7.Das fliegende Einhorn
Das war ein schiff! Ja, ein richtiges Segelschiff, und es
hing mitten in der Luft am Felsvorsprung, hinter sich die dichten Baumwipfel
des Waldes.
Sein Körper war aus robustem Eichenholz, und glich einem
Segler aus dem Achtzehnten Jahrhundert.
Hinten hatte es wuchtige Aufbauten, die mit geschnitzten Schnörkeln und Figuren
verziert waren., davor drei Masten, an denen allerdings keine Segel hingen, sondern riesige
nachtblaue Ballons, die mit Halbmonden und Sternen verziert waren..
Den Bug bildete die kunstvoll geschnitzte Skulptur eines
springenden Einhorns, dessen Horn, leicht nach Oben gewinkelt voraus zeigte.
Dahinter, unterhalb der Reeling , stand in verschnörkelten, goldenen Lettern: Fliegendes Einhorn“
Savinius sah das Erstaunen der Freunde, und sagte lächelnd:
„Ja, das ist das fliegende Einhorn. Es gibt es wirklich.“
Ronny hatte ein eigenartiges Gefühl. Eine Mischung aus
Unbehagen und Entdeckungsgeist. Offenbar kannte er nicht einmal die hälfte jener
wunder, die Dusterwald und die angrenzenden Regionen zu bieten hatten. Doch
schien er in dieser Hinsicht nicht der einzige zu sein, denn Baugin ,neben ihm,
entfuhr es: “Ich habe es immer für eine Legende gehalten, aber es existiert
wirklich.“
Savinius ging zu einer Planke, die vom schiff auf den Felsen
auf den Felsen ausgelegt war, und , und so die Möglichkeit bot, an Bord zu
kommen, betrat sie , und rief:
„Hey Käpt´n, bist du da?“
„Selbstverständlich“, tönte es aus der Kajüte, deren Tür
sich im nächsten Moment öffnete, und den Blick
auf eine Erscheinung öffnete, die nicht weniger Skurril und erstaunlich
war, als das Schiff.
Aus der Tür trat ein Mann von eher kleiner statur, keine
1,70m groß, dafür umso kräftiger gebaut.
Er trug einen blauen
Offiziersrock, wie er 200 Jahren getragen wurde .Er war hier dort durch flicken
ausgebessert, und wirkte schon etwas schäbig, doch die Messingknöpfe waren
blank geputzt, und auch die Epauletten auf den Schultern strahlten golden in
der Morgensonne.
Darunter trug er ein weißes Baumwollhemd, außerdem eine rote
Hose , und schwarze Stiefel.
Um den Kopf war ein rotes Tuch geschlungen, darauf saß ein
schwarzer Dreispitz.
Sein Haar war Schulterlang und leuchtend rot, ebenso der
Vollbart, der das gutmütige Puttengesicht einrahmte, dessen Mittelpunkt eine
Knollennase bildete , über der zwei Lebhafte blaue Augen mit fast kindlicher
Neugier in die Welt blickten. Der Mund , der in dem Bart nur zu erahnen war,
schien ständig zu lächeln, und so blickte er jetzt auch mit heiterem
Gesichtsausdruck auf die Ansammlung, die sein Schiff bestaunte.
„Master Savinius, schön euch wieder zu sehen!“, rief er
„Habe eure Nachricht gestern Abend erhalten, und die Nacht durch. Is´ kaum ´ne
Stunde her, das ich angekommen bin.“
„Vielen Dank dafür. Ich habe Passagiere für euch, wichtige
Passagiere, in einer wichtigen Mission, die so schnell wie möglich zur
Trollspitze müssen.
Meine Freunde“, und er wandte sich an Ronny und seine
Begleiter „Das ist Erasmus Grind, Kapitän des fliegenden Einhorns, besser allen
bekannt als Käpt´n Rotbart. Warum, könnt ihr ja sehen.“
„So“, brummte der Käpt´n „Zur Trollspitze meint ihr, einer
der dunkelsten Orte. Ist nicht ganz unriskant und könnte holprig werden. Nun
denn, wenn ihr es eilig habt, dann wollen wir keine Zeit verlieren. An Bord mit
euch, und dann machen wir die Leinen los.“
Sie gingen an Bord des außergewöhnlichen Vehikels, Rotbart
löste die Leinen, und die Fahrt begann. Savinius winkte noch zum Abschied ,und
rief
„ Viel Glück, beizeiten werden ich euch hilfreich zur Seite
stehen!“
Schnell stieg das Schiff empor, dann drehte es sich in der
Luft, auf Kurs, und nahm rasch Fahrt auf. Dabei schleifte es an der Krone eines
besonders hohen Baumes entlang, wa ein hässliches, ratschendes Geräusch
erzeugte, jedoch keinen Schaden verursachte, mit Ausnahme einiger trockener
Äste , die es abriss.
„Au Haarscharf zu dicht dran.“, kommentierte der Kapitän.
Das Fahrzeug stieg weiter über die Wipfel, und flog ,nun auf
Kurs, seinem Ziel zu
Hier Oben war es wesentlich kälter als unten .Der wind fuhr
durch ihr Haar, und die Luft wurde sehr feucht, als die durch die Wolken
flogen.
Unten zogen Wälder ,unterbrochen von Heidelichtungen, Felsen
, Wege ,und hier und da Schlösser und Häuser vorbei.
Ronny wusste bald nicht mehr, wie lange sie schon unterwegs
waren, nahm nur das Schiff um sich herum wahr, welches aus einem Traum
entsprungen schien, aus oder Stevensons
Schatzinsel, das zu seinen Lieblingsbüchern gehörte, und sah nach unten,
auf die vorbei ziehende Landschaft.
„Nun ist es nicht mehr weit!“, rief Rotbart, der am
Steuerrad stand.
Ronny sah auf, und blickte nach vorn, wo Thore an der spitze
des Bugs saß.
Dort ,vor ihnen türmte sich ein gewaltiges, in Nebel
getauchtes Bergmassiv auf. Rotbart ließ das Schiff ein wenig höher steigen. Je
näher sie dem massiv kamen. Desto mehr verdichteten sich die Wolken und es
wurde immer finsterer.
Plötzlich zuckte ein Blitz hervor, und dicht am fliegenden
Einhorn vorbei.
„Uff, Glück gehabt, stellte der Käpt´n fest „Aber beim
nächsten Mal geht es nicht so knapp aus.“
Er lies das Schiff hart zur Seite fahren, zu einem
Ausweichmanöver. Die Freunde hatten mühe ,sich auf den Beinen zu halten. Thore
wurde von seinem Platz am Bug geschleudert, und landete in Ronnys Armen.
Eben dort, wo vor Sekunden noch das schiff gewesen war ,
schlug nun ein weiterer Blitz ein.
„Schein, als haben sie uns erwartet“, rief Lucina
Rotbart nickte, und steuerte das Schiff jetzt im Zickzack
zwischen zuckenden Blitzen hindurch. Die Passagiere wurden ordentlich durchgeschüttelt,
und dann schlug doch ein blitz ins Heck ein, hinterließ aber nur eine
Brandspur.
So schoss das fliegende Einhorn seinem Ziel zu, in eine
Wolke blauen Nebels hinein, dies sich aus heiterem Himmel vor ihnen bildete.
Die Schwaden begannen sich zu materialisieren, und bildeten
einen Schwarm riesiger Raubvögel, die nun auf sie einstürzten. Mit Grauen
erkannten die Freunde, das es sich nicht um gewöhnliche Raubvögel handelte
,denn als sie näherkamen, sahen sie , das auf ihren gefiederten Körpern Frauenköpfe
saßen. Grässlich entstellte Frauengesichter grinsten sie an, deren Münder
scharfe Reißzähne entblößten.
„Furien!“, schrie Lucina in das Kreischen hinein. Sie ,
Fenrick und Lichtfang wehrten sie mit violetten Lichtblitzen aus ihren Händen
ab. Baugin liess sie heran kommen, und dann wehrte der Zwerg sie mit seiner
Keule ab.
„Es sind zu viele, und sie beginnen die Ballons zu
zerbeißen“, rief Rotbart
Ronny sah, wie eine der Furien Thore mit ihren klauen
ergriff. Er dachte kurz nach, dann besann er sich auf seine Herkunft , und die
damit verbundenen Fähigkeiten. Er liegte die Hände auf das Höllenwesen
gerichtet zusammen, ein violetter Lichtblitz schoss heraus, und traf die Furie,
die kreischend ihre Beute fallen lies. Ronny sprang in die Richtung, und fing
den Kater auf.
Doch es war klar, da
sie nicht mehr lange würden durchhalten können,da schon der nächste Angriff
erfolgte.
„Was vertragen sie nicht?“ ,rief er in Richtung Lucina
„Sonnenlicht!“, kam es zurück
Woher jetzt sonnenlicht nehmen? Ronny fiel nur eines ein. Er
griff unter sein Hemd, zog das Medaillon hervor , und hielte es ,mit beiden
Händen umklammert nach Oben gegen die Wolken. Es war eher eine
Verzweiflungstat, denn aus Überlegung heraus, dennoch funktionierte es. Blaue
Blitze züngelten aus dem Amulett in die Wolken. Es begann kräftig zu regnen,
und die Wolken lösten sich auf. Helle sonnen strahlen durchfluteten und umgaben
plötzlich das Schiff, und die Furien flohen.
„Das war Rettung in letzter Sekunde“, meinte Rotbart 2wenn
auch nur für den Moment. Denn die Furien sind meistens nur Begleiter viel
größeren Unheils, so wie Pilotfische, die Haien folgen., doch für´s erste…“ und
er machte eine ausladende Handbewegung nach vorn „seid ihr am Ziel, das ist die
Trollspitze!“
Vor ihnen türmte sich ein mächtiger, dunkler Berg auf. Von
dunklen Schwaden umgeben. Doch war das? Leuchtete auf dem Gipfel ein Feuer?
Wohnte dort jemand oder etwas?
Langsam näherte sich ihr Gefährt dem riesigen Berg glitt an
ihm empor, bis zum Gipfel.
Ehrfurchtsvoll sahen sie ,sich näherndes Ziel
.Was würde sie dort erwarten?...
Fortsetzung folgt