21.05.2025,Bistritza,Morgens
Jetzt komme ich wieder zum Schreiben. Die letzten knapp
Achtundvierzig Stunden ist einiges passiert. Ich fange am Besten dort an, wo
ich aufgehört habe.
Die Tür der Scheune öffnete sich, und eine Gruppe Männer
trat ein.
Ein Aufruf in einer
fremden Sprache, wohl rumänisch, klang mir scharf entgegen.
Eine Taschenlampe
leuchtete mir ins Gesicht.
„Er ist es“, sagte dieselbe Stimme plötzlich in gebrochenem
Deutsch, „Er ist es wirklich“
Der Sprecher mit der Lampe kam näher.
„Willkommen, Tobias Schubert. Wir haben dich erwartet. Wir
gehören zum Widerstand. Wir sind schon die ganze Zeit an der Grenze unterwegs,
um dich abzuholen, und in Sicherheit zu bringen. Ich bin Georghe Radu. Komm ins
haus, du wirst hungrig sein.“
Mit einem Gefühl großer Erleichterung, erhob ich mich, und
ging mit.
Als wir am Tisch saßen, konnte ich mir meinen Gastgeber
näher ansehen. Georghe war ein mittelgroßer, leicht beleibter Mann, Mitte
vierzig mit kurz geschorenem, dunklem Haar, und braunen Augen. Die anderen bei
ihm waren bieder aussehende Bauern.
Es gab ein einfaches Mahl, dann meinte Georghe:
Das mit Steiner weißt du“
„Ich habe davon gehört“, sagte ich.
„Nach allem, was wir wissen, wird er auf Schloß Branac fest gehalten. Wir müssen erst ihn befreien,
denn er kennt als einziger einen geheimen Weg in die Felsenfestung. Nicht mal
die dunklen wissen davon“
„Wo liegt Schloß Branac“, wollte ich wissen.
„In der Nähe von Bistritza, in Richtung der Karpaten. Morgen
früh, wir bringen dich nach Bistritza. Dort triffst du Sergiu, unseren
Anführer. “
Ich schlief gut in einem weichen Bett, und am nächsten
morgen, nach einem kräftigen Frühstück, fuhren wir nach Bistritza. In einem
alten Haus in der Innenstadt, trafen wir einen schwarzhaarigen jungen Mann,
Anfang Dreißig mit einem hübschen, aber ernsthaften Gesicht, Mittelgroß, aber
Kräftig gebaut. Dunkle Augen blickten mich unter buschigen Brauen interessiert
an.
„So, du bist das also.“, sagte er in fließendem Deutsch
„Aber du solltest Begleitung haben.“
„Sind in Novi Sad gefangen genommen worden.“, entgegnete
ich. „und was mit dem Mädchen ist, weißt du, denke ich mal.
Er nickte „Sicher. Wollen wir also sehen, wie wir sie
befreien. Georghe hat dir das mit Steinmann gesagt?“
„Das hat er“
„Wir werden uns ins Schloß einschleichen müssen. Ich habe
einen Plan. Teile des Schlosses werden grade restauriert. Es ist also möglich,
als Handwerker getarnt hinein zu kommen. Dann müssen wir heraus finden, wo er
dort festgehalten wird.“
Ich bekam ein Zimmer
unter dem Dach zugewiesen, in dem ich mich einrichtete .Nun ja, das bisschen,
was ich mit hatte war schnell verstaut. Meine Gedanken waren wieder bei Celia, und
beim Kapitän und seiner Crew.Ich legte mich hin, und fiel schnell in einen
traumlosen Schlaf. Als ich erwachte, war es bereits früher Abend.
Ich ging zum Abendessen herunter, und da erfuhr ich, dass
wir am nächsten morgen nach Branac aufbrechen würden. Es war gelungen, einen
Auftrag als Klempner-Firma im Schloß zu bekommen. Vor Ort mussten wir dann den
Rest heraus finden.
Jetzt schreibe ich gerade diese Zeilen, denn es ist noch
Zeit bis zum Frühstück, dann geht’s los.
Aber jetzt herrscht unten Lärm. Durch die angelehnte Tür höre ich unten
jemanden rufen. Jetzt kommen Schritte herauf, meine Tür wird von einem arm in
einer schwarzen Uniform geöffnet.