Die alljährliche Horror-Geschichte zu Halloween.Achtung,wenn auch keine ausgedehnte Blutorgie, für Kinder nicht ganz so geeignet.
Ich muss diesen
Aufzeichnungen eines Voraus schicken: Die hier geschilderten Ereignisse
sind wahr, auch wenn sie noch so unheimlich und phantastisch wirken, und noch
so unmöglich erscheinen. Ich bin selbst ein Mann der Wissenschaft, und kann
beschwören, dass ich das Folgende erlebt habe. Ich habe sie hier fest gehalten,
in Erfüllung meiner Chronistenpflicht.
Es war im Jahre des Herren 1831, als ich in Karlsbad, in
Böhmen ,weilte Ich residierte im ersten Haus im Platze, dem Hotel Pupp, wartend
auf die Postkutsche, welche mich an mein eigentliches Ziel Bartowek oder Bartowice, in den Bergen, bringen
sollte.
Karlsbad, im tschechischen Karlovy Vary genannt, liegt im
Westen Böhmens, an der Mündung der Tepla in die Eger. Es ist einer der
berühmtesten, und traditionsreichsten Kurorte der Welt. Die Heilwirkung seiner
Quellen ist bereits seit dem vierzehnten jahrhundert bekannt. Ihre Entdeckung
geht der Sage nach auf einem durstigen Hirsch zurück, welcher mit seinen Hufen
die erste Warme Quelle frei legte.
Freilich hätte ich auch einen Lehrstuhl an der Universität
meiner Heimatstadt Königsberg bekommen können, doch fühlte ich mich noch nicht
alt und erfahren genug dafür, obschon ich bereits Mitte Vierzig war, und war
noch nicht bereit, sesshaft zu werden.
Darum, und weil mich fremde Länder und Geheimnisse reizten, reiste ich herum, und
bot meine Dienste als Privatgelehrter und Detektiv für außergewöhnliche Fälle
an, welche örtliche Ermittler vor scheinbar unlösbare Rätsel stellten.
Oft erwies sich mancher Spuk als Scharlatanerie und
Täuschung, und doch war ich mir bewusst, das es jene Dinge gab, die auch die
Wissenschaft nicht erklären konnte.
Alle meine bisherigen Erlebnisse jedoch, waren harmloser
Schabernack im Vergleich zu dem, was ich hier erleben sollte.
So harrte ich der Ankunft der Kutsche, welche nur
wöchentlich fuhr, Morgen in der Frühe ankommen, und gegen Mittag wieder
aufbrechen würde, und las jenen Brief
eines ehemaligen Studenten noch einmal , der mich hierher gerufen hatte, und
in dem es um ein Monster ging, welches den Ort heim suchte, und bereits drei
Menschen regelrecht zerfetzt hatte.
Der ‚junge Mann war bereits fortgeschritten, als ich meine
Lehrtätigkeit aufgenommen hatte, und schloss zwei Jahre vor meinem eigenen Abschied
von der Universität, sein Studium ab. Nun also hatte es ihn als Arzt ins Böhmische verschlagen.
*
Der Morgen und der
Vormittag verliefen weitgehend ereignislos. Nachdem ich das Mittagessen
eingenommen hatte, stand der Wagen bereit, und ich konnte meine Reise
fortsetzen. Außer mir reisten noch drei Leute mit, die allerdings weiter
fuhren.
Als einer meiner Mitreisenden, ein etwa fünfzigjähriger Mönch, von meinem Ziel hörte, rief er aus:
Als einer meiner Mitreisenden, ein etwa fünfzigjähriger Mönch, von meinem Ziel hörte, rief er aus:
„Dort hin wollt ihr wirklich? Ist euch nicht bekannt, das
der Ort verflucht ist?“
„Nein, nur das es dort rätselhafte Todesfälle gab, welche
ich untersuchen soll.“
„So habt ihr auch nichts von der Gräfin gehört, die das Land
dort in Schrecken versetzte, von der es hieß, sie sei eine Hexe, und Gebiete
über dunkle Kräfte .“
„In der Tat hörte ich noch nicht davon. Allerdings
unterliege ich nicht dem Hexenglauben. Ich bin ein Mann der Wissenschaft.“
„Natürlich gibt es viel unsinnigen Aberglauben .Eleonore
Bartowek jedoch existierte, und sie
errichtete eine Schreckensherrschaft, feierte schwarze Messen, und die Hölle.
so heißt es, zeigte sich erkenntlich, und sandte ihr eine Bestie, die ihr zu
Diensten war.
Einige mutige Bauern bereiteten ihrer Herrschaft schließlich ein Ende, vertrieben die Bestie, und mauerten die grausame Gräfin in ihrer Familien-Gruft lebendig ein. Doch bevor die Gruft endgültig geschlossen war, verfluchte sie den Ort und ihre Richter“
Einige mutige Bauern bereiteten ihrer Herrschaft schließlich ein Ende, vertrieben die Bestie, und mauerten die grausame Gräfin in ihrer Familien-Gruft lebendig ein. Doch bevor die Gruft endgültig geschlossen war, verfluchte sie den Ort und ihre Richter“
„Eine schaurige Geschichte, sicher, aber doch etwas
übertrieben“
„Wie ihr meint, doch lasst euch eins raten: meidet das Schloss.
Es ist ein entweihter Ort, in dem es umgeht.“
„Danke für euren Rat. Ich werde ihn beherzigen, soweit ich
kann.“
Die Fahrt ging nun durch bergiges Gelände, das, je weiter
wir fuhren, immer grauer wurde .Kein Vogel war mehr zu hören. Eine eigentümliche
Ruhe herrschte, als wir am späten Nachmittag in Bartowek einfuhren. Ein düster
und trostlos wirkender Ort.
„Über allem liegt der Hauch des Todes“, murmelte der Mönch
„geht mit Gott“
„Der Passagier, der hierher wollte, mag schnell aussteigen.
Ich möchte vor Sonnenuntergang diese Gegend
passiert haben“, rief in barschem ton der Kutscher.
Ich entstieg dem Wagen. Im nächsten Moment wurde mir mein
Gepäck entgegen geworfen, das aus einem großen Koffer und einer
Instrumententasche bestand. Sofort danach gab der Fahrer den Pferden die
Peitsche und im Galopp raste die Kutsche davon. Die angst des Kutschers vor diesem Ort musste wirklich sehr groß
sein.
*
Nun stand ich mit meinem Gepäck auf dem Hauptplatz des
Ortes. Vor mir das Rathaus.
„Professor Falbius!“
Ich wandte mich um. Da stand mein ehemaliger Schüler, Anton
Gerber. Er war wohl aus dem gegenüber liegenden Gebäude gekommen, dessen Tür
noch offen stand. Verändert hatte er sich kaum. Groß und kräftig, mit
dunkelblondem Haar, und einem gutmütigem Gesicht, dessen große blaue Augen fast
kindlich blickten. Doch wie ich aus seiner Studienzeit wusste, ein Mann mit
einem messerscharfen Verstand. Es musste wirklich ernst sein, wenn selbst er
sich keinen Rat mehr wusste.
„Vielen Dank, das sie gekommen sind.“ er ergriff meine Hand,
und rückte sie herzlich.
„Ich freue mich auch sie wieder zu sehen. Doch was trieb
einen vielversprechenden Arzt wie sie in diese Gott verlassene Gegend?“
„Es war die Liebe. Meine Braut kam hierher, und da hier eine
Stelle als Arzt zu besetzen war, kam ich hier her. Doch lasst uns doch hinein
gehen. Wir haben auch ein Zimmer für sie. Wenn sie sich frisch gemacht haben,
können wir gleich zur Sache kommen.“
„Immer noch ein Mann der Tat.“
Wir gingen also hinein. Ich bezog mein Zimmer, und kam
darauf wieder herunter.
„Nun“, begann ich „Sie schrieben in ihrem Brief von
rätselhaften, grausamen Morden, die hier Schrecken verbreiten“
„Es sind noch andere merkwürdige Dinge passiert. Ein
unmenschliches Heulen, wie von einer gequälten Frau hallt durch den Ort. In
eine Gruft auf dem Friedhof wurde eingebrochen, und dann diese drei Morde.“
„Ich nehme an, sie kennen die Geschichte von der Gräfin,
welche hier herrschte.“
„Der Fluch ,ja. Doch das halte ich für Aberglauben. Darum
habe ich einen Wissenschaftler hinzu gezogen, aber ich glaube, ich zeige es
ihnen “
Er bedeutet mir zu folgen. Wir durchquerten das Haus,
gingen durch eine Tür in einen Hinterhof, den wir durchquerten, und betraten
ein anderes Gebäude.
„Als Arzt“, erläuterte Anton auf dem Weg „obliegt mir auch
die Aufgabe der Leichenschau“
Als wir das andere Gebäude betraten, schlug mir ein Geruch
nach Verwesung entgegen. Anton gab mir ein Tuch, das ich mir vor die Nase
hielt, und führte mich zu einem Seziertisch, auf dem, mit einem Blut beflecktem
Tuch bedeckt, ein Bündel lag.
Als er das Tuch weg zog, stoben Fliegen Hoch, und der
Gestank verstärkte sich.
„Dies ist das letzte Opfer. Die anderen sahen ähnlich aus.“
Ich erschauerte. Der Anblick, der sich mir bot war wahrlich
entsetzlich. Ein riesiger Brocken Fleisch, der einmal ein Mensch gewesen
war.Das Gesicht war von etwas wie einem Prankenhieb geradezu zerfetzt worden. Nur
noch das linke Auge war da. Da wo das rechte gewesen war, war ein blutiger
Krater, der sich bis zum Hals herunter zog.
Der linke Arm war heraus gerissen.
Der Leib war ein einziges, blutiges Loch, aus dem die Gedärme
heraus hingen. Die Unterschenkel schließlich, waren aufgeschlitzt worden.
Auch wenn ich Wissenschaftler war, so war mir doch klar, dass
kein Mensch auf diese Weise tötete. Tatsächlich wirkten die Wunden mehr wie von
Klauen und Zähnen eines wildes Tieres. Doch der tote musste ein Mann von
stattlicher Größe gewesen sein. Was für ein Tier konnte das also gewesen ein?
„Gibt es hier in der Gegend Bären?“, fragte ich
„Schon“, antwortete Anton „Doch sie meiden menschliche Behausungen. Wenn
überhaupt, holen sie mal ein Stück Vieh, aber auch das ist sehr selten. Auch
Wölfe lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen. Die Verletzungen
stammen nur von einem Angreifer.“
„Nun denn. Können sie mir zeigen, wo das letzte Opfer
gefunden wurde?“
„Sicher. Ich hole nur eine Laterne, denn es wird allmählich
Abend.“
Anton führte mich bis an die Mauer des Friedhofes.
„Hier hat er gelegen, oder was von ihm übrig war.“
An der bezeichneten Stelle fanden sich noch Spuren
getrockneten Blutes. Auch die Mauer wies Spritzer auf.
Ich untersuchte den Ort, konnte aber nichts weiter finden.
„Sagten sie nicht, es sei in eine Gruft eingebrochen worden?“
„Ja, es war die Familiengruft der Bartoweks.“
„Wollen wir sie uns auch einmal ansehen?“
„Sicher. Warum nicht? Die Gruft konnte noch nicht wieder
geschlossen werden, aber es dürfte auch unwahrscheinlich sein, das jemand
daraus entkommt.“
Er zwinkerte mir zu, und ich lächelte.
„Und überwiegend wertvolle Dinge sind auch nicht darin.“
Wir überquerten den Friedhof. Mittlerer Weile war es
dunkel, und Anton hatte die Laterne angezündet.
Nebel waberte über das Gräberfeld, und ein kalter Hauch
umwehte uns.
Schließlich kamen wir bei der Gruft an. Die Tür wehte leicht
im Wind. Mir fiel auf, dass sie leicht
schief war. Sie musste also mit Gewalt aufgebrochen sein. Und ja, das schloss
war zerstört.
„Waren sie schon unten?“
„Noch nicht. Wir fanden es nicht nötig."
„So gehen wir jetzt“
Ehe er noch etwas sagen konnte, stieg ich schon die Stufen
herab.
In Nischen standen dort Särge aufgebarrt. Jeder mit einem
goldenen Schild versehen, dem entnommen werden konnte, wer darin begraben lag.
Mein Blick fiel auf eine Wand an der Stirnseite, an der eine
Tafel verkündete:
„Hier wurde lebendig
begraben die Hexe Eleonore von Bartowek, auf das sie nie wieder Angst und Schrecken
verbreite.“
Unter der Tafel jedoch war ein Loch in die Mauer gebrochen. Antons Augen weiteten sich
„Wie ist das möglich?“
Wir gingen näher heran, und leuchteten durch das Loch. Der
Raum dahinter war leer. Man hatte die Überreste der Toten gestohlen.
„Ich denke, hier können wir nichts mehr tun. Gehen wir.“,
meinte ich.
Wir wandten uns um, das Mausoleum zu verlassen, da erstarrten wir.
Durch die Nacht erscholl ein schauerlicher Heulton, der nicht von einem
Menschen stammen konnte.
„Was war das?“
„Ich habe keine Ahnung, aber es klingt entsetzlich"
„Los nach Oben!“
Wir stiegen die Stufen hinauf, und verließen die Gruft. Grad
e als wir die Umzäunung durchschritten, stürzte ein riesenhafter Schatten auf
uns herab. Ich spürte wie etwas meine Schulter aufriss. Ein unglaublicher,
brennender Schmerz durchflutete meinen Arm. Ich stürzte und sah auch Anton
fallen.
Mich langsam
aufrappelnd, sah mich einem Wesen gegen über, das der direkt der Hölle
entsprungen zu sein schien.
Es maß über zwei Meter, und hatte zotteliges, dunkelbraunes
Fell. Der Kopf glich dem eines Wolfes, mit heimtückisch blickenden rötlich
gelben Augen, und einer spitzen Schnauze, deren aufgerissener Rachen vor
spitzen, scharfen, gelblich weißen Zähnen starrte.
Das Ungeheuer stieß einen gutturalen, unmenschlichen Schrei aus, und stürzte sich auf uns. Ich tat einen Satz zur Seite, und stieß dabei
auch Anton weg, hinter einen großen Grabstein, gegen den die Bestie krachend
aufschlug. Ich rappelte mich auf, und riss Anton hoch.
„Zum Ausgang!“
Das Monster im Nacken,. dessen Knurren uns verfolgte,
hetzten wir dem Ausgang des Friedhofes zu.
Schon durchquerten wir den Eingang, da stolperte Anton vor mir,
und ich über ihn. Da stürzte sich auch schon die Bestie auf uns, doch plötzlich prallte sie zurück, stieß
einen Schrei aus, drehte ab, und lief den nahen Berg hinauf.
Ich stand auf, und
stellte fest, dass meine Jacke sich geöffnet hatte. Mein silbernes Kruzifix
hing offen auf meiner Brust. Hatte es das Ungeheuer verscheucht?
„Sehen sie, wohin es läuft!“, rief Anton
Ich wandte den Blick dorthin .Auf dem Hügel, den die Bestie
erklommen hatte, thronte wuchtig ein Schloss.
„Schloss Bartowek“, sagte Anton „Es steht leer, seit die
Gräfin eingemauert wurde.“
„Und warum brennt dort oben im Turm Licht?“
Anton bemerkte es und erschauerte.“
„Das dürfte eigentlich nicht sein!“
Und doch ist jemand dort oben. Doch das können wir jetzt
nicht mehr ergründen. Zunächst gehen wir nach Hause, und verbinden unsere
Wunden.“
*
Wir gelangten ungehindert nach Hause, wo Anton zunächst die Fleischwunde in meiner Schulter verband. Er selbst hatte nur Abschürfungen
davon getragen. Ein Glas Tokaier und ein kräftiges Abendmahl stärkten uns
wieder.
„Nun, ihren Mörder haben sie jetzt gesehen. Es ist
unzweifelhaft, das diese Bestie für ihre Toten verantwortlich ist.“
„Aber was ist das für eine Kreatur?“
„Wenn ich es richtig gesehen habe, handelt es sich um einen
Werwolf. Ich habe davon gelesen, hätte aber nie an ihre Existenz geglaubt.
Eines allerdings ist seltsam. Es ist kein Vollmond. Nach dem, was ich darüber
gelesen habe, gehen sie nur bei Vollmond um. Aber vielleicht es auch nur ein verkleideter Mensch. Man kann
nichts ausschließen. Doch etwas Unheimliches geht hier vor sich, und der
Schlüssel, glaube ich, liegt Oben im Schloss. Morgen früh gehen wir dorthin, und
sehen uns um.“
*
Früh am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, traf ich zunächst
ein paar Vorbereitungen. Ich entnahm meiner Geldbörse ein paar silberne Münzen,
schmolz sie ein, und goss Kugeln daraus, mit denen ich meine Pistole lud. Dann
ging ich damit zum Pfarrer, wo ich sie weihen ließ. Der Geistliche gab mir noch
eine Weihwasser-Ampulle mit.
So gerüstet gingen wir los. Meine Schulter schmerzte noch,
doch ich war zuversichtlich, dass ich es schaffte.
Es dauerte etwas über eine Stunde bis wir beim Schloss ankamen. Durch das offen stehende Portal betraten wir den Schlosshof. Hier
innen konnte man sehen, wie verfallen das Gebäude war, in dem Zweihundert Jahre
lang niemand gewohnt hatte.
Wir überquerten den Hof, und betraten schließlich das alte
Gemäuer durch den Haupteingang, dessen schwere Eichentür ebenfalls offen war.
Wir zündeten eine Fackel an, und gingen durch die Eingangshalle. Kalt gemauerte
Wände, an denen wertvolle Wandteppiche hingen, auf dem Steinboden persische
Läufer. Wir gingen die Treppe hinauf, einen Gang entlang, an dem Bilder hingen,
die verschiedene Adlige zeigten.
Wir stiegen die Treppen wieder hinunter, gingen um sie
herum, und betraten durch ein großes Portal den Thronsaal, einen großen, lang
gestreckten Raum mit einem roten Läufer in der Mitte, der auf einen alten
vergoldeten Holzthron zu führte. An den Wänden hingen Gemälde, ein besonders
großes zeigte eine geradezu überirdisch schöne Frau mit hohen Wangenknochen,
pechschwarzem Haar, und kalten, grauen Äugen, deren Blick grausam und hochmütig
wirkte.
„Das muss die Gräfin sein“, meinte Anton
Ich nickte, und ging auf das Gemälde zu. So sehr mich diese
Frau auch abstieß, so zog sie mich doch gleichzeitig an.
„Was genau suchen wir eigentlich hier?“, fragte mein
Begleiter
„Offen gesagt, weiß ich das selber nicht so genau.“
Plötzlich hörten wir die Eingangstür ins Schloss fallen. Wir
liefen hin, und überprüften Sie. Sie war verschlossen, und lies sich nicht
öffnen. Wir gingen durch das Schloss, und suchten nach anderen Ausgängen, doch
wenn wir einen fanden, war auch er verschlossen. Wir waren hier eingesperrt!
Auch die Fenster erwiesen sich als fest verschlossen. Starke
Holztüren waren vor sie gelegt. Es war uns nicht möglich zu entkommen. Was
sollten wir tun? Wir gingen in die Bibliothek, die wir bei unseren Streifzügen
gefunden hatten, und ließen uns dort nieder.
Wir wussten nicht mehr, wie lange es gedauert hatte
.Zwischenzeitlich waren wir wohl eingeschlafen. Plötzlich, es war schon dunkel
geworden, ertönte ein lauter heller Ton, wie ein Klagelaut von einer Frau.
„Ich glaube, es kommt aus dem Thronsaal“, meinte Anton
„Ja, bestätigte ich“
Wir rappelten uns auf, und machten uns auf den Weg zum dort
hin. Es war nicht weit, und so kamen wir nur wenige Minuten später dort an.
Ich öffnete das Portal, und trat ein. Gleich hinter fiel es
wieder zu.Ich wandte mich um, und stellte fest, das Anton nicht mehr hinter mir
war.
„Anton!“
„Er wird nicht mehr kommen“
Es war die Stimme einer Frau. Hell, aber hochmütig und hart
im Klang. Sie hallte nach, was an dem Raum lag.
Ich fuhr herum, und gewahrte vor mir jene Frau, die auf dem
Gemälde abgebildet war. Ihre Schönheit war noch größer, als auf dem Bild, doch
umgab sie eine Aura der Kälte. Sie trug ein langes Weißes Kleid aus Spitze,
welches dem auf dem Bilde glich.
Ich konnte nichts dagegen tun .Fast schon automatisch ging
ich auf sie zu.
„Was hast du mit ihm getan?“, presste ich hervor
Ihr Lächeln konnte nicht anders als höhnisch bezeichnet
werden.
„Ich gar nichts .Mein Karel wird sich seiner annehmen.“ Und
mit lauter Stimme rief sie:“Karel!“
Lang gezogen ertönte das schaurige Heulen der Bestie, das
wir Gestern schon gehört hatten, danach ein gellender Schrei von Anton. Die Gräfin
kicherte.
„Er ist verloren. und nun zu uns, Professor!“
„Die Gräfin Bartowek?“, fragte ich
Sie kam auf mich zu, und schien dabei zu schweben.
„Einst herrschte ich über diesen Ort, und bald wird es
wieder so sein. Diese armseligen Menschen glaubten doch tatsächlich, mich
bannen zu können, in dem sie mich lebendig begraben. Sie haben sich jedoch
getäuscht, denn Satan ist mein Verbündeter, und wenn es auch Zweihundert Jahre
gedauert hat, nun bin ich wieder da, Rache zu üben, und den Thron wieder zu
besteigen, der mir immer zu stand.“
„Ihr seid nicht gealtert. Wie ist das möglich?“
„Du irrst dich.“
Sie trat näher an mich heran, das heißt, sie schwebte mehr,
denn sie schien keine Füße zu besitzen.
„Meine Schönheit ist ein Trugbild, denn ich bin kein Mensch
mehr. Sieh´, was sie mir angetan haben“
Es flirrte um sie herum, und was ich dann sah, war so
grässlich, dass ich einen Schrei nicht unterdrücken konnte.
Ihr Gesicht war eingetrocknet, und glich einer
Trockenfrucht. Die Haut wirkte wie Pergament, welches über den Schädel gespannt
war, und gab so ihrem Kopf die Wirkung
eines Totenschädels ,der mit schütterem, schwarzem Haar bedeckt war, in dem
Staub und Spinnenweben hingen.
Hier und da im
Gesicht hatte die Haut Risse, und hing in Fetzten herunter. Rund um den Rand des
Gesichtes waren runde Einstiche zu
sehen. Man hatte ihr also auch eine Schandmaske
aufgeschlagen, welche nun verschwunden war. Auch die Arme ,die aus dem
vermoderten Kleid hinaus sahen , wirkten vertrocknet .In Fetzen die Haut, die
Hände wie Klauen.
Diese Schreckensgestalt stand nun dicht vor mir. Ich stieß
besagten Schrei aus, und prallte zurück. Kichernd näherte sich mir die Ausgeburt
der Hölle.
„Du kannst nicht entkommen, genauso wenig wie dein Begleiter,
der nun schon zerfetzt sein wird.“
Mein Herz krampfte sich zusammen. Der arme Anton! Er hatte
mich um Hilfe gebeten, und war nun einen grausamen Tod gestorben, den ich nicht
hatte verhindern können. Verzweiflung machte sich in mir breit, und Wut.
Selbst wenn Anton tot war, musste ich doch den Ort von
diesen Kreaturen befreien. doch wie?
Während ich zurück wich griff ich in eine Jackentasche, und
fühlte die Weihwasser- Fiole. Könnte sie mir helfen? Es war mehr eine Entscheidung
der Verzweiflung. Ich zog die Ampulle hervor, und schleuderte sie mit aller
Kraft gegen die Fratze der teuflischen Kreatur, wo sie zerbarst, und ihren
Inhalt über sie ergoss. Die Reaktion setzte sofort ein.
Es schien, als würde sie zerfressen. Blasen bildeten sich
auf ihrer ‚Haut, und platzten auf Unmenschliche Schreie ausstoßend fuhr sie herum .Sie schien sich nicht mehr
unter Kontrolle zu haben
Ich schritt wieder auf sie zu. Dabei ging meine Jacke auf,
und das Kreuz kam zum Vorschein. Sie wich zurück. Sie hatte Angst vor dem
christlichen Symbol!
Ich nahm das Kruzifix in die Hand, und schritt damit auf sie
zu. Sie wich weiter zurück, doch das Weihwasser schien sie zu schwächen.
Ich war jetzt dicht bei ihr, ergriff angeekelt ihren Kopf,
und drückte einem Instinkt folgend, das Kreuz auf ihre Stirn. Sie erzitterte
und erbebte, stieß einen lauten, klagenden Schrei aus, und plötzlich hielt ich
nichts mehr in der Hand. Ihr Kleid war zu Boden gefallen, und es rieselte Staub
hinaus. Sie war zu Staub zerfallen. Ungläubig starrte ich auf das Kreuz in
meiner Hand, dem ich solche Macht nicht zugetraut hätte.
Doch lange konnte ich nicht in Gedanken verharren, denn
sogleich krachte und splitterte die Tür, und herein kam die Bestie. Oh nein, den
Tod von Anton sollst du büssen!
Das Ungeheuer sah die Überreste seiner Herrin, stieß einen
lag gezogenen Schrei aus, und stürzte sich auf mich.Ich wich ihm zur Seite aus,
und griff in meinen Gürtel, wo die Pistole steckte. Die Silberkugel hatte ich
extra für das Monster angefertigt, wenn ich auch nicht restlos von ihrer
Wirkung überzeugt war, doch was anderes hätte mir einfallen sollen?
Die Bestie stürzte sich wieder auf mich. Ich richtete die
Waffe auf sie, und feuerte .Beide Kugel trafen. Eine unterhalb des Halses, die
Zweite ins Herz. Das Ungeheuer erstarrte, begann zu zittern, und brach, ohne
einen weiteren Laut zusammen. Ungläubig und Grauen erfüllt sah ich, was geschah.
Das Monster schrumpfte, das Fell ging zurück, und gab menschliche Haut frei. Die
Wolfsschnauze bildete sich zurück, und wich dem hageren Gesicht eines
mittelaltrigen Mannes mit langem, schwarzem Haar.
Anton! Ich musste nach ihm sehen, auch wenn ich nur noch
Fetzen von ihm finden würde, doch die musste ich von hier fort schaffen, und
auf dem Friedhof begraben. Ich betrat den Nebenraum klopfenden Herzen, und in Erwartung
eines bestialisch zugerichteten Leichnams, doch da war nichts .sollte er…
„Anton!“, rief ich laut „Anton!“
Plötzlich hörte ich seinen leisen Ruf: “Hier“
Ich folgte seiner Stimme, auf die andere Seite der Eingangshalle.
Dort war eine kleine Kapelle. Offenbar war sie nie entweiht worden, und Anton hatte
die glänzende Eingebung gehabt, sich dort hin zu flüchten. Meine Erleichterung
war unbeschreiblich. Lachend lagen wir uns in den Armen. Dann brachte ich ihn
zum Thronsaal, und zeigte ihm den unbekannten Mann, in den sich der Werwolf
verwandelt hatte.
„Das ist Karel Woijzak, der Schloßkastelan. Lebte im Dorf, hat
hier aber immer nach dem Rechten gesehen. konnte sich nie von dem Schloß
trennen. Seine Familie hat den Bartoweks immer gedient.“
„Auch als Bestien, um ihre Widersacher zu töten.“
„Aber sie sagten, erbrauche Vollmond, und jetzt ist auch
keiner.“
„Tja, dieses Rätsel werden wir wohl nicht lösen können. Ich
vermute, es lag an der Magie seiner Herrin.“
*
Wir verließen diesen entsetzlichen Ort .Karels Leiche nahmen
wir mit, und begruben sie auf dem Friedhof.
Drei Tage noch, blieb ich in Bartowek, bis ich mich völlig
von unserem ‚Abenteuer erholt hatte, dann reiste ich nach einem herzlichen Abschied
ab.
So sitze ich nun hier, und bin am Ende meiner Erzählung. Mittlerer
Weile ist es dunkel geworden. Der Vollmond scheint, und mich befallen eine Unruhe,
und ein Kribbeln…
ENDE
Wer sich noch mehr gruseln möchte: