Sonntag, 5. Juni 2016

Jan-aus dem Reich der Toten-Teil 12

Das wird ja immer besser, denke ich. Mit einem mulmigen Gefühl setzen wir uns in Martins Auto, und fahren zu Geerjes` Haus. Dort erwartet uns Hanseaten-Columbo.
„Jemand gesehen, der euch verfolgt?“
„Nein, nicht, das wir wüssten“, antwortet Martin.
„Würde mich aber  nicht wundern, wenn sie e trotzdem wissen, wo ihr seid. Nun gut, kommt, ich habe den Rechner schon hoch gefahren, und alles vorbereitet. Der Stick steckt im Computer.“
Wir gehen ins Arbeitszimmer. Lohmann zieht die Vorhänge zu, und wir sehen uns an, wofür Fred sterben musste.

Zunächst sehen wir eine Auflistung aller Todesfälle in und um die Familie Dijsterkamp, seit Jans Tod. Fred hat wirklich alles sorgfältig recherchiert.
Nun sehen wir ein Dokument vor uns. Es trägt ein Datum in den Sechziger Jahren, und die Unterschrift von Geerjes, damals Polizei-Oberkommissar, daneben noch eine Unterschrift  eines Hauptkommissars, die wir nicht entziffern können, und die von Johan-Willem Dijsterkamp! Es ist offenbar ein Abkommen zwischen Familie Dijsterkamp und Polizei.
Unser schlimmster Verdacht bestätigt sich.

„Die haben sich tatsächlich geeinigt, einen Serienmörder zu decken. Kein wunder, das das vertuscht werden soll.“
Aber es kommt noch viel schlimmer. Nun sehen wir einen Video-Clip. Vor uns sitzt ein blasser , alter von Krankheit gezeichneter Mann, den Lohmann als Kommissar Geerjes erkennt, und berichtet einem Interviewer, dessen stimme Martin sofort als Fred identifiziert, das der Serienmörder nicht nur gedeckt wurde, eine Gruppe korrupter Polizisten benutzte ihn auch zur Beseitigung unliebsamer Zeugen. Nur wer der Mörder war, sagt auch er nicht, und auch aus dem Schreiben geht er nicht hervor.

Wir sind schreckensbleich, und starren uns an. Das war mehr als wir erwartet hatten. Mir wird nun richtig schlecht, wenn ich daran denke, was ich mit dieser Tagebuchseite aufgedeckt habe. Doch bevor wir uns weiter beraten können, ertönt es draußen:

„Das Haus ist umstellt. Kommen sie raus. Es ist ihre einzige Chance glimpflich aus der Sacher heraus zu kommen.“
„Vielleicht ist es besser so“, meint Hanseaten-Columbo tonlos. „Reicht doch, wenn ich meinen Job verliere.“

Nach kurzer Beratung verlassen wir das Haus. Man nimmt uns fest, und bringt uns zum Polizei-Präsidium. Dort sitzen wir Polizeichef Korbacher gegenüber. Der ist ein vierschrötiger Mann mit kurz geschorenem, rötlich braunem Haar, und ebensolchem, gewaltigen Schnurrbart. Er sieht uns düster an.

„Lohmann!“, herrscht er den Kommissar an „Ich hatte sie doch von dem Fall abgezogen! Hansen macht das jetzt.“
„Hansen? Sagen sie doch gleich, das sie den Fall nicht gelöst haben wollen.“
„Wa bilden sie sich ein? Hansen ist ein guter Mann!“
„Und stellt keine unbequemen fragen. Der typische Karrierist“
„Er weiß eben, was gut für ihn ist. Und nun: Haben sie den USB-Stick?“
Lohmann streckt die Hand aus, auf der der begehrte Stick liegt. Korbacher greift danach, und betrachtet sinnend das Stück.
„Hmm, gut, der bleibt hier in meinem Büro unter Verschluss.“

Während der Polizeichef sich mit dem Stick beschäftigt, spüre ich eine Hand in meiner Hosentasche. Ich sehe auf, und sehe in Martins Gesicht, der mit dem Kopf zu Hanseaten-Columbo neben ihm deutet, und ich verstehe. Oh ja, ich verstehe nur zu gut.

„Nun“, meint Korbacher sichtlich befriedigt mit Blick auf mich, Martin und Adele, „Es war sehr klug sich zu ergeben, und die Belohnung bekommen sie jetzt:Sie können gehen. sämtliche mögliche Anklagen gegen sie werden fallen gelassen, doch kommen sie nicht auf die Idee, sich weiter mit der Sache zu beschäftigen. Mit ihnen, Herr Kommissar Lohmann, muss ich noch getrennt reden.“

Während wir  nach Hause fahren, wir waren in Martins Auto unter Aufsicht eines Beamten zum Polizeipräsidium gefahren wurden, und sitzen nun wieder drin,, gehen mir die Dinge noch einmal durch den Kopf, und die Zusammenhänge erschließen sich mir .In meinem Kopf hat sich eine Kette gebildet, an deren ende sich ein Gesicht befindet, oder vielmehr ein Schemen.
Ich greife in meine Hosentasche, und halte einen USB-Stick in der Hand. Adele  starrt mit großen Augen darauf.
 „Das ist doch nicht…“, entfährt es Adele
„Oh doch“, sage ich, „Martin hat ihn mir zugesteckt, und ihn wahrscheinlich von Lohmann bekommen“
Martin nickt
„Und nun?“
„Nun müssen wir den Trumpf ausspielen. Heute Abend werden wir unserem Mörder begegnen, und zwar dort, wo alles angefangen hat: Im Dijsterkamp- Haus“…