1.
Zu den ungewöhnlichsten Fällen, die wir so bearbeitet haben,
zählt sicher der Heuler-Fall. Bemerkenswert ist er vor allem, weil es ein
Doppel-Fall war.
Aber von Anfang an,
und seinen Anfang nahm dieser Fall an einem Vormittag im Frühsommer ,Ende Juni,
an dem wir , wie so oft im Büro saßen, beschäftigt mit jenem Papierkrieg, den
so eine Detektei nun mal mit sich bringt.
Wir waren wohl schon seit einer Stunde beschäftigt mit
Berichten und Formularen, als es an der Tür Klingelte. Ich wollte mich nach
Fertigstellung des letzten Absatzes, grade erheben, um zu öffnen da streckte
Frederike Brahms, unsere Haushälterin schon ihr pausbackiges Gesicht zur Türe
rein, und sagte:
„Entschuldigung, draußen sind zwei mögliche Klienten.“
Fenris, eigentlich Tjark Fenrissen, , 45 Jahre alt, groß,
dick, mit vollem blonden Haar, einem rundlichen Gesicht mit Knollennase und
einer runden Brille , sah auf, schob die Papiere vor sich zur Seite, und sagte:
„Nun, eigentlich sind wir beschäftigt, aber führen sie sie
herein. Etwas Abwechslung von dieser notwendigen, aber überaus stumpfsinnigen
Tätigkeit kann wohl nicht schaden.“
Frederike nickte, und ging, um die Besucher zu holen, die
wenig später in den Sesseln vor Fenris´ Schreibtisch saßen.
Es handelte sich um einen Mann um die Vierzig, und eine Frau
Mitte Zwanzig, die mir durchaus gefiel. Hübsch, Blond, wohl proportioniert, mit
einem netten, spitzbübisch wirkenden Gesicht mit Sommersprossen, in einem
schlichten T- Shirt und Jeans.
Er war schlaksig, etwa 1,80, mit schütterem, braunem Haar,
hoher Stirn, und nicht unsympathischen, aber nichts sagendem Allerweltsgesicht.
Sie stellten sich vor, als Tim Beckelsen, Tierarzt und
Stellvertretender Leiter der Seehund –Station von Frersum, sowie Insa Kempe, Tierpflegerin
in derselben.
Die Seehund-Station war uns natürlich bekannt. Sie war im
vorigen Jahr eingeweiht worden.
„Schön“, meinte Fenris, „und was kann ich nun für sie tun?“
„Wir möchten sie engagieren, unseren gestohlenen Seehund
wieder zu finden“, eröffnete Beckelsen.
„Einen Seehund?“, fragte Fenris mit einer Mischung aus
Entgeisterung und Mißmutigkeit.
„Ja, wir glauben, er ist entführt worden“, schaltete sich
Insa Kempe ein.
„Darf ich fragen, was sie zu dieser Vermutung führt?“
„Nun, letzte Nacht ist in unserer Station eingebrochen
worden. Das Schloß am Tor wurde aufgebrochen, und Hein, so heißt das Tier, war
verschwunden, und mit ihm ein Eimer Fische.“
„Fische“
„Ja, damit füttern wir sie.“
„Haben sie die Polizei eingeschaltet?“
„Ja, da kommen wir gerade her. Herr Kommissar Stieler hat
zwar eine Anzeige aufgenommen, sie haben wohl auch jemand zur Spurensicherung
geschickt aber er hat uns Sie empfohlen, weil die Polizei momentan beschäftigt
ist mit diesem Juwelenraub.“
„Ach ja sicher, dieser Einbruch beim Juwelier Stöver,
natürlich“
Es war leicht zu sehen, das mein Boss sich lieber mit
gestohlenen Juwelen befasst hätte, als mit einem gestohlenen Seehund.
„Ist außer dem
Seehund und den Fischen noch etwas gestohlen worden?“
„Nein, „sagte Beckelsen „Das ist ja das seltsame .Unser Büro
hat der Einbrecher gar nicht angerührt. Er ist nur beim Seehund-Becken gewesen.
Es ist so, als er ob er nur darum da
war.“
„Gut, wann hat der letzte von ihnen gestern das Gelände
verlassen?“
„Gegen Neunzehn Uhr, das war ich selber“, sagte Beckelsen.
„Und wann war der erste Heute morgen da?“
„Um Sechs, das war ich. mir ist es auch als erstes
aufgefallen“, meldete sich Insa „Ich habe dann die Polizei und Herrn Beckelsen
angerufen. Die waren auch da, und danach waren wir beim Kommissar, der uns zu
ihnen geschickt hat.“
„Gut denn. Nun Jan, was halten sie von einem kleinen Ausflug
zur Seehund-Station?“
„Da halte ich viel von, “ sagte ich.
„Schön, dann machen wir uns auf den Weg, um uns den Tatort
anzusehen. Meine Dame, mein Herr, sie haben uns gerade engagiert.“
„Ähm, was das Honorar angeht, wir sind ein Verein, und nicht
gerade Reich,aber Herr Kommissar Stieler meinte , die Polizei würde sich auch…“
„Mit der Honorar-Forderung warten wir, bis der Fall gelöst
ist. Ich bin dafür, erstmal für mein Geld etwas zu tun.“
Die Seehund-Station lag am nord-östlichen Ortsrand von
Frersum, direkt am Deich. Sie bestand aus zwei Gebäuden, von denen sich im
einen Verwaltung und Sozialräume , im anderen Komplex ein Lager und die
tierärztliche Quarantäne –Station befand , wo sich in einer Halle zwei Becken befanden, die von
einer Plexiglas-Wand getrennt waren. Daneben, befand sich ein großes Areal im
freien, das drei sternförmig angeordnete Becken enthielt. Hier schwammen einige
robben im Wasser, die uns aus großen Augen neugierig ansahen. Eine Pflegerin
mit brünettem, lockerem Haar tat hier gerade Dienst, und wurde uns als Stina
Rake vorgestellt.
„Ja“, meinte Insa „Hier halten wir unsere Schützlinge. Die
Quarantäne- Station ist das Reich von Tim, also Herrn Beckelsen. Hier kommen
für ein bis zwei Tage die Neuankömmlinge hin, bis wir sicher sind, das sie
keine Krankheiten haben, die sie nach draußen tragen können, und eben kranke
Tiere. Darum gibt es dort zwei Becken.“
Durch die Scheibe
konnten wir im Becken zwei kleine Seehunde sehen.
„Und die Beiden, sind das Neuankömmlinge?“, fragte ich
„Ja, der eine der Beiden kam Vorgestern, und kommt bald nach
draußen, der andere kam Gestern Nachmittag. Ich war dabei. Ich hatte grade
Feierabend gemacht, und wollte das Gelände verlassen, da kam mir Tim mit einer
Transportkiste entgegen. Normaler weise schaue ich mir die kleinen ja noch an,
aber diesmal hatte ich es eilig, denn ich hatte noch einen Termin.“
„Ist es normal, das die eine dunkler ist, als die andere?“,
fragte Fenris
„Ja, Farbschattierungen kommen durchaus vor.“
Wenn ich richtig verstanden habe, ist Beckelsen nicht der
eigentliche Leiter?“
„Richtig, der eigentliche Leiter ist Ubbo Baumann, aber der ist jetzt im Urlaub.
Sonst ist noch Svea Herres da, die Sekretärin“
Wir sahen uns gründlich um, betrachtet das aufgebrochene
Schloß, an dem noch ein Paar Späne des mittels zur Sichtbar-Machung von
Fingerabdrücken klebte, da hörten wir einen Schrei.
Eine mittelaltrige, rothaarige Frau im Beige- farbenen Kleid
kam auf Insa und ihre Kollegen zu
gestürmt, auch Beckelsen kam aus seiner Halle.
„Er ist da, er ist da“, rief sie
„Wer ist da?“, fragte Fenris
„Ein Erpresser-Brief“, antwortete die Frau, die offenkundig
Svea Herres war, mit erstauntem Blick auf den Detektiv.
Wir standen im Kreis um sie, und sahen auf das Blatt Papier,
welches sie in der Hand hielt:
Wenn sie den Seehund
wieder haben wollen, dann hinterlegen sie am alten Steg hinter dem Deich die Summe
von 10 000 Euro. Keine Polizei!
Stand dort in Schreibmaschinenlettern
geschrieben.
„Darf ich mal?“, fragte Fenris, und entnahm der hand der
Frau sanft den Umschlag, und betrachtete ihn. Es war ein normaler Briefumschlag,
wie man ihn überall im Schreibwaren-Handel bekommen konnte. Er war
unbeschriftet und unfrankiert.
„Wann ist der Brief angekommen?“ Svea Herres sah meinen Chef
erstaunt an, und warf dann einen fragenden Blick zu Beckelsen, der ermutigend nickte,
und sagte:
„Es ist in Ordnung. Er ist Privatdetektiv. Wir haben ihn
engagiert.“
„Nun“, sagte sie zu Fenris gewandt „Er war Heute morgen in
der Post. Ich bin aber erst jetzt dazu gekommen, sie durch zu sehen“
„Hm danke“, sagte er leibenswürdig lächelnd. „Tja, hier
haben wir nun alles gesehen, was wir sehen mussten. Wir melden uns dann bei
ihnen.“
Damit verabschiedete wir uns, und gingen nach Hause, wo das
wohl das Mittagessen schon auf uns wartete.
2
Als Erstes wartete allerdings Kommissar Stieler auf uns.
„Werter Herr Kommissar, welchem Umstand verdanken wir die
ehre ihres Besuchs“, begrüßte Fenris unseren Gast.
„Oh, ich war in der Nähe, und wollte mal rein schauen. Haben
sie sich der Seehund-Sache angenommen?“
„ Das haben wir. Wir kommen grade von der Seehund-Station“
„Sehr Schön. Da sie damit der Polizei arbeit abnehmen, sind
wir bereit, einen Teil des Honorars zu tragen.“
„Ich sagte schon meinen Klienten, dass wir damit erst mal
warten wollen, bis die Arbeit getan ist. Und sie? Sind sie in der
Juwelenraub-Sache schon voran gekommen?“
„Mehr schlecht als Recht“
„Wollen sie mir ein Paar Details verraten?“, fragte Fenris,
während Frederike gerade ein vorzügliches Trappisten-Bier aus Belgien servierten,
und ankündigten, dass das Essen in einer halben Stunde fertig sei.
„Nun“, meinte der Kommissar „Sie wissen ja, der Einbruch erfolgte
Vorgestern Nacht. Stövers Juwelier-Geschäft liegt in der Flanier-Meile unweit
des Hafens. Der Einbrecher ging allerdings ziemlich dilletantisch vor. Er löste
die Alarmanlage aus, konnte aber mit Schmuck im Wert von gut 50 000 Euro
entkommen, hatte jedoch die Polizei auf den Fersen.
Er ist dann in Clausens Fischhandel eingebrochen, wo er sich
eine Weile versteckt hat, um dann dort durch den Hintereingang zu fliehen.“
„Clausen kenne ich“, meinte Fenris. „Er beliefert eigentlich
alle hier in der Gegend“
„Ja, ein Zeuge hat ihn dort gesehen, ein Fischer namens
Frerk Hinrichs, er ein ziemlich mürrischer Kerl. Wohnt übrigens in der nah bei der Seehund-Station, was aber nichts
zwingend etwas zu bedeuten haben muss. Ja, da es dunkel war, konnte er ihn
nicht identifizieren. Unser Hauptverdächtiger ist Paule Krahl, der ist schon
einschlägig vorbestraft, aber wir können ihm hier nichts nachweisen“
„Hoch interessant. Wenn sie Zeit haben, machen sie uns doch
die Freude, und essen sie mit uns .es wird genug da sein, dabei können wir dann
weiter reden.“
Der Kommissar nahm dankend ein, und wenig später trug
Frederike auf. Es gab einen großen Schellfisch in der Salzkruste, den unsere
Meisterköchin mit Kräutern gefüllt hatte. Wir sprachen dem köstlichen Mahl gut zu,
und unterhielten uns dabei weiter über den Fall. Fenris sah auf den Rest des
Mit Kräutern gefüllten Fischleibes, und erstarrte plötzlich.
„Nein“, sagte er sinnend. Das kann doch nicht, oder doch?
Nun saß er sinnend da, und nuschelte sich ab zu in den Bart, wobei er auf den
Fisch starrte,
„Was tut er da?“, fragte Stieler verwirrt.
„Er denkt“, antwortete ich heiter, ich war mit den Schrullen meines Bosses gut
vertraut.
Plötzlich hellte sich Fenris Gesicht auf, und ein
zufriedenes Lächeln machte sich auf ihm breit
„Und jetzt ist er fertig“, kommentierte ich
„Sagen sie, Herr Kommissar, es gab nicht zufällig einen
zweiten Einbruch bei dem Fischhändler?“
„Nein“
Und zu unserer Überraschung sagte Fenris höchst zufrieden:
Das habe ich mir gedacht. Somit ist das Bild vervollständigt. Man muss die Dinge
nur richtig kombinieren. Ach, Herr Stieler haben sie Zeit mit uns noch einmal
zur Seehund- Station heraus zu fahren, aber vorher noch ein Paar Beamte mit
hinzu zu bestellen, dann können wir die Sache zu Ende bringen.
3
Trotz einiger Zweifel kam der Kommissar mit, und zwanzig
Minuten später waren wir wieder auf der Seehund-Station. Insa und Stina
begrüßten uns überrascht.
„Sie sind schon wieder da?“, fragte Insa erstaunt.
„Ja, ich bin erfreut, ihnen sagen zu können, wo sich ihr
Seehund befindet, und wollte sie zu ihm führen.“
„Oh ich mach´mich gleich fertig, ich muss nur einen Kasten…“
„Stopp, Stopp“, „rief mein Boss lachend, kommen sie doch mal
mit zur Quarantäne- Station.“
„Zur Quarantäne- Station?“, fragte Insa verwirrt.
„Ja ja“
Wir gingen zu jener Halle
mit den Becken, wo noch die zwei jungen Robben waren.Im Moment lagen sie am
Beckenrand.
„Und nun rufen sie Hein“
Insa sah ihn verwirrt ein an, dann rief sie „Hein!“
Zu aller Überraschung antwortete ein heiserer Robbenton, und
die dunklere der beiden Robben kam bewegte sich mit rufen auf Insa zu.
„Hein!“, rief sie fassungslos „Hein, das kann doch nicht
sein, und sie bückte sich zu dem Tier, das sie freudig beschnupperte, und
liebkoste es.
„Doch doch, das kann sein“, meinte Fenris, und schmunzelte.
Er berührte die kleine Robbe ebenfalls, dann hatte er etwas Schwarzes an der
Hand.
„Ruß –Schwärze. Haftet gut, und ist schwer wasserlöslich.
Durchaus keine schlechte Idee“
„Dann dürften das wohl die verschwundenen Fische sein“,
meinte ich, und zeigte auf einen Blecheimer, der auf einem Regal neben dem
Becken stand.
Wir gingen dort hin und betrachteten den Eimer. Die Fische
waren in der Mitte durchgebrochen.
„Ist das üblich?“, fragte Stieler
„Eigentlich nicht, man sieht ja, sie waren groß, also für
die Tiere draußen bestimmt.Die kleineren bekommen nur stücke und Krabben.“
„Gehe ich recht in der Annahme“, fragte Fenris, „ das Hein
Gestern von diesen Fischen bekommen hatte?“
„Ja“, sagte Insa, während sie das Tier wieder absetzte. „Tim
wirkte etwas merkwürdig, als er das sah, er kam an diesem Tag etwas später, er stand,
glaube ich im Stau. Es wirkte, als wäre er wütend.“ In diesem Moment lies Hein
etwas natürliches Fallen, aber es klapperte dabei. Unser Blick fiel nach Unten,
und da lag eine kleine Brosche. Insa holte sich ein Paar Gummi- Handschuhe, holte
das Stück hob das Stück aus dem Seehund-Kot, und wusch es ab.
„Was bedeutet…“, begann der Kommissar
„Das bedeutet“, beendete der Fenris den Satz, dass man
Fischleiber auch mit etwas anderem, als Kräutern füllen kann. Gerade unser
gefüllter Fisch , hat mich auf die richtige Spur gebracht.“
Während er dies sagte, öffnete sich langsam die Tür zum
Tierarzt-Büro in der Quarantäne-Halle, und jemand schlich sich leise heraus,
doch ich bemerkte ihn, und rief:
„Hey, Halt, stehen bleiben!“
Nun lief der Mann los, ich hinterher, hatte aber nicht damit
rechnen können, das draußen noch Polizisten standen, so das ich im Lauf
bremste, als die Beamten den in Handschellen gefesselten herein brachten.
„Ah, Hallo Herr Beckelsen“, sagte Fenris zufrieden „wollten
sie uns schon verlassen?“
„Tim“, rief Insa ungläubig, aber das kann doch nicht sein.
Warum…“
Er sagte nur ein Wort: “Spielschulden“
„Das hier hatte er bei sich“, sagte einer der Beiden
Beamten, und reichte dem Kommissar einen Beutel. Er sah hinein, und kam aus dem
Staunen nicht mehr heraus.
„die gestohlenen Juwelen, aber das kann doch nicht…“
„Sicher, es kann“ meinte Fenris. Aber lassen sie uns doch
ins Büro gehen, dann erkläre ich ihnen alles.“
Der Kommissar wies die Polizisten an, Beckelsen ins Revier
zu bringen, dann gingen wir alle ins Verwaltungsgebäude .Svea kochte uns Kaffee
und dann begann Fenris:
„Wie gesagt, es war der gefüllte Fisch, den wir Heute zu
Mittag hatten, welcher mich auf die richtige Spur brachte, weil er mir erlaubte,
alles im Zusammenhang zu sehen. Der Einbruch beim Juwelier wurde dilletantisch
ausgeführt, das schloss Paule Krahl aus. Der Täter brach auf seiner Flucht beim
Fischhändler Clausen ein, und blieb dort eine Weile. Zeit genug auch, um die
Juwelen in Fischleibern zu verstecken. Warum? Um, falls er erwischt wurde.
nicht mit der Beute angetroffen zu werden. Die Polizei auf den Fersen, ist das
durchaus ein naheliegender Impuls, und selbst ein Anfänger in Einbrüchen könnte
darauf kommen.
Wenn aber der Täter die Beute in den Fischen versteckte,
dann müsste er zurück kommen, um sie zu holen, es sei denn, er hat sie in
bestimmte Fische gesteckt, von denen er wusste ,wo sie hin gingen. Die Tatsache,
das es keinen zweiten Einbruch bei Clausen gab, bestätigt diese Annahme Dann
müsste er auch unter dieser Adresse zu finden sein. Und plötzlich ergibt sich
auch der Zusammenhang zu dem Entführten Seehund und den verschwundenen Fischen
.Das Seehund-Zentrum gehört auch zu Clausens Kunden, und
sicher wird die Partie entsprechend gekennzeichnet. War also der Dieb jemand
aus der Seehund-Station? Diese Frage wird beantwortet durch die Entführung von
Hein. Die beweist, das es jemand von Hier gewesen sein muss, denn ein außen
stehender Dieb, der zufällig wusste ,das die betreffenden Fische hierhin
gegangen waren, hätte nur diese Fische mitgehen lassen, denn er konnte ja nicht
wissen, das schon welche an die Robbe verfüttert worden waren.
Nur wer das wusste, konnte Hein entführt haben. Aber wer von
ihnen? Auch hier zeigt uns die Logik schnell die richtige Lösung. Insa und
Stina kamen nicht in Frage , denn erstens hätten sie die Fische nicht
verfüttert, wenn sie von deren wertvollen Inhalt gewusst hätten, und Zweitens
hätten sie es auch nicht nötig gehabt, den Seehund zu entführen, denn sie
hatten ja jeden Tag mit ihm zu tun, hätten ihm also unauffällig ein
Abführmittel verabreichen können, wie es sicher unser Dieb Getan hat, um an die
Juwelen heran zu kommen.
Die Sekretärin schied von vornherein aus. Nein, es gab nur
eine Person, die in Frage kam, nämlich Tim Beckelsen. Nur er hätte es nötig
gehabt, das Tier zu entfernen, und wo hätte er es hinbringen, und sicherer
halten können, als in seiner Quarantäne-Station?“
„Ja, aber wie hat er das Geschafft? Ich meine ,dann hätten es
doch drei Robben in dem Becken sein müssen. Ich habe doch selber gesehen, wie
er am Nachmittag vorher den einen Heuler gebracht hat.“, warf Insa ein
„Nein“, berichtigte Fenris. “Sie sahen, wie er einen
Transportkasten herein brachte, aber sie selber sagten mir, das sie nicht
hinein gesehen hatten, und natürlich gingen sie davon aus , das sich ein Tier
darin befand, aber sie fielen auf einen Taschenspieler- Trick herein. Es war
nur ein leerer Kasten. Verstehen Sie, als Beckelsen erfuhr, das sie bereits von
den Fischen an Hein verfüttert hatten, war er geschockt. Sie haben ja selber
berichtet, dass er mit Verspätung kam, das kam für ihn unerwartet. Aber er
wollte ja die Juwelen wieder haben, und da lies er sich die vorgetäuschte
Entführung einfallen.
Zunächst nahm er sich
einen Kasten mit, und fuhr damit herum. Als Stellvertretender Leiter wusste er
ja, wann sie Feierabend haben, und sicher auch, von ihrem Termin. Was war also leichter,
als zu diesem Zeitpunkt mit Kasten aufzukreuzen und ihn an ihnen vorbei zu
tragen, und einen Neuzugang vorzutäuschen. Da er der letzte war, der Feierabend
machte ,war es dann auch ein Leichtes Hein, aus seinem Bassin zu holen, etwas
dunkler zu färben ,und in die Quarantäne -Station zu bringen, wo er ihm in Ruhe
Abführmittel verabreichen, und warten konnte, bis er die Stücke ausschied. Und
natürlich war es auch ein Leichtes für ihn ,den Umschlag mit dem
Erpresser-Brief unter die Post zu mischen, der selbstredend eine Finte war, um abzulenken.
Er musste ihn ,beim Verlassen zu Feierabend am Vortag, nur in den Briefkasten
werfen“
Es entstand eine Pause, in der beeindruckte Blicke auf den
zufrieden wirkenden Fenris fielen.
Schließlich brach ein Polizist das schweigen, der
berichtete, das in Beckelsens Büro noch drei Eimer mit aufgebrochenen Fischen
standen. Damit war wohl alles klar.
„Mein lieber Fenris“,
meinte Kommissar Stieler „Gleich zwei Fälle aufgeklärt. Alle Achtung, sie sind
wirklich ein Phänomen.“
Man merkte meinem Boss an, dass er sich zusammen reißen
musste, nicht zu viel Selbstzufriedenheit zu zeigen.
Am nächsten Tag, bekamen wir von der Seehund-Station ein
Päckchen, welches einen kleinen Original- getreuen Plüsch-Seehund enthielt, der
ein Schild mit der Aufschrift „Hein“ um den Hals trug.Dabei ein Schreiben,
indem man uns des tiefsten Dankes versicherte, und das Hein in den nächsten
Tagen ausgewildert würde. Er war trotz allem ein Wildtier, und gehöre wieder in
die freie Wildbahn.
Lächelnd setze Fenris das Plüschtier auf seinen
Schreibtisch, und dort hat es seitdem seinen festen Platz, als Erinnerung an
einen unserer ungewöhnlichsten Fälle.
ENDE