten?
Sicher, sie haben hier das Weltnaturerbe Nationalpark
Wattenmeer, das ich sehr begrüße, aber gleichzeitig exportieren sie mit Waffen
Krieg und Tod in andere Regionen, und zerstören woanders Meere und Natur im
Interesse ihrer Konzerne, weil im Zweifel kurzsichtige Interessen nach immer
höhern Renditen in immer kürzerer Zeit, über die Interessen der Menschen und
nicht zuletzt die der Natur gestellt werden.
Natürlich hätte ich als Gott der Meere die Mittel, die
Menschheit von der Erde zu tilgen, doch dann hätte ich mir sicher nicht die
Mühe gemacht hierher zu kommen. Ich glaube, dass die Menschheit es wert ist zu überleben,
und davon abgesehen hätte ich es gar nicht nötig, denn, wenn sie so weiter
machen, werden sie sich letztendlich selbst vernichten.
Sie, liebe Menschen, begreifen einen entscheidenden Punkt
nicht .Auch sie sind nur Teil der Natur, und nehmen sich darum mit deren
Zerstörung zunehmend selbst die Lebensgrundlage. Denken sie daran. Die Natur,
wie auch das Meer braucht sie nicht, aber sie brauchen die Natur und das Meer.
In diesem Sinne, und in ihrem Interesse meine wirklich wohlwollend gemeinte
Aufforderung: Denken sie um!“
Neptun verlässt die Bühne und tosender Applaus brandet auf,
der sich zu stehenden Ovationen auswächst. Ein Blitzlicht-Gewitter geht auf ihn
nieder, aber er beachtet die Kameras nicht. Er setzt sich zu Bella und Jan.
Kremer steht an der Tür und blickt sich verstohlen um. Wenn
er den Alten jetzt verhaftet, wird es ihn wohl den Job kosten. Die Anklage wird
sich wohl jetzt nicht aufrecht erhalten lassen. Er bedeutet den Beamten ihm zu
folgen und verlässt den Saal.
„Der Einsatz ist abgeblasen“, stößt er mühsam hervor, und
sie verlassen das Hotel.
Drinnen fasst man nach kurzer Diskussion eine Resolution,
eine Absichtserklärung, sich verstärkt für den Meeresschutz einsetzen zu
wollen, und dafür bei den anderen Staaten zu werben, denn nationale Alleingänge
bei gesetzlichen Regelungen gehen doch nicht.
Sie bleiben noch eine Nacht. Früh am nächsten morgen gehen
sie zum Meer überqueren den Deich und bleiben am Ufer stehen. Es ist Ebbe. Das
Meer hat sich zurück gezogen, und glitzernd liegt das Watt in der Morgensonne.
Etwas weiter kann man durch die Fahrrinne die dicken Pötte in die Wesermündung
einfahren sehen.
Neptun, Jan, und Bella sehen auf das schier endlose Watt.
„Glauben sie, dass sie erfolgreich waren?“, fragt Jan
„Nun“, meint der Meergott „Ich habe nicht so viel mehr als
eine solche Resolution erwartet. Aber ich glaube schon, das ich ihnen eine Saat
ins Herz pflanzen konnte.Ich habe, glaube ich die Menschen erreicht, und wenn
nun langsam ein Umdenken beginnt, war ich erfolgreich, aber das wird die
Zukunft zeigen. Im Grunde genommen ist die Menschheit noch eine sehr junge
Spezies, quasi noch im Flegelalter, und nun entwickelt sie sich hoffentlich
weiter und wird erwachsen.“
Er reicht Jan die Hand
„und bei ihnen, denke ich, ist die Saat bereits aufgegangen.
Vielen Dank für ihre Hilfe. Leben sie wohl“
„Sie kommen nicht wieder?“
Neptun lächelt.
„Vielleicht, aber wohl erst zu einer Zeit, wo es sie nicht
mehr gibt.Doch eventuell lerne ich dann ihre Nachkommen kennen. ansonsten,
werde ich die Menschen sowieso im Auge behalten.“
Sie reichen sich noch einmal die Hände, Bella umarmt Jan
„Mach´s gut“
Käpt´n Kidd schließlich, winkt zum Abschied mit der rechten
Schere. Dann wenden sich Neptun und Bella um, und gehen ins Watt. Gemütlich,
wie sie gekommen sind, gehen sie auch. Einmal noch wenden sie um, und winken
dem jungen Mann, der mit zugeschnürter Kehle am Ufer zurück bleibt. Immer
kleiner werden sie bis sie schließlich das Watt und der Horizont verschlucken.
ENDE