Das wird ja immer
besser, denke ich. Mit einem mulmigen Gefühl setzen wir uns in Martins
Auto, und fahren zu Geerjes` Haus. Dort erwartet uns Hanseaten-Columbo.
„Jemand gesehen, der euch verfolgt?“
„Nein, nicht, das wir wüssten“, antwortet Martin.
„Würde mich aber
nicht wundern, wenn sie e trotzdem wissen, wo ihr seid. Nun gut, kommt,
ich habe den Rechner schon hoch gefahren, und alles vorbereitet. Der Stick
steckt im Computer.“
Wir gehen ins Arbeitszimmer. Lohmann zieht die Vorhänge zu,
und wir sehen uns an, wofür Fred sterben musste.
Zunächst sehen wir eine Auflistung aller Todesfälle in und
um die Familie Dijsterkamp, seit Jans Tod. Fred hat wirklich alles sorgfältig
recherchiert.
Nun sehen wir ein Dokument vor uns. Es trägt ein Datum in
den Sechziger Jahren, und die Unterschrift von Geerjes, damals
Polizei-Oberkommissar, daneben noch eine Unterschrift eines Hauptkommissars, die wir nicht
entziffern können, und die von Johan-Willem Dijsterkamp! Es ist offenbar ein
Abkommen zwischen Familie Dijsterkamp und Polizei.
Unser schlimmster Verdacht bestätigt sich.
„Die haben sich tatsächlich geeinigt, einen Serienmörder zu
decken. Kein wunder, das das vertuscht werden soll.“
Aber es kommt noch viel schlimmer. Nun sehen wir einen
Video-Clip. Vor uns sitzt ein blasser , alter von Krankheit gezeichneter Mann,
den Lohmann als Kommissar Geerjes erkennt, und berichtet einem Interviewer,
dessen stimme Martin sofort als Fred identifiziert, das der Serienmörder nicht
nur gedeckt wurde, eine Gruppe korrupter Polizisten benutzte ihn auch zur
Beseitigung unliebsamer Zeugen. Nur wer der Mörder war, sagt auch er nicht, und
auch aus dem Schreiben geht er nicht hervor.
Wir sind schreckensbleich, und starren uns an. Das war mehr
als wir erwartet hatten. Mir wird nun richtig schlecht, wenn ich daran denke,
was ich mit dieser Tagebuchseite aufgedeckt habe. Doch bevor wir uns weiter
beraten können, ertönt es draußen:
„Das Haus ist umstellt. Kommen sie raus. Es ist ihre einzige
Chance glimpflich aus der Sacher heraus zu kommen.“
„Vielleicht ist es besser so“, meint Hanseaten-Columbo
tonlos. „Reicht doch, wenn ich meinen Job verliere.“
Nach kurzer Beratung verlassen wir das Haus. Man nimmt uns
fest, und bringt uns zum Polizei-Präsidium. Dort sitzen wir Polizeichef
Korbacher gegenüber. Der ist ein vierschrötiger Mann mit kurz geschorenem,
rötlich braunem Haar, und ebensolchem, gewaltigen Schnurrbart. Er sieht uns
düster an.
„Lohmann!“, herrscht er den Kommissar an „Ich hatte sie doch
von dem Fall abgezogen! Hansen macht das jetzt.“
„Hansen? Sagen sie doch gleich, das sie den Fall nicht
gelöst haben wollen.“
„Wa bilden sie sich ein? Hansen ist ein guter Mann!“
„Und stellt keine unbequemen fragen. Der typische
Karrierist“
„Er weiß eben, was gut für ihn ist. Und nun: Haben sie den
USB-Stick?“
Lohmann streckt die Hand aus, auf der der begehrte Stick
liegt. Korbacher greift danach, und betrachtet sinnend das Stück.
„Hmm, gut, der bleibt hier in meinem Büro unter Verschluss.“
Während der Polizeichef sich mit dem Stick beschäftigt,
spüre ich eine Hand in meiner Hosentasche. Ich sehe auf, und sehe in Martins
Gesicht, der mit dem Kopf zu Hanseaten-Columbo neben ihm deutet, und ich
verstehe. Oh ja, ich verstehe nur zu gut.
„Nun“, meint Korbacher sichtlich befriedigt mit Blick auf mich,
Martin und Adele, „Es war sehr klug sich zu ergeben, und die Belohnung bekommen
sie jetzt:Sie können gehen. sämtliche mögliche Anklagen gegen sie werden fallen
gelassen, doch kommen sie nicht auf die Idee, sich weiter mit der Sache zu
beschäftigen. Mit ihnen, Herr Kommissar Lohmann, muss ich noch getrennt reden.“
Während wir nach
Hause fahren, wir waren in Martins Auto unter Aufsicht eines Beamten zum
Polizeipräsidium gefahren wurden, und sitzen nun wieder drin,, gehen mir die
Dinge noch einmal durch den Kopf, und die Zusammenhänge erschließen sich mir .In
meinem Kopf hat sich eine Kette gebildet, an deren ende sich ein Gesicht befindet,
oder vielmehr ein Schemen.
Ich greife in meine Hosentasche, und halte einen USB-Stick
in der Hand. Adele starrt mit großen Augen
darauf.
„Das ist doch nicht…“,
entfährt es Adele
„Oh doch“, sage ich, „Martin hat ihn mir zugesteckt, und ihn
wahrscheinlich von Lohmann bekommen“
Martin nickt
„Und nun?“
„Nun müssen wir den Trumpf ausspielen. Heute Abend werden
wir unserem Mörder begegnen, und zwar dort, wo alles angefangen hat: Im
Dijsterkamp- Haus“…