Sonntag, 2. Juni 2019

Der Bremer Stadtkater: Der Mops ,der zuviel wusste

Lang hat´s gedauert, aber hier ist es nun: Timmys vierzehntes Abenteuer.Viel Spaß!


Die Sonne ging auf. Das erste Sonnenlicht des Tages tauchte den Schnoor in gleißendes Rotgold. In den engen Gassen begann das rege Treiben der Händler, die ihre Geschäfte öffneten.

Von der Bäckerei zog der duft frisch gebackener Brötchen durch die Strassen, und vermischte sich mit dem des Kaffees, der allenthalben gebraut wurde, zog nach oben , über die Dächer, von denen eines besetzt war, und zwar von einem schwarzen Kater, der gemächlich dort Oben lag, die erste Fütterung verdaute, und den Blick von dem treiben unten über das blaue Band der Weser schweifen ließ.

Hier Oben war Timmys Lieblingsplatz, und er verbrachte viel Zeit hier Oben. Er konnte hier gut abschalten, in den Tag hinein träumen,  oder die Zeibeiner unten beobachten, und ihre seltsamen Rituale. Das mit den kleinen Kästen,, die sie vor ihre Augen hielten, und danach lachend hinein sahen, hatte er immer noch nicht ganz verstanden, obwohl ihm zumindest schon einmal klar war, das, auf welche Weise auch immer, Bilder von ihnen dort hinein kamen. Ulkig war allerdings, dass sie auch in diese Kästen  hinein sprachen. 

So lag er dort dösend und in Gedanken versunken, als plötzlich hinter ihm eine stimme ertönte:
„Morgen Timmy, Es gibt ein Problem“
Der Kater stand auf, und fuhr herum. Vor ihm stand Gesche, eine Siam-Katze, die ihm Revier sehr bekannt war. Sie erschien plötzlich und genauso schnell pflegte sie auch wieder zu verschwinden. Sie war geheimnisvoll. Niemand wusste, wo  sie her kam. Sie irgendwann halt einfach  da. Doch geheimnisvolles Getue oder nicht, sie hatte Timmy bei manchem Abenteuer bei gestanden und ihn mehrfach aus schwierigen Situationen gerettet.

„Gesche, was gibt´s?“
„ Hast du´s noch nicht gehört? Kaisen ist verschwunden.“
Kaisen war ein Hund, genauer gesagt ein Mops, und gehörte dem Pförtner des Rathauses. Stolzes Mitglied einer ganzen Linie von Rathauspförtner-Hunden, und entsprechend blasiert, im Grunde aber ein guter Kerl, und die wohl beste Informationsquelle im Revier.

„Verschwunden?“, fragte Timmy
„Ja, wohl seit gestern Morgen schon, sein Dosenöffner sucht ihn schon verzweifelt, die Smidts ebenso. Deshalb haben sie mich geschickt, dich zu holen. Sie haben sich daran erinnert, wie erfolgreich du bei Ansgar warst.

Smidt 1 und Smidt 2 lebten als Nachbarn von Kaisen im Rathaus. Sie waren Mäuse, welche in einer art Hassliebe mit dem Mops zusammen lebten, und hatten Timmy mit wertvollen Informationen über eine Mäusesekte im Bremer Dom helfen können, deren Anführer entführt worden war.

Timmy stand bereits auf allen Vieren.
„Dann los!“
Um das Rathaus zu erreichen, mussten sie  vom Schnoor aus zunächst schräg über die Straße, am alten Polizeihaus vorbei, die Domsheide entlang ,und am Dom vorbei.
Sie betraten das Rathaus, unbemerkt vom Pförtner, der gerade einen Steckbrief von Kaisen aufhängte. Gegenüber dem Pförtnerbüro lag das Mäuseloch der Smidts.

„Hallo Smidts, wir sind da!“, rief Timmy ins Loch
Zwei kleine Näschen reckten sich zuckend aus dem loch heraus, und ihre Besitzer kamen nach.

„Ah, Timmy, Gesche, gut, das ihr da seit. Wir sind schon ganz verzweifelt. Wir haben im ganzen Revier nach gefragt, aber keiner hat ihn gesehen.“
„Wann habt ihr ihn denn zuletzt gesehen?“
„Gestern Morgen, ganz kurz. Er wirkte so verstört, das wir darauf verzichteten, ihn, wie immer, zu beleidigen, und dann ging er einfach hinaus, und kam nicht wieder.“

 „Hattet ihr eine Ahnung, warum er so verstört wirkte?“
„Nein. Er sagte ja nichts“
„Also“, meinte Gesche „Wenn er nicht im Revier ist, wo kann er sonst sein?“
„Vielleicht können wir euch daf fagen“, sagte eine Stimme hinter ihnen, die Timmy bekannt vor kamen.

Sie fuhren herum, und standen zwei Katzen gegenüber, die einen ziemlich traurigen Eindruck machten.

Die Erste war grau getigert oder war es mal gewesen, bei dem Schmutz war es nicht mehr
richtig zu erkennen .Sein Fell war zerzaust und stellenweise räudig. Von einem Ohr fehlte die Spitze und er hatte nur ein Auge. Auch zwei Schnurrhaare fehlten.

Die andere in schwarzweiß sah nicht viel besser aus. Auch sein Pelz schien schon bessere Tage erlebt zu haben und er hinkte, da offenkundig das rechte Hinterbein wohl einmal gebrochen, nicht richtig behandelt geworden, und so in unnatürlicher Haltung zusammengewachsen war.

„Max und Moritz!“, rief Timmy
Es waren tatsächlich jene beiden Kater, die Timmy bei seinem Abenteuer Draußen auf der Mülldeponie kennen gelernt hatte. Sie hatten ihm damals geholfen wieder nach Hause zu kommen. Timmy hatte oft an die wilden Katzen vom Berg gedacht.

„Wie kommt ihr denn hierher, und wie geht´s den anderen von euch.“
„Den Umftänden entfprechend bftenf“, erwiderte  Moritz, der Schwarz-weiße
„Wir haben eine von den Handwerker- Stink-Kisten genommen, mit denen sie Schutt zu uns bringen. Wir haben ihre Gespräche belauscht, und wussten so, das sie in die Stadt fahren.“

„Was sind denn das für Dreckbeutel?“, quiekte es von unten
„Ah, ein kleiner fnack ist nicht fu verachten“, knurrte Moritz grimmig, und wollte nach den Smidts greifen, wurde jedoch von ‚Timmy  mit ausgestrecktem Vorderlauf gehindert.
„Äh, die werden nicht gefressen, das sind Freunde“
„Fo, komiffe fitten habt ihr ftadtkatfen, aber na gut“

„Und ihr wist, wo Kaisen ist?“ lenkte Gesche die Diskussion wieder in die Sachrichtung
„Denke schon“, meinte Max, „Ihr sucht einen Mops, der sich Kaisen nennt, und dem Rathauspförtner gehört? Nun, so einer ist bei uns, und hat uns eine abenteuerliche Story erzählt. Er wollte sich nicht bewegen lassen, mit uns zu kommen, darum hat Kuder uns geschickt, Timmy zu holen, damit er mit ihm redet.Er hat vor irgendwas Angst.“

Kuder, eine männliche Wildkatze, war der Anführer der wilden Katzen vom Berg
„Nun gut, aber wie soll ich denn dorthin kommen?“, fragte Timmy
„Auf dem selben Weg wie wir“, sagte Max „diese Handwerker fahren noch öfter zur Deponie und zurück.“
„Gut, dann sollten wir keine Zeit verlieren, und aufbrechen.“
Und ich, meinte Gesche, trommle schon mal die übrigen Mitglieder des Schnoor-Hilfskorps zusammen. Wenn er vor etwas Angst hatte, könnte es haarig werden.“
Und sie war verschwunden.

Timmy, Max und Moritz liefen mit den besten Glückwünschen der beiden Mäuse zu dem Handwerker-Fahrzeug, um die Fahrt zur Deponie anzutreten.
*
Nur ein paar Minuten, nachdem sie auf die Ladefläche des Lieferwagens aufgesprungen waren, und sich zwischen den Bauabfällen versteckt hatten, stiegen die Zweibeiner ein, und die Fahrt ging los. Sie verlief ohne besondere Vorkommnisse, und Zehn Minuten später waren sie da.

Nachdem das Fahrzeug abgefertigt war, ging es zum Abladeort. Die beiden Handwerker stiegen aus, und öffneten das Fahrzeug. Zusätzlich schoben sie auch die Schiebetür an der Seite auf. 

„Wenn sie von Hinten abladen, gehen durch die Seite raus“, flüsterte Max. die anderen Beiden nickten, und im nächsten Moment setzten sie diesen Plan in die Tat um.Timmy staunten nicht schlecht, als er ausgestiegen war.

Da hatte sich doch einiges geändert. Auf den Schildern war nun eine orange farbene Sprechblase, und unten stand nun: D-i-e B-r-e-m-e-r  S-t-a-d-t-r-e-i-n-i-g-u-n-g.Der Platz war umgebaut, und entlang des Hanges stand nun eine große Mauer.

„Wir müffen da umfu,und beim Gafhäufchen hoch“, sagte Moritz, und sie liefen los,wichen fahrenden Autos ,und abladenden Zweibeinern aus, flitzten am Gashäuschen vorbei, und erklommen den Berg.

Oben blieb Timmy kurz stehen, und sah nach unten, auf das rege Treiben und den verkehr auf der Recycling-Station, und die vielen Zweibeiner, die in die großen Kisten warfen, was sie nicht mehr brauchten, und jene ,in Orange, die sie dabei beaufsichtigten und berieten.
„Junge junge, unglaublich, was die Zweibeiner alles weg werfen“, entfuhr es ihm
„Das kannst du ruhig laut sagen“, antwortete Max.

Sie überquerten nun den Berg. Zu dieser Seite hatte man einen blick auf Felder und Wiesen, die hinter Gärten lagen.
Sie strebten nun jenem Ort hinter mächtigen Brombeer-Büschen zu, den Timmy schon kannte, an dem die Katzen vom Berg hausten, und hier hatte sich nicht viel verändert.

Ein freier, staubiger von etwas Gras bewachsener Platz, auf dem allerlei Gerümpel, wie Holzkisten, Reifen und ähnlichem lag. Dazwischen saßen oder lagen etwa 10-15 Katzen unterschiedlicher Farbe und Größe, die bei ihrer Ankunft neugierig aufsahen. Die eine oder andere dazwischen, die vorher nicht dort war. Viele von ihnen sahen ähnlich mitgenommen aus, wie Max und Moritz.

An der Stirnseite, lag ein Haufen alter Steinblöcke und Säulen, und bildete eine Art Höhle, vor der Kuder lag, der Anführer, ein Wildkater, der einst aus dem Bürgerpark hierher entwichen war, und tatsächlich, da neben ihm, saß- Kaisen!

„Aha, unser kleiner Freund, dem wir damals nach Hause geholfen haben.Schön, dich wieder zu sehen.“, brummte Kuder
„Ich freu´mich auch, euch wieder zu sehen“, meinte Timmy "ich wollte meinen Freund zurück holen.“
„Natürlich, der kleine Hund, der uns zu gelaufen ist“, und er sah zu seiner Seite, wo der Mops saß.
„Er sagte so was, das er dein Freund wäre, darum habe ich Max und Moritz geschickt.“

Timmy wandte sich dem Hund zu:
„Hey Kaisen, was ist los, warum hast du dich hier versteckt?“
Kaisen sah ihn an
„Ich kann nicht zurück, obwohl ich hier auch nicht gern leben möchte. Ich vermisse das Rathaus, ich vermisse die Smidts, das wirst du ihnen aber nicht sagen, aber es geht nicht.“
„Warum?“
„weil ich etwas beobachtet, oder vielmehr gehört habe, was ich nicht hätte hören dürfen. Ich weiß zuviel, und das könnte mein Herrchen in Gefahr bringen.“

„Moment, erzähl doch mal von Anfang an. Was hast du gehört?“
„Also, mein Herrchen ging Gestern Abend mit mir im Bürgerpark spazieren. Ich hob grade mein Bein an einem Gebüsch, um es zu markieren, da hörte ich Stimmengemurmel. Da war jemand auf der anderen Seite, und unterhielt sich. Ich ging näher ran, während Herrchen schon etwas weiter war, und da hörte ich eine Stimme sagen:
>Morgen Abend kurz nach Acht geht es über die Bühne. Wenn das Konzert läuft, wird die Abendkasse wenig beachtet, da ist der richtige Zeitpunkt für den Überfall. <
>aber ist da an der Bürgerweide nicht noch viel los<
>Nein, das geht schon. wie gesagt, die meiste Aufmerksamkeit wird das Konzert haben<

Dann bin ich auf ein Stöckchen getreten. Es knackte die beiden horchten auf. Ich floh zu Herrchen, aber  ich glaube, sie wissen, das sie verraten sind, und weil ich Herrchen aus der Sache raus halten wollte, bin ich Heute morgen abgehauen, und hierher geflohen.“ 

„Aber  das ist auch keine Dauerlösung. Außerdem glaube ich, du möchtest lieber zurück ins Rathaus. Wenn es  stimmt, was du sagst, findet der Überfall Heute Abend statt. Ich schlage vor, du kommst mit mir zurück, und wir verhindern den Überfall, und sorgen dafür, das die Kerle eingesperrt werden, wie man das bei den Zweibeinern macht.Dann kannst du dich wieder sicher fühlen.“

„Ich gehe auf Beobachtungsposten, und sage euch Bescheid, wenn die Handwerker wieder da sind, dann schmuggeln wir euch raus.“, sagte Max, und machte sich auf den Weg
Es dauerte eine gute Halbe Stunde, bis er zurück kam, und meldete.
„sie sind wieder da, es kann los gehen!“

Timmy verabschiedete sich herzlich von Kuder und den anderen Katzen, dann kletterte Er, Kaisen an seiner Seite, und von Max und Moritz begleitet, über den Berg.
Beim Bauschutt stand das Handwerkerfahrzeug, und die beiden Männer waren beim Abladen.
„Fätfe, wir beide lenken fie ab, und ihr steigt dann an der Seite ein.“

Gesagt, getan, nach einem herzlichen Abschied liefen die beiden Kater den Handwerkern in die Beine, so das sie fast stolperten, und sich fluchend auf Max und Moritz stürzten, die sich flink verzogen, und in einiger Entfernung stehen blieben.
Während  dessen schlüpften Timmy und Kaisen ins Auto, und versteckten sich zwischen dem Werkzeug.
Ahnungslos schlossen die Handwerker ihre Arbeit ab, und fuhren los. Als Timmy zum Heckfenster hinaus schaute, sah er neben dem Glashäuschen die beiden Kater stehen, die die Vorderpfoten zum Gruß hoben.
Timmy tat es ihnen nach, und nun ging es der Stadt und der Entscheidung entgegen.
*
Der Abend senkte sich über Bremen, die Sonne ging unter, und tauchte die Stadt in rot-violettes Licht. Auf der Bürgerweide stand eine riesige Bühne, auf der besagtes Konzert statt fand. Abseits davon, durch den Park an der Gustav- Deetjen Allee , liefen einige Tiere entlang, nämlich zwei Hunde und fünf Katzen, über denen eine Lachmöwe schwebte, und liefen nun über die Straße, wo Polizeiwagen standen, und wo es zur Abendkasse ging.

Timmy und Kaisen hatten es mit ihrem unfreiwilligen Taxi geschafft in die Stadt zurück zu kommen. Dort trafen sie sich in Timmys und Emmas Garten im Schnoor mit den Freunden, die Gesche zusammen getrommelt hatte.
Kaisen erzählte den anderen noch einmal, was er Timmy erzählt hatte, und gemeinsam schmiedeten sie einen Plan, um den Überfall zu vereiteln.

Das Schnoor-Hilfskorps, dem sich ausnahmsweise auch Kaisen angeschlossen hatte, kam bei den Polizisten an, sprang auf die Autos, und ging die Beamten an, die sich gleich anschickten, die wild gewordenen Tiere einzusammeln. Einer bestellte über funk einen Veterinär.

Die Hunde und Katzen steuerten nun, verfolgt von den Polizisten die Abendkasse an, bei der just in diesem Moment die Tür aufgeworfen wurde, und zwei Maskierte Männer heraus gestürmt kamen , und angesichts der seltsamen Prozession kurz wie erstarrt stehen blieben, ebenso wie die Polizisten.

Es hatte schon ein wenig high Noon-  Charakter als sich so Ordnungshüter und Räuber gegenüber standen.
Dann kam Bewegung in die Sache. Die Räuber wollten den Weg in Richtung Bürgerpark einschlagen, doch da liefen ihnen die Tiere zwischen die Beine und brachten sie zu Fall.

Einer fluchte wütend. Kaisen, der die Stimme erkannt hatte sprang triumphierend auf seinen Bauch, und bellte und knurrte ihn an, bis im nächsten Moment zwei Polizisten sich über ihn beugten, um ihn fest zu nehmen.
Mit stolz erhobenem Haupt stolzierte der Mops zu seinen Freunden.
Einer der Beamten sah auf die Tiere und stutzte.
„Wollten die Viecher uns etwa...“ begann er, winkte dann aber ab, und folgte den Kollegen, die die Räuber abführten.

„Na toll“, meinte Kaisen beleidigt „Da hilft man ihnen, und liefert ihnen die Strolche, und dann...na ja, Zweibeiner!“
„Lass mal“, meinte Timmy lachend „Immerhin haben du und dein Herrchen jetzt wieder Ruhe.“
„Richtig“, meinte Kaisen besänftigt, und ich habe mein Rathaus wieder.“
Und sie gingen heim.

Nach her lag Timmy wieder auf dem Dach, genoss die abendliche Brise ,und sah auf die Lichter der Stadt, und wandte den Blick von der Weser nach Westen, wo in der Ferne blinkende Lichter einen berg bezeichneten, auf der eine ganz besondere Art von Katzen wohnte, die ihm nun zum zweiten Mal geholfen hatten.


Ende