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Das Patrouillen-Boot kam näher. Es
legte an unserem Boot an.
„Eine raue Stimme rief zunächst
auf flämisch, dann auf Französisch, auf Englisch, schließlich in gebrochenem
Deutsch: “Hallo, wenn jemand an Bord ist, soll er heraus kommen“
Wir zögerten, verhielten uns
ruhig. Die Briefe, fiel es mir siedend heiß ein. Die Unterlagen von Drees ,das Testament
meines Vaters. All das dürfte ihnen nicht in die Hände fallen. Also was tun?
Mir fiel ein Kunststoffbeutel mit einer langen Kordel auf, der unter der Bank lag, und ein Gedanke
durchzuckte mich.
Da wurde die Persenning
aufgerissen, ein greller Strahl leuchtete uns ins Gesicht.
„Raus kommen“, bellte es uns in
drei Sprachen entgegen.
Vor uns standen drei finster
drein blickende vierschrötige Beamten, von denen zwei MP´s hielten.
„Vide, vide!“, schnauzte der
vorderste, und wies auf ihr Boot. wo war Pierre?
Nachdem wir an Bord des
Patrouillenbootes geklettert waren, fuhr es los. Wir saßen an Deck, bewacht von
den Beiden Uniformierten mit den MP´s .An ein Entkommen war im Moment nicht zu
denken. Ich hörte, wie drinnen einer funkte.
Die Fahrt ging wieder auf den
Hauptkanal, dann dauerte es noch eine halbe Stunde, bis wir schließlich
anlegten.
Wir wurden vom Kanalufer zu einem
alten Gebäude in der Nähe geführt. Wo genau wir uns befanden, wusste ich gar
nicht mehr .Wir wurden in ein Büro geführt, indem es ein wenig muffig roch. Der
Raum war alt, der Fußboden aus Holz, die Wände weiß getüncht. Durch ein Fenster
hinter dem Schreibtisch fiel Sonnenlicht herein. Der Schreibtisch selbst war
ein klobiges Modell aus Mahagoni.
Der Mann dahinter wirkte dafür zu
klein. Er war ein kleines, schmächtiges Männchen mit blanker Glatze, etwa
Fünfzig Jahre alt mit ebenso schmächtigem Gesicht, in dem eine lange Hakennase
dominierte. Der Mund war schmal, und die kalten, grauen Augen hinter den
randlosen, runden Brillengläsern, funkelten uns ungnädig an.
Wir wurden angewiesen, auf den
Stühlen vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen.
„Mein Name ist Oberst Gablin“, begann er
düster in gebrochenem Deutsch. .Seine Stimme klang schnarrend, und erinnerte
ein wenig an das Gekrächze von Krähen. Er nahm eine Aktenmappe zur Hand, welche
neben ihm lag, öffnete sie und entnahm ihr einen Steckbrief, den er uns hin hielt.
„Es sieht aus, als hätten sie
eine frappierende Ähnlichkeit mit zwei Personen, nach dehnen dringend gefahndet
wird, weil sie Staatsfeinde sind. Das sind sie doch oder?“
„Sie sagten doch gerade, wir
haben eine große Ähnlichkeit mit ihnen“, entgegnete ich in unbedarftem Ton.“
„Lassen sie die Faxen. Das auf
den Fotos sind sie!“
„Wenn, dann haben sie uns
schlecht getroffen .Hab´ Bessere Fotos von mir zu Hause“, meinte Celia
gleichgültig.
„Ihr Humor wird ihnen noch
entgehen.“ Er wandte sich an mich: „Sie befinden sich im Besitz gewisser
Dokumente. Sie werden sie mir aushändigen“
„Dokumente?“, fragte ich in
gespieltem Erstaunen „Ich besitze keine Dokumente“
„Strapazieren sie nicht meine
Geduld. Sie besitzen ein Testament und einen Brief, den sie hier vor Kurzem
bekamen. Sie sehen, wir wissen sehr gut Bescheid, unser Geheimdienst arbeitet
gut, umso glücklicher war der Zufall, der sie in unsere Hände gab.“
Innerlich erschrak ich ein wenig.
Wenn es so war, dann könnten sie auch von Drees wissen. Da ich ihn nicht in
Gefahr bringen wollte, sagte ich so unbedarft wie möglich:
„Sie müssen sich irren. Ich weiß nichts von Dokumenten Ich bin eigentlich
nur als Tourist in Brügge. Sie müssen mich verwechseln.“
„Das glaube ich nicht“, sagte er
kalt, und beugte sich vor „Aber das werden wir gleich haben. Durchsuchen!“
Dieser Befehl galt den beiden
Uniformierten, die die ganze Zeit mit im Büro gewesen waren. Nun zog mich einer
von ihnen hoch, während der Andere meine Taschen durchsuchte. Danach musste ich
meine Oberbekleidung ablegen.
„Nichts also“, meinte Gablin enttäuscht „Aber…das Boot, das Boot,
auf dem sie sie festgenommen haben. Nehmen sie sich zwei Männer, gehen sie
zurück, und durchsuchen sie das Boot, und die nächste Umgebung, in der es
lag.“, wies er den einen seiner beiden Untergebenen an.
„Und sie…“ und er wandte sich
an uns „…bleiben unsere Gäste.“
Er nickte dem Zweiten zu, der uns
bedeutete mit zu kommen. Draußen vor dem Büro kamen noch Zwei dazu, und zu
dritt brachten sie uns in den Keller.“
„Leider haben wir keine Einzelzimmer
für euch, aber ihr werdet euch sicher arrangieren.“, spottete der vordere Uniformierte.
Er zog eine schwere Tür auf.“
Rein da!“
Wir wurden in einen feuchten
Keller gestoßen, die Tür wurde zugeworfen, und wir waren allein in dem Raum, in
dem es nicht einmal licht gab. Nur durch ein kleines vergittertes Fenster drang
etwas Mondlicht herein, so dass wir uns gerade zu Recht fanden. Die Wände waren
aus nacktem Stein ebenso der Boden. An der Wand ertasteten wir eine
Holzpritsche, auf die wir uns nebeneinander setzten.
„Das War´s dann wohl“, meinte
Celia düster „Oder hast du eine Idee, wie wir hier wieder raus kommen?“
Ich nickte deprimiert. Auch ich hatte keine
Hoffnung mehr.
Schweigend saßen wir so
nebeneinander .schließlich schlief Celia als erste ein, und legte den Kopf an
meine Schulter. auch mich übermannte bald der Schlaf, der aber nicht tief war.
Ich weiß nicht, wie lange genau
wir da so saßen, aber durch das Fenster
konnte man die Sonne aufgehen sehen.
Irgendwann wurde die Tür zu
unserem Gefängnis geöffnet. Barsch forderte uns ein Uniformierter auf, ihm zu
folgen. Neben ihm war ein Zweiter, und gemeinsam führten sie uns wieder nach
Oben, ins Büro von Gablin. Mein Herz begann zu rasen, denn mir fiel die
Durchsuchung des Bootes ein, die der Oberst gestern angeordnet hatte? Wie nun,
wenn sie die Papiere gefunden hatten?
Doch an dem verdrießlichen Gesicht,
das der Kommandant unseres Gefängnisses machte, lies sich ablesen, das dies
nicht der Fall war.
„Guten Morgen“, begann er „Ich hoffe,
sie hatten eine angenehme Nacht. Leider haben meine Leute nichts gefunden, da
das Boot schon weg war. Aber keine Sorge, wir werden sie schon finden, und
ihnen nachsenden…
Ach ja, sie wissen es ja noch
nicht, sie werden noch heute in ihre Heimat überführt. Ihre Begleitung ist
schon da. Er wies auf Zwei Männer in Uniform, die uns erst jetzt auffielen.
Dann nahm er ein Papier zur Hand, unterschrieb es, und reichte es dem am
nächsten stehenden Uniformierten.
„Hier ist das Schreiben an den
Polizei-Präsidenten in Bremen.Und jetzt können sie sie mitnehmen.“
Der düster aussehende Beamte nahm
das Schreiben an sich, und bedeutete uns mit ihm zu kommen. Sie führten uns zu
einem Auto, einer Limousine in der Kennzeichnung des Polizeiministeriums.
„Einsteigen!“, gebot einer der
Beiden.
„Mit dem Auto von hier ganz nach
Deutschland?“, fragte Celia
„Natürlich“, gab der Uniformierte
unwirsch zurück .unter den Augen weitere dort stehende Beamte stiegen wir in
den Fond des Fahrzeugs, die Beamten vorne und fuhren ab.
Das Auto fuhr mit uns durch die
Stadt, bis es schließlich vor einer kleinen Pension hielt. Der Fahrer hupte
kurz , und wenige Minuten später öffnete sich die Tür der Pension und heraus
kamen…Pierre und Drees!
Pierre trug Celias Reisetasche
und eine kleine Tasche ,in der wohl meine paar Sachen waren. Er verstaute sie
im Kofferraum ,und stieg dann zu uns ein. Drees blieb draußen.
„Ihr habt doch nicht gedacht, wir
lassen euch im Stich“ ,meinte Pierre grinsend. „Nachdem sie euch geschnappt
hatten, ging ich schnurstracks zu Drees ,und wir haben eure Befreiung organisiert.
Ich darf euch übrigens Eric und Benoit vorstellen“
Die Beiden auf den Vordersitzen
drehten sich zu uns um, nahmen ihre Mützen ab, und lächelten uns zu
„Leider hat es Gestern Abend
nicht mehr geklappt“, schaltete sich Drees ein aber nun seid ja wieder frei.“.
„Aber die Uniformen…“, begann
ich.
„Einer unsere Leute ist
Kostümbildner beim Theater .“
„Haben uns schon gute Dienste
geleistet, zum Beispiel bei der
Beschaffung von Waffen und Munition“,. Sagte der Fahrer und Zwinkerte.
„Nun müsst ihr aber los“, meinte
Drees „die werden Bald dahinter kommen, das sie geleimt wurden.“
Wir verabschiedeten uns von ihm
und fuhren los.
„Wir bringen euch erst mal nach
Frankreich. auf einem Gehöft in der Nähe der Französischen Grenze verbringt ihr
die Nacht. Und dann bringen wir euch rüber“
Die Fahrt dauerte ein Paar
Stunden. Unterwegs hatte man immer mal den Eindruck, das uns ein Fahrzeug
folgte. Am späten Nachmittag kamen wir schließlich am Ziel an. Es handelte sich
um einen Bauernhof, in dem eine Pension untergebracht war. Wir bekamen ein
rustikales Abendessen und gingen früh ins Bett. Welch ein Unterschied zu der
Zelle, in der wir die letzte Nacht verbracht hatten! Was stand uns noch alles
bevor?…