*
„Wer immer diese Art von Magie verwendet, von der ihr
berichtet habt, er muss das zweite Buch besitzen oder zumindest mit seinem
Inhalt vertraut sein.“
„Aber wer könnte das sein?“
„Eine interessante Frage. Sehr wahrscheinlich ist er ein
Nachkomme jenes Volkes, und er hat dessen Magie geerbt.“
„Lillith sagte, das Volk sollte den Wildkatzen nahe
gestanden haben. Wie ist das möglich?“
„Ja, es heißt, dass es da eine Art spirituelle Verbindung
gab, die auf gleichen Vorfahren beruhte.“
„Warum haben die Wildkatzen sie dann nicht gewarnt?“, fragte
Ronny
„Das taten sie durchaus, doch wurden die Warnungen in den Wind
geschlagen. Das weiß ich von Lillith.“
„
„Aber was haben nun die entführten Kinder damit zu tun?“
„Genau kann ich das nicht sagen, aber es könnte sein, das
man sie auf irgend eine Weise braucht, um die macht zu entfesseln. Wie dem auch
sei. Geheime Boten haben mir von verschiedenen Beobachtungen berichtet,
demzufolge Menschenkinder von dunklen Kreaturen durch die Wälder geschleppt
wurden, und glaubt man diesen Berichten, führt deren Spur zur Trollspitze,
einem Berg jenseits des Nachtwaldes...“
„Oh je, das kostet uns Zeit“, meinte Lucina. „Ich habe
keinen Wegestein mehr.“
„Da kann ich euch helfen“, entgegnete Savinius „Ich habe ein
Transportmittel, das euch dort hin bringen kann. Doch es ist schon spät. Ich
werde euch Räume anweisen, in denen ihr die Nacht verbringt, und morgen früh
zeige ich euch einen anderen weg hier heraus, der weniger gefährlich ist, als
der durchs Moor. An seinem ende steht das Transportmittel.“…
*
Waren es schon Stunden, die sie hier war? Tage konnten es ja
noch sein, oder doch? Entmutigt war Pia deswegen nicht. Kurz nach ihr kam
wieder ein Kind, ein etwa zwölfjähriger Junge mit blondem Haar, wie sie im Schimmerlicht
der wenigen Fackeln gerade so erkennen konnte. Sie verstanden sich auf Anhieb,
und begannen gemeinsam in der ecke des Gefängnisses unter den Gitterstäben zu
graben, die von ihrem Kerkermeister am meisten entfernt war. Dabei benutzten
sie zunächst noch sein Handy als Lichtquelle, welches hier kein Netz besaß. Doch
die Arbeit ging nur langsam voran…
*
Der Unheimliche, gekleidet in einen langen Umhang mit
Kapuze, schritt durch den blauen Nebel zu einem Altar, auf dem ein, in Leder
gebundenes, altes Buch lag. Er strich mit seinen Fingern darüber.
„Sie mögen es zu den blauen Mönchen geschafft haben, doch
auch das soll ihnen nichts nützen“, murmelte er.
„Sie werden uns nicht aufhalten können, sie werden zu spät
kommen. Die Zeit ist gekommen…“
*
Die halbe Nacht lag Ronny wach. In was war er da nun wieder
hinein geraten? Was machten seine Eltern jetzt durch. Sie waren zwar nicht
seine wahren Eltern, aber er betrachtete sie so. Immerhin hatten sie ihn
aufgezogen. War es der Preis, ein Elfenkönig zu sein, dass man solche Abenteuer
bestehen musste? Und was hatten sie noch alles durch zu stehen. Dann dachte er
aber auch an die Kinder, deren einzige Hoffnung er wohl war. Irgendwann
übermannte ihn dann doch ein unruhiger Schlaf.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück brachen sie auf. Unter
Führung des Abtes Savinius, verließen sie in der Tat das Kloster nicht, wie sie
gekommen waren, sondern offenkundig führte ihr Weg durch das Innere des Berges.
Dunkel, kühl und feucht war es. Hier und da wurde der Gang
durch Fackeln erleuchtet.Vorbei ging es an Stalagmiten und Stalaktiten, und ab
und zu flatterte eine Fledermaus an ihnen vorbei, das Dunkel suchend.
Schließlich kam ein immer größer werdendes Licht auf sie zu,
das sich als der Ausgang entpuppte.
„Vorsicht!“, warnte Savinius „Am Ausgang geht´s steil
runter!“
Tatsächlich gewahrten sie am Ausgang einen steilen Abhang. Wer
ohne Vorwarnung die Höhle verließ, konnte leicht abstürzen Doch es gab, rechter
Hand, einen Vorsprung, auf den Savinius sie leitete.
„Da ist es!“, rief Savinius, und wies in die Rechte Richtung.
Und dann sahen sie es auch, und trauten ihren Augen kaum. Ronny stockte der
Atem, denn das, was er sah, hätte er im
Leben nicht erwartet.Es war einfach unglaublich!...
Fortsetzung folgt