26.5.2025,im Norden, irgendwann
Kurz nach Einsetzen der Dunkelheit, machten wir uns auf den Weg.
Es ging durch eine zerklüftete Fels-Landschaft, die immer wieder durch Grün
unterbrochen war.Eine herbe, schöne Landschaft, am Südausläufer der Karpaten,
die auch Transsylvanien genannt wurde, und vor allem, für den Walachischen Fürsten
Vlad Tsepes Draculaer bekannt ist, der Bram Stoker als Vorbild für die Figur
des Grafen Dracula diente.
Durch eine enge Schlucht, kamen wir dem Ziel entgegen. Ein
hoher ,nackter Felsen, auf dem eine düster wirkende Burg thronte, die als
Kulisse für einen Dracula-Film sicher gute dienste geleistet hätte.
Wir fuhren auf einem Seitenweg ein Stück um den Felsen
herum, und ließen schließlich das Fahrzeug hinter einem großen Gebüsch stehen,
um den Rest zu Fuß zu gehen. Immer Deckung suchend, schlichen wir auf eine Felswand
zu, von der in einiger Höhe ein Wasserfall herab fiel. Mir wurde ein wenig
unwohl, als ich ihn betrachtet, bei dem
Gedanken, da gleich hoch zu müssen. Immerhin war ich trotz des
Intensiv-Trainings alles Andere als ein geübter Bergsteiger.
Steinmann musste meine Bedenken gemerkt haben, denn er legte
mir die Hand auf die Schulter und zwinkerte mir zu, während er die
Vorbereitungen begann, in dem er vorsichtig Metallhaken in die Felswand schlug.
Dann begannen Er, Sergiu und ich mit dem Aufstieg.
Ich weiß nicht wie lange es dauerte, Es musste wohl über
eine Stunde gewesen sein, in der ich mehr als ein Mal von der fechten Felswand
abrutschte , doch schließlich waren wir oben. Dort, wo das Wasser in die tiefe
stürzte, hatte es eine breite Rinne den Fels gegraben.
Wie Franz gesagt hatte, war sie Zwei Meter Breit, und etwa
eineinhalb Meter hoch. Wir mussten in der Rinne durch Wasser warten, um Uns
durch den Gang zu bewegen. Zu diesem Zweck hatten wir entsprechendes Ölzeug an.
Das Anwaten gegen die Strömung kostete Kraft, und so verging
noch einmal einige Zeit, bis wir schließlich an besagter Quelle waren.
Auf der linken Seite befand sich ein Felsvorsprung, in den
ein kurzer Gang mündete, an dessen Ende eine Tür war. Wir Entstiegen dem Wasser,
und gingen darauf zu. An der Gangmündung hielt Sergiu mich zurück, und wies in
Richtung der Tür, und da sah ich es auch: Links Oben, über der Tür, hing eine
Kamera. So ganz trauten sie der Uneinnehmbarkeit ihrer Festung doch nicht, oder
sahen hier eine Ausbruchsmöglichkeit. Alles Andere wäre aber auch eine große
Unvorsichtigkeit gewesen.
Franz zog ein Funkgerät aus der Tasche und gab leise dem
Kapitän und seinen Leuten Bescheid, dass wir Oben waren.
Am Boden liegend krochen wir an der linken Wand auf die Tür
zu, bemüht, immer im toten Winkel der Kamera zu bleiben. An der Tür angekommen,
zog Sergiu, der an vorderster Stelle war, eine Schnur aus der Tasche, machte
eine schlinge hinein, und warf sie nach der Türklinke. Beim fünften Versuch
gelang es. Er zog vorsichtig zu, und schließlich nach unten. Stück für Stück
senkte sich die Klinke, bis es schließlich klickte, und die Tür sich öffnete.
Wir waren überrascht. Es war nicht abgeschlossen! Vorsichtig
krochen wir hinein, um u7ns auf der anderen Seite zu erheben.
Wir spähten um uns herum. Die Luft war rein. Wir folgten dem
spärlich beleuchteten Gang, der der einzige war, bis wieder eine Tür kam. auch
sie war nicht verschlossen, und auch nicht Kamera- überwacht. Wir gingen
hindurch, und kamen nun in einen hellen Gang. Nach ein Paar Metern hörten wir
Schritte. Wir nahmen hinter einem Vorsprung Deckung. Eine Wache kam vorbei.
Als der Wachmann vorüber war, liefen wir weiter. Franz, der
die Festung kannte, führte uns jetzt in den Inhaftierungstrakt. Nach kurzer
Suche fanden wir die Zelle, in der Celia gefangen gehalten wurde. Für eine
große Begrüßung war keine Zeit, da wir weg mussten.
Wir kehrten durch den gang zurück, doch dann hinderten uns
Wachen, den Weg fort zu setzen, den wir gekommen waren. Wir wichen also aus,
und versteckten uns erst einmal in einer Vorratskammer.
„Und nun?“, Stieß ich hervor
„Kein Problem“, entgegnete Franz „Es gibt hier noch einen
alten Lastenaufzug, den sie noch benutzen. Damit können wir runter kommen. Müssen
dann ein stück um den Felsen zum Käpt´n laufen, aber das dürfte das kleinste
Problem sein.“
Wir beschlossen, das zu tun. Mit viel Glück schafften wir
es, dort hin zu kommen. Zwischendurch mussten wir uns immer wieder vor
herannahenden Wachen verstecken.
Der Aufzug ließ nur eine Person zurzeit zu. So wurde erst
Celia abgeseilt, dann Franz, schließlich ich und Sergiu, die wir vorher den Rückzug
deckten.
Zu unseren Freunden zu kommen, war das Einfachste, und so
waren wir bald unterwegs zurück.
„Morgen nach dem Frühstück müsst ihr euch nach Norden
aufmachen. Sie werden euch suchen. Sergiu und ich werden untertauchen. So fuhren
wir, das heißt Celia, der Kapitän, seine Leute und ich am nächsten morgen los.
*
Die Reise in den Norden verlief weitgehend ereignislos. Wir
hatten von Franz gefälschte Papiere bekommen. Celia hatte sich durch Sonnenbrille,
und tief ins Gesicht gezogene Schirmmütze getarnt. Wir fuhren über Russland und
Finnland schließlich in die Nähe des Polarkreises, wo in einem kleinen Dorf,
laut Franz´ Beschreibung Finn Hjärtisson wohnte, der Vertraute meines Vaters,
wo ich das Geheimnis der Drei Umschläge lösen sollte, die ich nun in Händen
hielt. Was würden sie enthalten, und wohin würden sie uns führen?...