So, das Dutzend ist voll. Timmy Nummer Zwölf! Viel Spaß!
Heiß schien die Spätsommer-Sonne auf den Schnoor, die alten Häuser, die engen Gassen- und auf – nein, nein, diesmal nicht auf einen kleinen schwarzen Kater. Der trippelte nämlich gerade den Osterdeich entlang, zu einem Date mit seiner neuen Freundin Minnie, die er vor einiger Zeit kennen gelernt hatte.
Sie hatte ihn wissen lassen, dass sie ihn bei den
Weserwiesen unweit des Weserstadions treffen wollte. Genau genommen, war es das
kleine Häuschen neben dem Bürgerhaus „Weser- Terrassen“. Timmy war hier auf
seinen Streifzügen, und mit Emma schon gewesen,
daher kannte er sich aus.
Er lief die Strasse hinunter, die er bei den Weser- Terrassen
überquerte. An einer Ampel, wie diese in drei Farben leuchtenden Kästen auf
Stangen genannt werden, welche die Macht hatten die lärmenden Stinkkisten zum Stehen
zu bringen, damit Zweibeiner auf Rollenden Gestellen und zu Fuß, und eben Katzen,
die Strasse überqueren konnten.
Timmy hatte einige Zeit gebraucht, bis er verstanden hatte,
wie sie funktionierten, und das man bei rotem Licht stehen bleiben musste , und
bei grün gehen konnte.
Auch hatte er festgestellt, das es einen Knopf an der Stange
gab, auf den man drücken, und damit das grüne Licht schneller herbei führen
konnte. Nur kam er nicht heran, sondern war da auf die Zweibeiner angewiesen.
Schräg gegenüber der Ampel lag das Weserstadion, von dem am
Wochenende oft Lärm herüber drang, wie lautes Jubeln. Die Zweibeiner, das
wusste er, hielten dort Spotveranstaltungen ab. In letzter Zeit war das laute Jubeln
jedoch seltener geworden.
Neben dem Bürgerhaus, lief er den Deich herunter, auf dem
viele leicht bekleidete Zweibeiner saßen, oder lagen, und die letzten
Sonnenstrahlen des, sich zum Ende neigenden, Sommers genossen. Zweibeiner-Jungen
liefen hier und da spielend umher, und zwischen auch ein Paar Hunde, die aber
von dem Kater keine Notiz nahmen.
Hinter dem kleinen Backstein-Bau, an dem „Hansewasser“
stand, saß eine grau getigerte Katze, die sich in aller Ruhe der Fellpflege hingab.
Als sie ihn bemerkte hob sie den Kopf.
„Ah, Timmy, da bist du ja!“
„Hallo Minnie“, entgegnete er, und fühlte wieder jenes
Kribbeln, das ihn jedes Mal befiel ,wenn er sie sah, seit damals, als er sie in
den Kleingärten auf der anderen Weser-Seite kennen gelernt hatte.
Sie rieben die Köpfe aneinander, dann sagte sie:
Sieh mal, dort auf den Weser-Wiesen, da ist ein Fest.“
Sie wies mit der Vorderpfote auf eine Reihe Zelte, mit
bunten Lichtern, von denen auch ein verlockender duft herüber wehte .Offenbar
wurde dort auch gegrillt.
Sie liefen den Deich hinunter, und den Weg entlang der
Weser, Richtung tiefer, hier und da Zweibeinern zu Fuß und auf jenen
Metall-Gestellen, die sie Fahrräder nannten, und hier und da, einem Hund, der
einem Stöckchen oder einer Frisbee-Scheibe hinterher jagte. Das eine oder
andere Mal versuchte auch einmal ein Zweibeiner-Junges nach ihnen zu greifen.
Schließlich kamen sie am Festplatz an, liefen den zwischen
den Zelten herum, erbeuteten sogar etwas Grillfleisch, und machten es sich
schließlich in einem umgekippten Weidenkorb gemütlich , an dem Seile und ein
großes Stück Stoff hing, und vom dem aus sie einen guten blick auf den
Weser-Strom hatten.
So lagen sie dort nebeneinander, und genossen die laue
Sommerluft des späten Nachmittags. Plötzlich vernahmen sie hinter sich Lärm, der
sich anhörte wie lautes Fauchen.
Timmy neigte sich heraus, und lugte um die Ecke. Dort sah er
Zweibeiner, die eine Maschine betrieben, aus der Flammen schossen,und durch die
das, am Boden liegende ,Stück Stoff auf gebläht wurde.
„Du, die blasen da was auf“, sagte er zu Minnie gewandt.
„So?“
Sie sah ebenfalls hinaus.
„Oh je, Timmy…“
Weiter kam sie nicht, denn plötzlich gab es einen kräftigen
Ruck, der Korb wurde hoch gezogen, und sie purzelten zu Boden.
Sie rappelten sich auf, der Korb stand nun aufrecht. die
Wände waren wohl Eineinhalb Meter hoch.
Von draußen ertönte nun die Stimme eines Zweibeiners:
„Verdammt, haltete ihn doch fest“
Doch das taten die angesprochenen wohl nicht. Timmy und Minnie
spürten einen weiteren Ruck. Timmy machte einen Satz, und sprang zum Rand des
Korbes herauf, und erschrak. Mühsam hielt er sich fest, und rief zu Minnie herunter:
„Wir fliegen!“
Tatsächlich hob der Korb ab, unter sich konnte Timmy
fluchende und rufende Zweibeiner sehen.
„Das wollte ich dir gerade sagen“, antwortete Minnie „Wir
sind im Korb eines Ballons“
Sie tauchte nun neben ihm auf. Sie klettern auf den Rand des
Korbes, der breit genug für eine Katze war, und sahen herunter.
Immer höher stieg der Ballon. Die Zelte unter ihnen waren
schon ganz klein, und unter ihnen war das Blaue Band der Weser zu sehen, über
dem sie jetzt entlang schwebten. Schon tauchte die Wilhelm–Kaisen -Brücke unter
ihnen auf, und der Ballon schwebte träge weiter über Bremen hinweg.
Links war die Teerhof-Halbinsel mit der Weserburg, Rechts
Böttcher -Strasse, Schütting, und weiter hinten der Dom. Man hatte einen weiten
blick bis über Bremens Stadtgrenzen, und wäre es nicht so ernst, hätte Timmy
sich richtig daran erfreuen können.
Jetzt lies er seinen Blick über ihr Gefährt schweifen. Ihm fielen Seile
mit Griffen daran auf.
„Daran kann doch bestimmt das Ding auch runter holen“,
meinte er.
Er sprang in einem riesigen Satz hinter, ergriff dem Maul
einen Griff, und zog ihn durch sein gewicht herunter, lies ihn los, und fiel in
den Korb.
Es ertönte wieder jenes laute fauchen. Eine Flamme schoss heraus,
und der Ballon schoss mit einem Ruck etwas in die Höhe.
„Upps, das war wohl der falsche“
„Sieht so aus“, kommentierte sie
„Aber irgendwie muss man das Ding doch landen können.“
„Ich fürchte, wir müssen warten, bis die Luft raus ist“
Plötzlich bekam der Ballon einen kräftigen Windstoss von der
Seite, und schwebte nun über der Innenstadt. Timmy und Minnie saßen nun beide
auf dem Rand, und sahen den Schütting knapp an sich vorbei ziehen. Unter ihnen
war nun der Marktplatz mit dem Roland, und nun schwebten auf den Dom zu.
„Oh je, das wird knapp“, meinte Minnie, und tatsächlich kam
der Turm des Doms bedrohlich nahe. Sie streiften das alte Gebäude, der Korb
wurde erschüttert, und die beiden Katzen fielen hinein. Schließlich schwebte
der Ballon weiter, und sie kletterten wieder auf den Rand.
„Mensch, der Schnoor“, rief Timmy
Tatsächlich ihr Gefährt schwebte jetzt über den Schnoor. Schon
kam ein, ihm sehr bekannter Garten in Sicht, und unter einem Baum sah er auch
ein sehr bekanntes rotbraunes Bündel.
„Emma Eeemma!“, rief er herunter.
Das bekannte rotbraune Bündel regte sich, warf einen müden
Blick nach oben, und gewahrte den Ballon. Und plötzlich war sie hellwach. Sah
da nicht ein wohlbekanntes, schwarzes Köpfchen hinunter? Und dann diese Stimme!
Sie sah, dass der Ballon jetzt auf ihr Haus zuhielt. sie erhob sich, und rannte
so schnell wie möglich ins Treppenhaus und hoch zum Dach.
Natürlich hatte auch Timmy bemerkt, das sie auf das Haus,
und seinen Lieblingsplatz zuhielten. Gleichzeitig sank der Ballon etwas.
„Da, rief Timmy „ Das ist unsre Chance!“
Die Katzen machten sich auf dem Rand bereit. Im leichten
Sinkflug kam der Ballon auf dem Dach auf, die Katzen, halb durch die Erschütterung,
halb sprangen sie, purzelten aufs Dach, und der Ballon schwebte ohne sie
weiter, nun wieder der Weser zu.
Timmy und Minnie sahen sich an, und lachten los.
„Na also“, meinte Minnie „War doch´n nettes kleines
Abenteuer“
„Kann man wohl sagen“, stimmte Timmy zu
„Timmy!“
Da stand Emma vor ihnen, aber aus Erleichterung stimmte sie
in ihr Lachen ein.
Sie machten es sich auf dem Dach bequem, und sie erzählten
von ihrem unfreiwilligen Ballonflug. Schließlich verliest Emma mit wissendem
Lächeln das Dach, und Timmy und Minnie waren allein.
Es waren keine Worte nötig. Sie lagen einfach nebeneinander,
und genossen den Blick auf die Weser unter dem jetzt Purpur gefärbten Abendhimmel,
der schließlich zum klaren Nachthimmel wurde, an dem die Sterne hell leuchteten,
und jener Stern, den Gesche ihm gezeigt hatte, der seiner war, leuchtete
besonders stark.