14.5.2025,gegen Mittag, irgendwo auf dem Mittelmeer
Ich bin extrem aufgewühlt, darum
will ich jetzt schreiben, um mich zu beruhigen. Ich lasse die letzten
Ereignisse vor meinem geistigen Auge noch einmal Revue passieren.
Unsere Gefängniswärter kamen. Die
Zelle wurde aufgeschlossen, und Drei Männer, offenkundig Araber oder
Nordafrikaner, kamen herein. Alle in Uniformen.
Einer ging den anderen beiden
voran, sich wichtig vorkommend, wie ein Offizier.
Er ging zu Celia, nahm ihr Kinn,
die Hand, und sagte: “Du wirst einen guten Preis bringen.“
Er wandte sich an seine
Begleiter: “Nehmt sie mit, die anderen bleiben erst noch hier!“
„Celia, Nein, lasst sie hier!“,
schrie ich, doch der vordere stieß mich zu Boden, während die beiden Anderen,
das sich wehrende Mädchen mitnahmen. Ich raffte mich auf, und versuchte noch einmal,
ihr zu Hilfe zu kommen, doch der Anführer hielt mir eine Pistole unter die
Nase.
„Übertreib es nicht.“, sagte er
kalt.
Im nächsten Moment war es der Kapitän,
der mich zurück hielt, und mir ins Ohr raunte:
“Sei vernünftig. Jetzt hast du
keine Chance, aber wir holen sie raus.“
Uns seine Waffe entgegen haltend
ging der Anführer rückwärts zur Tür hinaus, die er anschließend verschloss.
„Und jetzt?“, fragte ich sauer
„wie willst dun sie denn raus kriegen?“
„Junge“, sagte Jean „Die Liebe
macht uns oft blind, aber hier braucht es einen kühlen Kopf. Ich bin nicht das
erste Mal in so einer Situation. Warten wir noch ein Paar Minuten, dann geht’s
los“ Dabei warf er seinen Leuten einen verschwörerischen Blick zu.
Fünf Minuten vergingen , dann
fiel der Alte plötzlich in Ohnmacht .gleichzeitig pochte Bootsmann Alain, ein
Mann, so dürr wie eine Bohnenstange gegen die Tür und schrie: „Hilfe, Hilfe,
unser Käpt´n ist krank, es muss das Herz sein. Hilfe!“
Ich lief zu Jean hin, um ihm zu
helfen, doch als ich gerade seine Vital-Funktionen überprüfen wollte, öffnete
er kurz die Augen, und zwinkerte mir zu.
Eilige Schritte näherten sich,
und die Tür wurde aufgeschlossen. Zwei Uniformierte kamen herein, und liefen
zum „Kranken“, um ihm zu helfen, doch im nächsten Augenblick fiel die Schiffsmannschaft
über die beiden her, und schlug sie nieder.
Wundersam erholte Jean sich wieder,
erhob sich, und grinste mich an.
„Warum haben wir das nicht
Gestern getan?“, wollte ich wissen
„Hatte ich gestern Nacht schon
vor, doch da hab ich´s verpennt“, antwortete der Kapitän. „Und Heute Morgen
kamen mir die anderen Drei dazwischen, die Celia geholt haben.Aber Jetzt lass
uns sehen, das wir hier raus kommen.“
Den bewusstlosen Wächtern wurden
Waffen und Schlüssel abgenommen, dann verließen wir die Zelle, und schlossen
sie ab.
Wir schienen wirklich in einem
alten Lagerhaus gefangen zu sein, das aus Holz und Sandstein bestand. Nun
eilten wir durch einen Korridor, in dem es muffig roch, und der schließlich in
eine große Halle mündete, in der allerhand Schifffahrtszubehör gelagert war.
Uns gegenüber lag der Ausgang.
Glücklicher Weise trafen wir nicht auf weitere Wächter, und an der Ausgangstür
leisteten uns die Schlüssel der Wächter gute Dienste.
Wir öffneten die Tür und traten
hinaus an die frische Luft, die aber sehr warm war. Wir befanden uns in einem
Hafen. Lagerhäuser reihten sich aneinander, und wechselten sich hin und wieder
mit Kränen an der Pier ab. Man roch das Wasser und hörte Möwen kreischen.
Jean wendete sich an seine Mannschaft:
„Ihr sucht das Schiff, erkundet
die Lage, und wartet auf uns.“
Dann wandte er sich mir zu:
„Und wir gehen und suchen dein
Mädchen.
Sollten wir in einer Stunde nicht
da sein, dann entert ohne uns und legt ab. Wir werden uns dann so durchbeißen“,
war seine letzte Anweisung an seine Leute.
Die anderen nickten, und
verschwanden in Richtung Hafen. Jean und ich gingen in die andere Richtung.
„Ihr kleiner Marktplatz muss zur
Stadt hin liegen“, erklärte er.
Wir liefen eine Weile in Richtung
Stadt, vorbei an Sandstein-Gebäuden in typisch orientalischem Stil, auf
staubiger Strasse, bis der Alte mich plötzlich in eine Gasse hinein zog.
Er wies mit der Hand auf einen
reich gekleideten Araber, dem innerhalb kürzester Zeit noch zwei folgten.
„So viele wohlhabende Orientalen
auf einem Haufen, das ist sicher kein Zufall. Wenn wir ihnen folgen, bringen
sie uns wohl ans Ziel.“
Ich nickte, und wir folgten ihnen
vorsichtig in sicherer Entfernung.
Es ging an einem kleinen Fluss entlang,
durch ein Stück Geröllwüste, bis wir schließlich an den Ruinen einer antiken
Stadt ankamen.
Nun ging es quer durch die
Ruinenstadt, bis in der Ferne ein großer Platz auftauchte, der wohl eine
Tempelanlage gewesen war.
Jean zog mich zur Seite, zu den
Überresten einer eingestürzten Steinsäule hin, hinter der wir Deckung hatten,
gleichzeitig aber alles sehen konnten.
Auf dem Platz waren um die
hundert Männer in arabischer Tracht versammelt, die von Frauen bedient wurden.
Sie saßen vor einer Art steinerner Bühne , vor der einige bewaffnete in sandfarbenen
Tarnanzügen standen, und auf der mehrere Frauen in Ketten auf Stühlen saßen,
darunter auch Celia, die ganz Rechts saß. Daneben stand ein massiger Araber mit
dunkler Haut, dessen Gesicht ebenso massig war, wie seine Figur. Auch er trug
die landestypische Tracht. Zu seiner Linken standen zwei grobschlächtige Männer
in Tarnuniform, die wohl seine Helfer waren.
Ich zuckte, als ich meine
Freundin da Oben sah, aber Jean hielt mich zurück. Bleib hier. Wird sowieso
besser sein, zu warten, bis sie verkauft ist, dann brauchen wir ihnen nur zu
folgen, und brauchen lediglich den Käufer überwältigen.“
Ich musste ihm zustimmen.
„Seid gegrüßt, Brüder“, rief der
Dicke den Anwesenden auf Arabisch zu, das Käpt´n Jean mir übersetzte.
„Willkommen bei unserer Auktion,
und ich beginne gleich mit einer lieblichen asiatischen Perle, die mit
Sicherheit jeder von euch einen Teil seines Harems nennen möchte. “Damit gab er
seinen Helfern ein Zeichen, und sie zerrten die, sich sträubende, Celia heran.
„Seht Brüder, seht diese
Schönheit! Sicher wird euch diese Zierde jedes Harems einen entsprechenden
Preis wert sein…“
Weiter kam er nicht, denn
plötzlich ging alles in einem rumorenden Lärm unter, und es begann zu wehen. Wir
sahen uns um, und erblickten zwei schwarze Hubschrauber, die sich langsam zur Erde
senkten.
Als die Helikopter gelandet waren, stiegen
schwer bewaffnete, finster drein blickende Männer in schwarzen Uniformen heraus, die sich um den Platz verteilten. An
den Hubschrauber befestigte MGs richteten sich auf die Menge.
Mit einem “Verflucht, dunkle
Männer!“, zog mich der alte Kapitän weiter in Deckung.
Einige dunkle schritten, ein
Offizier voran zur Bühne, ein teil entwaffnete den die Wachen vor der Bühne,
die anderen stiegen hinauf, und gingen zielgerichtet zu Celia. Mit einem Griff entwanden
sie das Mädchen den beiden Helfern.
„Was soll das?“, fragte der Dicke
wütend?“
„Nach dieser Frau wird in Groß-
Europa gefahndet, darum nehmen wir sie mit“, antwortete der Offizier kalt. „Ihr
seht ja, dass ihr keine Chance habt. Und jetzt:War ein junger Mann bei ihr?“
„Woher wussten die ,das sie hier
ist?“, fragte ich
„Totalüberwachung“, meinte Jean.
„Mit Sicherheit haben die auch einen Agenten hier. Ah ja, das scheint er zu
sein“
Er wies auf einen Araber, der
,unbemerkt von den anderen, bei einem der Helikopter stand ,und mit den schwarz
uniformierten sprach .Nun wandte er sich wieder um, und ging zurück.
„Ja, antwortete der Auktionator
eingeschüchtert. Er ist gefangen im Hafen“
„Gut“, sagte der Uniformierte
herab lassend. „Bring uns zu ihm, und ihr könnt eure kleine Auktion hier weiter
führen.“
„Gibt es keine Entschädigung? Wir
verlieren viel Geld“
„Besser als das Leben zu
verlieren oder?“
Der dicke wollte resignierend gehorchen,
da summte es plötzlich. Er zog ein Handy unter seinem Burnus hervor, und sah
herauf. Seine Augen weiteten sich.
„Eine Nachricht, die Gefangenen
sind entflohen.“
Der Kapitän stieß einen Fluch
aus.
„Merde, sie haben es früher
gemerkt, als ich dachte. Komm, wir müssen schnell zum Schiff, und sehen, das
wir weg kommen.“
„Aber Celia“, warf ich ein
„Die können wir jetzt doch nicht
befreien, aber wir haben Leute im Widerstand, die raus kriegen können, wo sie
sie hinbringen. Du kannst ihr nur helfen, wenn du frei bist.“
Ich musste dem Jean Recht geben,
da ich sah, wie Celia von dem schwer bewaffneten zum Hubschrauber geführt
wurde, und er Offizier, der offenbar der Kommandant war, rief:
„Ihr bringt das Mädchen in euren
Hubschrauber und fliegt sie weg. Sie könnten versuchen, sie zu befreien, wir
nehmen den anderen, und suchen die Entflohenen“
„Komm, machen wir, das wir weg
kommen“, raunte der Kapitän,und zog mich mit, während ich sah, wie der
Hubschrauber mit Celia an Bord abhob, ich konnte sie kurz einmal am Fenster
sehen, wie sie verzweifelt herausschaute, dann entfernte sich die Maschine
rasch, und ich drehte mich um, und folgte dem Kapitän, in Gedanken bei ihr.
Würde ich sie je wieder sehen? Vielleicht, aber nur, wenn uns jetzt die Flucht
gelang…