24. Dezember, Morgens am Nordpol. Schnee bedeckt die
Landschaft. Große ,stattliche Tannen, Fichten und Lärchen wechseln sich ab mit
Laubbäumen, dazwischen weite Ebenen ,die mit spärlichen Gräsern und flechten
und Büschen Bewachsen sind. Und mitten darin, eine hell erleuchtete kleine
Stadt. Darin wieder ein stattliches , festlich geschmücktes Gebäude ,das von
prächtigen, von Schmuck glitzernden Tannen gesäumt ist.
Fleißige kleine Gestalten in gestreiften Gewändern ,mit
spitzen Ohren und roten, grünen ,blauen und gelben Mützen ,sind geschäftig
dabei unzählige bunte Pakete zu packen, und sie in einen großen Sack zu
stecken, den sie anschließend zu einem großen ,prächtigen Schlitten bringen, vor
dem bereits sechs Rentiere angespannt sind, von denen eines eine rote Nase hat.
In einem Raum im Obergeschoß besagten Gebäudes steht eine
große, massige Gestalt in einem roten Mantel vor dem Spiegel ,und betrachtet
sich kritisch, zupft hier und da den Mantel und die rote Hose zurecht ,und
betrachtet den breiten schwarzen Gürtel und die schwarzen Stiefel.
„Gut, das ich das Jahr über ein wenig abgenommen habe. Es
wurde letztes Jahr doch ein wenig eng“, meint Herr Nikolaus ,betrachtet sich
noch einmal , setzt dann die rote Mütze auf, sieht sich noch einmal an, nickt,
und schickt sich an, die Treppe hinunter zu steigen, und zu seinem Schlitten zu
gehen.
Während er herunter geht grummelt er vor sich hin, welch
einen neumodischen Firlefanz sich die Kinder heutzutage wünschen. Was ist bloß
aus den Zeiten der guten alten Holz-Eisenbahn geworden? Des Teddys, der Puppe?
Aber so ändern sich eben die Zeiten.
Herr Nikolaus geht nach draußen zu seinem Schlitten, wo
seine Weihnachtselfen auf ihn warten. Er wählt Zehn von ihnen aus ,ihn zu
begleiten.
Ja nun, auch der
Weihnachtsmann kann Heute nicht mehr alles allein machen. Ein Bisschen was muss
man schon delegieren. Streng genommen gibt´s auch nicht nur einen
Weihnachtsmann. einer allein kann ja nicht alle Kinder der Welt versorgen.
Sie besteigen den Schlitten, und fliegen los. Über
verschneite Landschaft, schneebedeckte Baumwipfel und Berge geht es dem Ziel,
der großen Stadt, den Orten der Menschen entgegen.
Langsam kommen immer mehr Häuser in Sicht, deren Vorgärten
festlich geschmückt sind. Man muss es diesen Menschen lassen ,sie lassen sich
da wirklich was einfallen. Letztes Jahr
hat er erstaunt gezuckt, als er einen anderen Weihnachtsmann die Wand eines
Hauses empor klettern sah .Er stellte allerdings schnell fest,das es sich
lediglich um eine leuchtende Nachbildung seiner selbst handelte.
Sie landen auf einem Dach ,und die Elfen verwandeln sich in
Herr Nikolaus Ebenbild, nehmen sich Geschenke, und schwärmen zu den Häusern
aus. Herr Nikolaus nimmt sich das Haus
vor, auf dessen Dach sie gelandet sind, und zwängt sich in den Schornstein.
„Wer hat eigentlich diese abartige Tradition erfunden, das
der Weihnachtsmann durch den Kamin ins Haus kommen soll?“ ,brummt er. „Wirklich
gut, das ich ein wenig abgenommen habe“
Er verteilt die Geschenke und will gerade wieder nach Oben
gleiten, als plötzlich die Tür klappt, sich Taschenlampenlicht auf ihn richtet,
und eine Stimme barsch ruft: “Keine Bewegung, Polizei!“
Na Prima! Natürlich könnte er dank magischer Fähigkeiten einfach
verschwinden, aber das würde zuviel aufsehen erregen. Also hebt er die Hände,
und lässt sich fest nehmen.
Man nimmt ihn mit ins Polizei-Präsidium, wo er von dem
Beamten verhört wird, der ihn festgenommen hat. Kommissar Rahn steht nur wenige
Monate vor der Pensionierung .Er ist ein Mann von ähnlich massiger Gestalt wie
Herr Nikolaus, mit grauem Haarkranz und gutmütigem, runden Gesicht. Gutmütig
wirkt er jetzt grade aber nicht.
„In Ordnung“, meint er kurz angebunden. „Name?“ ,und macht
sich bereit zu schreiben.
„Nikolaus“, sagt Herr Nikolaus „Sie können auch
Weihnachtsmann sagen“
Rahn schaut missmutig auf.
„Okaay“, sagt er gedehnt „Ich hab´ ja auch Humor, aber sehr
begrenzt. Also noch mal, wie ist ihr Name?“
„Hab ich ihnen doch schon gesagt, Nikolaus oder
Weihnachtsmann“
„Ihnen ist schon klar, das sie wegen Einbruchs hier sind.
Sie wollten doch in dem Haus was klauen“
„Klauen? “,fragt Herr Nikolaus erstaunt. „Nein, ich habe
Geschenke gebracht, wie der Weihnachtsmann das halt tut“
„Ja,Ja ,Geschenke gebracht, das hätte ich jetzt auch gesagt.
Eine originellere Ausrede haben sie wohl nicht“ ,sagt der Kommissar, und starrt
Herrn Nikolaus böse an.
„Wieso Ausrede? Ich bin der Weihnachtsmann, und zu
Weihnachten durch die Kamine in die Häuser zu steigen und Geschenke zu
verteilen ist mein Job. Zu gegeben, ich würde ja auch gern auf etwas
zivilisiertere Weise reinkommen, aber Tradition ist nun mal Tradition. Ich habe
den Eindruck, sie haben ihren Glauben an den Geist der Weihnacht verloren “
Rahn sieht sein Gegenüber düster an.
„Meinen Glauben habe ich schon früh verloren. Als ich klein
war ,war ich Fußball- begeistert ,und habe mir sehnlichst einen Leder-Fußball
mit Autogrammen der 54´Weltmeister gewünscht.Ich habe vor dem Haus gestanden,
und nach ihnen, ich meine dem Weihnachtsmann Ausschau gehalten, aber ich habe
ihn nie bekommen, statt dessen ist mein Großvater an Heiligabend gestorben. Da
habe ich aufgehört zu glauben.“
„Oh, das tut mir sehr Leid“, sagt Herr Nikolaus mitfühlend,
aber ich glaube , das mit dem Ball lässt sich grade biegen, wenn ich hier raus
bin.“
„Reden sie keinen Unsinn! Und nun Schluss damit. Wie ist ihr
Name, der richtige !“
Herr Nikolaus seufzt“ Mein Name ist Nikolaus oder
Weihnachtsmann“
„Grrmpf, dann werden sich ja freuen ein paar Bekannte zu
treffen. Ich hab ´nämlich noch drei von ihrer Sorte in der Ausnüchterungszelle,
plus zwei Jesusse. Und da bleiben sie erst mal über Nacht ,bis sie sich
entschlossen haben ,vernünftig mit mir zu reden.“
In der Ausnüchterungszelle sitzen drei Ebenbilder von ihm, Na
ja, die einen haben die Mützen abgenommen, bei einem hängt der Bart schief.
Zwei langhaarige ,bärtige Männer in
langen Gewändern sitzen in der Nebenzelle .Einer schläft den Kopf gegen die
Wand gelegt. Man riecht deutlich eine kräftige Alkohol-Fahne .
„Hey, hass nnoch was ssu trinken?“, lallt einer der
Nikoläuse
„Ooh ähm, leider
nicht“ ,meint Herr Nikolaus ,und setzt sich. er führt einige ,nicht sehr
gehaltvolle, Gespräche mit seinen Kopien ,und dem wachen Jesus. Irgendwann
schlafen sie alle, und Herr Nikolaus erhebt sich.
„So, genug Zeit verschwendet, die Elfen werden schon bald
fertig sein“, meint er zu sich. Er vollzieht eine Handbewegung und die
Gefängnismauer teilt sich. Er tritt hinaus, auf die verschneite Strasse, lässt
die Mauer sich wieder schließen, und schickt sich an zu gehen, aber er hält
inne.
„Oh, da war noch was“, sagt er „Ich habe noch was nach zu
holen.“ Er umrundet das Gebäude, bis er vor einem Fenster steht, in dem keine
Kerzen stehen. Durchs Fenster kann er den Kommissar sehen ,der am Schreibtisch
sitzt und arbeitet.
Er zieht ein Papier aus seiner Manteltasche, und schreibt
ein paar Zeilen darauf. Eine Handbewegung lässt das Fenster ein wenig kippen,
er schnippst das Papier durch den Spalt, und lässt das Fenster sich wieder
schließen.
Rahn schaut verdutzt auf ,als ein Blatt vergilbtes Papier
auf seinen Schreibtisch flattert. Er nimmt es auf und liest:
Tut mir Leid nicht
länger hier bleiben zu können, aber ich habe noch zu tun Es ist ihr Recht
wütend auf mich zu sein. Ich bin ihnen einiges schuldig .kommen sie doch zu dem
Haus, in dem sie mich verhaftet haben.
Vielen Dank ,fröhliche
Weihnachten,
herzlichst,
Herr Nikolaus
Rahn sieht auf, und sieht das Gesicht des Weihnachtsmannes
,der ihm freundlich zulächelt, und mit behandschuhter Hand winkt.
Sofort springt er auf und rennt hinaus, doch als er am
Fenster ankommt, ist Herr Nikolaus verschwunden.
Wütend schnaubt er, dann fällt ihm der Zettel in seiner Hand
ein. Jetzt einen Wachtmeister zu holen ,würde zu lange dauern, er beschließt
,allein hin zu fahren, schwingt sich hinters Steuer seines Autos ,und fährt
los.
Es ist bereits dunkel, als er ankommt. Einzelne
Schneeflocken fallen vom ansonsten sternenklaren Himmel.
Das Haus ist festlich erleuchtet. Er will darauf zu gehen,
da hört er über sich Glöckchen klingeln. Er schaut hinauf, und traut seinen
Augen nicht. über ihm zieht ein Schlitten einen großen Kreis, in dem Herr
Nikolaus sitzt.
Plötzlich fällt ein Paket
vor im in den Schnee .Bunt verpackt. Geschmückt mit Tannenzweigen. Er
hebt es bebend auf. Es hängt ein Zettel daran, auf dem Steht:
Entschuldige bitte die
Verspätung, aber besser spät ,als nie.
fröhliche Weihnachten
Er packt es aus ,und stockt. Es liegt ein brauner
Lederfußball darin. Er kann Unterschriften sehen: Fritz Walter, Ottmar Walter,
Toni Turek…
Ein Kloß schnürt seine Kehle zu. Tränen rinnen seine Wangen
herunter. Er blickt hoch zu
dem kreisenden, sich langsam entfernenden Schlitten, und
sagt leise, mit Tränen erstickter stimme: “Danke“
Oben lächelt Herr Nikolaus vergnügt, und sagt: “Gern
geschehen“, die Elfen teilen sein Vergnügen. So verteilen sie jetzt mit großer
Lust und Weihnachtsstimmung den Rest ihrer Geschenke. Und schließlich ziehen
sie noch einmal ihre Kreise über der Stadt ,betrachten den Weihnachtsmarkt mit
den bunten festlich beleuchteten Buden, von denen wunderbare Düfte nach Oben
steigen. Sie überfliegen die Stadt mit den festlich geschmückten Häusern und
Gärten ,und fliegen nun wieder nordwärts nach Hause.
„So“, meint Herr Nikolaus „Morgen noch mal eine Runde , und
dann ist erstmal ein Jahr Urlaub“ Er fliegt noch einmal eine Runde über die
Stadt, und ruft den Bewohnern zu, was ich euch nun auch zurufe:
Fröhliche Weihnacht euch allen, und einen guten Rutsch ins neue
Jahr!
Fröhliche Weihnacht euch allen, und einen guten Rutsch ins neue
Jahr!