Mit solch langweiliger Büroarbeit waren wir an diesem Tag,
auch mangels eines Falls beschäftigt. Während meine Wenigkeit, Jan Alldag , 32
Jahre jung, dunkelblond, mittelgroß, dafür kräftig, mit Allerweltsgesicht,
Assistent und Privatsekretär , sich den Bericht über den letzten Fall aus den
Fingern sog, ging mein Boss, Tjark Fenrissen, kurz Fenris genannt, seines
Zeichens Privatdetektiv, 45 Jahre alt, groß, dick, mit vollem blonden Haar,
einem rundlichen Gesicht mit Knollennase und einer runden Brille,
leidenschaftlicher Craft Bier- Trinker und Gourmet die Post durch, derweil
unsere Haushälterin Frederike Brahms in der Küche mit dem Essen beschäftigt
war.
So waren wir eine Weile beschäftigt, und man hörte nur das
Klicken meiner Tastatur und das Rascheln des Briefpapiers, als Fenris plötzlich
einen erstaunten Laut von sich gab.
Ich sah auf. „Ist was?“
„Schauen sie mal, Jan“, entgegnete er, und reichte mir einen
Umschlag und ein Blatt Papier. Der Umschlag war an Fenrissen Adressiert, wies
aber weder Briefmarke, noch Poststempel auf, musste also vom Absender
persönlich in unseren Kasten geworfen worden sein.
Das Papier war ein Zeitungsausschnitt, laut Datum Sieben
Jahre alt, der von einem Schiffsunglück hier an der Küste berichtete.
Der Kutter Henrike war im tieferen Fahrwasser gesunken, und
sein Kapitän Hauke Terjes ums Leben gekommen. Nur sein Schiffsmann Robert
Gramel, auch sein einziger Angestellter, hatte das Unglück überlebt, war, aber
erst ein Jahr später zurück gekehrt, das ,erinnerte ich mich ,gelesen zu haben
.Er war von einem dänischen Frachter halbtot aus der See geholt worden, und
hatte in Hamburg in einer Klinik gelegen. Man wusste zuerst nicht, wer er war,
denn er hatte das Gedächtnis verloren. Später dann, erinnerte er sich, über
Bord gegangen zu sein, und aus dem Meer
beobachtet zu haben, wie das Schiff in Flammen aufging. er habe dann versucht,
in Richtung Küste zu schwimmen, und schon mit dem Leben abgeschlossen, als die
Dänen ihn aus dem Meer fischten. Oben auf dem Zeitungsausschnitt standen die
Worte: KEIN UNFALL; in Hand geschriebenen Druckbuchstaben.
„Nun, “ sagte Fenris, mich ins Auge fassend, „was halten sie
davon?“
„Hmm, schwer zu sagen. Ein anonymer Brief, persönlich
eingeworfen. Der unbekannte scheint der Meinung zu sein, das mit diesem
Schiffsunglück damals, etwas nicht mit rechten Dingen zu ging, doch warum sucht
er uns denn nicht persönlich auf, wenn er möchte, das wir in der Sache
ermitteln?“
„Eine äußerst interessante Frage. Aber wenn er so bestimmt
darauf hinweist, dass der Untergang der Henrike kein Unfall war, könnte es auch
sein, das unser unbekannter Freund mehr
über die Sache weiß. Wie dem auch sei, ich habe kein Bedürfnis für einen
unbekannten zu arbeiten, der sich nicht mal hierher traut. Legen sie den Brief
erst mal in die Ablage.“
Ich tat, wie mir geheißen, konnte aber nicht ahnen, wie
schnell uns der Fall wieder beschäftigen würde.
*
Schon am nächsten Tag war es soweit, als wir gerade das
Frühstück beendet hatten. Ich genoss gerade gemütlich einen Kaffee, während
Fenris die Zeitung las. Plötzlich kam seine Knollennase hinter dem Blatt zum Vorschein,
und er sah mich scharf an.
„Haben sie noch diesen Brief mit dem Zeitungsausschnitt?“
„Sicher, liegt noch in meiner Schreibtischunterlage“
„Dann sehen sich das mal an“
Er reichte mir die Zeitung herüber. Ich betrachtete die
Überschrift: “Das Rätsel der Henrike- Fischer
mutmaßlich ermordet!“
Darunter ein Bericht darüber, das im tiefen Fahrwasser vor
Frersum das Wrack der Henrike gefunden und geborgen wurde. Bereits vor drei Tagen
wurde es in den Hafen geschleppt. Im Steuerhaus fand sich ein Skelett, bei dem
es sich um den Kapitän handelte, was gestern durch einen Abgleich der
Zahnärztlichen Unterlagen auch bewiesen wurde. auch wurden Reste seiner Kleidung
und Gegenstände aus seinem Besitz, wie zum Beispiel seine Uhr eindeutig von
seiner Frau identifiziert, weshalb man auf einen DNA- Test verzichten konnte.
Das Besondere war, das der Gerichtsmediziner eine
Schädelfraktur fest stellte, die unzweifelhaft von einem Schlag mit einem
schweren Gegenstand, wahrscheinlich einem Hammer, stammte , was bedeutet, das er ermordet wurde. Hier
wurde auch noch einmal Robert Gramel
erwähnt, und seine Aussage, er wäre über Bord gegangen. Wie genau, daran konnte
er sich aber nicht mehr erinnern. War also auf jener schicksalhaften Fahrt noch
eine dritte Person an Bord?
„Hoch interessant oder?“, meinte Fenris. Unser unbekannter
Briefe- Schreiber scheint wirklich mehr gewusst zu haben, oder er hatte eine
gute Ahnung. Trotzdem widerstrebt es mir, für einen Unbekannten in dieser Sache
zu stöbern. Ich schlage vor, wir nehmen den Brief, und bringen ihn zu Kommissar
Stieler. Das müssen wir spätestens jetzt ohnehin, weil er ein Beweisstück sein
könnte.“
*
Kommissar Stieler, ein hochgewachsener, schlaksiger Mann,
Mitte fünfzig, mit dunkelrötlichem Haarkranz, saß gerade hinter seinem Schreibtisch,
als wir im Polizeipräsidium ankamen. Er
begrüßte uns freundlich, obwohl er leicht gestresst wirkte. Ich erklärte ihm
alles und reichte ihm den Brief. Er betrachtete den Ausschnitt.
„Den haben sie Gestern bekommen?“, fragte er. Fenris nickte
„Genau. Ich nehme aber ungern Aufträge von Unbekannten an. Eigentlich
habe ich es auch nicht sehr Ernst genommen, aber nach der neusten Entwicklung sieht
es anders. Es ist ja doch interessant, das unser Freund scheinbar gewusst hat,
das Terjes ermordet wurde.“
„Sie sagen es“
„Nur mal Interesse halber“, fragte ich „Lebt dieser Robert
Gramel noch in dieser Gegend?“
„Ja“, meinte der Kommissar „soweit ich weiß, wohnt er etwas
außerhalb. Er hat Terjes Frau geheiratet. Er war mit ihnen sowieso eng
befreundet. Als er dann zurück kam, hat er ihr über den Verlust geholfen. Sie
kamen sich näher, und na ja. Durch gute Geschäfte haben sie es zu einigem
Wohlstand gebracht“
„Verstehe“, nickte ich.
„Ja“, meinte der Kommissar „und dabei haben wir schon genug
zu tun. Vorgestern Nacht hatten wir einen Raubmord an einem Zahnarzt. er hatte
einen Einbrecher überrascht, und der hat ihn erschossen. Etwas Geld und Schmuck
hat er mit genommen, und jetzt…“
Das Telefon klingelte, und er nahm ab. Er hörte kurz zu.
Das Telefon klingelte, und er nahm ab. Er hörte kurz zu.
„Wann war das?“, fragte er „in Ordnung, wir kommen“
Er wandte sich uns zu: “Das hat noch gefehlt, es ist ein
Anschlag auf Robert Gramel verübt worden.“ ...
Fortsetzung folgt