Sonntag, 19. April 2015

Der Bremer Stadtkater: Das Phantom der Böttcherstrasse

Timmy Nummer 8,mal etwas anders,viel Spaß!


„Ja ,das ist die Böttcherstrasse“, sagte der eine Kater. Er war groß, sehr mager , Schwarzweiß, und sein rechtes Ohr war nach vorne hin umgeknickt. Der zweite war klein, gedrungen und schwarz und hatte gelblich grüne Augen. Sie liefen von der Marktplatzseite aus durch die Böttcherstrasse, und kamen schließlich einen Platz vor zwei Häusern, deren Fassaden an den spitzen durch ein dreieckiges, verschnörkeltes Gitter verbunden waren, in dem Dreißig Glocken aus Porzellan aufgehängt waren.
„Die Zweibeiner nennen dies „Haus des Glockenspiels“, berichtete Toby, der größere in Stadtführer-Manier. Timmy, der kleinere betrachtete interessiert die Fassade.
„Und was hat es mit diesem Huhn auf sich?“ Timmy wies mit der Tatze auf die Plastik einer Henne an der Fassade.

„Das“, sagte eine Stimme von hinten „ist die Gluckhenne, die hier am Ufer der Weser ihre jungen aufzog, denn wo eine Henne ihre Jungen aufzieht, so meinte ein heimatloses Volk , sollte auch für sie ein sicherer Ort zum siedeln sein. So entstand einer Sage der Zweibeiner nach die Stadt Bremen.“
Die beiden Kater sahen sich um, und gewahrten eine mittelgroße, etwas pummelige, grau getigerte  Katze mit grünen Augen.
„Hallo Paula, dich gibt´ s hier noch?“, rief Toby ,und lief zu ihr hin. Timmy folgte ihm.
„Na Toby, alter Vagabund, und du streifst auch noch durchs Revier. Und wer ist der kleine?“
„Das ist Timmy, Emmas Ziehsohn“
„Ah ja, stimmt. Gesche hat mir schon von ihm erzählt.“
„Da bin ich wohl eine kleine Berühmtheit wie?“, meinte Timmy
„Na ja ,ganz so ist es auch nicht“, lachte Paula „aber gewisser maßen bekannt bist du schon.  Habt ihr hier was besonderes vor?“
„Eigentlich nicht, ich wollte ihm nur mal die Böttcherstraße zeigen“
„wenn ich euch als Fremdenführerin dienen darf, und dann kenn´ ich noch ein gutes Restaurant, wo sie streunenden Katzen was geben.“

So folgten sie Paula.
„Dieses Haus“, sie zeigte mit der Tatze auf das Haus gegen über dem Glockenspiel, „ist das Roselius- Haus, nach einem Bekannten Zweibeiner, der diese Strasse mit aufgebaut hat.“
Und so ging es weiter. Crusoe - Haus, Haus der sieben Faulen, Haus  Atlantis, Paula-Becker-Modersohn-Haus, Das „Paula“, sprach sie besonders Stolz aus.
Bei den Bremer Stadtmusikanten blieben sie erstaunt stehen.
„Ach nö, nicht schon wieder“, meinte Paula
Jemand hatte dem Hahn eine Narrenkappe aufgesetzt, und dem Esel einen Blau-weißen Schal mit schwarzer Raute umgehängt.

„Was soll das denn?“, fragte Toby
„Es ist wieder dieser Witzbold, der seit einigen Tagen hier merkwürdige streiche spielt“, erklärte Paula „Vor ein Paar Tagen hat er am Glockenspiel eine Puppe aufgehängt, mit einem strick um den Hals , Dann hat er auf den Tafeln mit den berühmten Zweibeinern, die ihr beim Glockenspiel gesehen habet ,in die Bilder Bärte oder Brillen eingezeichnet, ein Schaufenster beschmiert, und noch ähnlichen Blödsinn mehr“
„Und warum tut er das ?“,wollte Timmy wissen.
„Gute Frage. Bisher weiß man ja nicht mal ,wer es ist. Sie nennen ihn schon -Das Phantom der Böttcherstrasse-.“

„Hört sich ja nach eine kleinen lokalen Berühmtheit an“, meinte Toby
„Ja , aber den Ladeninhabern passt sie gar nicht so in den Kram.“ Paula lenkte ihre Schritte zum Haus St. Petrus, das sie umrundeten. Unter dem Fenster ,an der Rückfront des Restaurants „Flett“, blieben sie stehen .dort stand ein Teller mit Fleischresten bereit.
„Jan weiß , das ich jeden Tag etwa um diese Zeit vorbei komme.Ihr seid eingeladen, guten Appetit.“
„Jan?“, fragte Timmy
„Er arbeitet in dem Laden dort“, erklärte Paula.
Sie ließen es sich schmecken.
„Und nun?“, fragte Timmy  
„Können wir uns noch n´ bisschen die Straße ansehen.“ meinte Toby

Als sie wieder in die Böttcherstrasse einbogen, sahen sie unter dem Bogen am Ende des Weges eine gestalt, die sich an den Glasfenstern zu schaffen machte.
„Ich glaub ´s nicht. So was dreistes“, meinte Paula, die drei liefen zu dem unbekannten hin, der offenbar etwas auf die Fenster sprühte.
Den Fremden, in einen grauen Kapuzenpullover und Jeans gekleidet, schien es nicht zu stören, doch nun  waren auch Passanten und ein Ladenbesitzer aufmerksam geworden.
„Hey „, rief der Händler und rannte auf den Sprüher zu. Der ,nun aufgeschreckt, wandte sich um und wollte weg laufen. Doch in diesem Moment kamen ihm die drei Katzen in die Quere, oder besser zwischen die Beine. Er stolperte, fiel der Länge nach hin, und schon war der Verkäufer über ihm und hielt ihn fest. Die Katzen liefen ein Stück weit weg, und blieben dann stehen.
„Tja, da haben wir ja nun unseren Witzbold“, meinte Toby schmunzelnd.
“Und wir haben ihn auch noch selber zur Strecke gebracht.“, meinte Timmy mit einem Blick auf den jungen Mann, dessen Gesicht nun unter der Kapuze zum Vorschein kam.
Sie streiften noch ein wenig durch die Böttcherstrasse, dann, es wurde schon dunkel, verabschiedeten sie sich von Paula. Als sie an den Stadtmusikanten vorbei kamen, blieb Timmy stehen. Da saß doch eine Katze neben der Skulptur.

„Hey ,hallo“, rief er Toby drehte sich um.
„Was ist?“
„Da ist eine…“ Katze, hatte Timmy zu Toby gewandt sagen wollen, doch als er wieder hin sah, war sie weg.
Am nächsten morgen im Schnoor konnte Timmy in der Zeitung von Günther ein Bild des Übeltäters von Gestern sehen, mit der Überschrift: Phantom der Böttcherstrasse gefasst
Und der Geschichte eines jungen Mannes ,der in einem Laden in der Böttcherstrasse entlassen worden war. Er fühlte sich ungerecht behandelt, und glaubte sich mit den Streichen retten zu müssen. Mit der „Geister-Katze“ allerdings hatte er nichts zu tun.
„Geister-Katze?“, fragte sich Timmy, und dachte an seine Beobachtung gestern bei den Stadtmusikanten. Vielleicht muss doch noch mal in die Böttcherstrasse ….