2.
Peter Hentz,Rechtsanwalt und Notar,saß am Steuer seines Borgward
Isabella Kombi und fuhr die Landstrasse über das ostfriesische Flachland
hin.Alte Autos waren seine Schwäche und dieser Borgward war sein ganzer
Stolz.Halbwegs als Ruine hatte er ihn gekauft und mit viel Hingabe liebevoll restauriert.
Hentz war ein schlanker,hochgewachsener Mann von 57 Jahren mit
kantigem,sonnengebräuntem Gesicht und etwas längerem,grauem Haar.
Neben ihm saß seine Sekretärin Pia Stark,37 Jahre alt,ein wenig
pummelig,dunkelblond mit blauen Augen und einem vollen,sommersprossigen
Gesicht.Hentz schätze sie ,sie war fleissig,intelligent und hatte ihm bei
manchen Fall schon entscheidende Hilfe gelieistet.Darum begleitete sie ihn
grundsätzlich bei Aufträgen,wie diesem.
Hinten im Fond,saßen eine dunkelhaarige Frau, und ein blondes,etwa
zwölf Jahre altes Mädchen,Friederike und Lisa Klüterboom,Tochter und Enkelin
und die einzigen,bekannten,lebenden Verwandten Heinrich Küterbooms.
Die Testamentseröffnug hätte auch in Hentz´Kanzlei in Bremen statt
finden können,aber es war der ausdrückliche Wunsch des Verstorbenen,das sie in
seinem Haus in Veddergroden...oder war es doch Vedderfehn?...na,ist ja auch
egal,jedenfalls also in seinem Haus vorgenommen werden sollte.
Hentz hatte Klüterboom als etwas schrägen,aber sympatischen
Sonderling kennen gelernt.Er hatte ihn als Anwalt vertreten und seinen Besitz
in Bremen treuhänderisch verwaltet,bei dem es sich genau genommen um ein kleines
Haus handelte,das Klüterboom von seinem Vater geerbt,allerdings nie für sich
selbst verwendet hatte.
„Zu weit vom Meer weg.Ich brauche das Meer in meiner
Nähe",hatte er immer gesagt.Zunächst hatte Hentz es im Auftrag seines
Mandanten vermietet,nun stand es leer,wurde aber weiter gepflegt.Ausserdem war
da noch ein gewisses Geldvermögen,das er zu einem bestimmten Zweck angelegt
hatte,den Hentz aber nicht genau kannte.
Erst vor einem Monat hatte der Alte seinen Anwalt zu sich kommen
lassen,um ihm sein Testament ,nebst Instruktionen zu seiner Eröffnung zu
übergeben.
"Die werden sich hier alle noch wundern ,ich hab´mehr von
meinen Fahrten mitgebracht,als sie denken."
„Und ihre Tochter und ihre
Enkelin?",fragte der Anwalt,
"Oh,für die wird gesorgt.Glauben sie mir."
Daran dachte Hentze zurück,als er jetzt auf dem Weg in die
friesische Provinz war,bzw.schon mitten durch fuhr.
"Oh dann sind wir ja bald da"meinte Hentz nach einem
Blick auf ein vorbeiziehendes Ortsschild,"Aber das Haus liegt etwas
ausserhalb auf der anderen Seite,wir müssen also noch das Dorf
durchfahren."
Das bedeutete,das sie wirklich bald da waren.Vedddergroden zu
durchfahren,nimmt nicht all so viel Zeit in Anspruch (sebiges gilt natürlich
auch für Vedderfehn,aber da fuhren sie ja nicht durch ).
Unmittelbar hinter dem Ausfahrtsschild führte der Weg wieder durch
Grünland und Felder,bis auf der Rechten Seite eine Gruppe Bäume erschien,in der
sich eine Einfahrt befand.KLÜTERBOOM,stand da auf einem schlichten Schild über
einem Pfeil.Hentz bog in die Einfahrt ein,an deren Ende nach etwa zweihundert
Metern ein kleines Windschiefes Fachwerkhaus stand.
Vor dem Haus standen schon einige Wagen.Zweifellos die der
Gemeinderatsmitglieder,die Hentz auf Wunsch seines Mandanten herbestellt
hatte."Sind also schon da",murmelte Hentz.Er stellte seinen Wagen
dazu stieg aus,und betrat mit seinen Begleiterinnen das Haus.
Im Wohnzimmer,das den größten Teil der unteren Etage bildete,hatte
man zu den Vorhandenen Sitzmöglichkeiten noch ein paar Klappstühle bereitgestellt
und für den Anwalt ein kleines Pult.Hentz nahm dahinter Platz,seine
Sekretärin neben ihm ,Frederike und Lisa Klüterboom bei den anderen.
"Einen schönen guten Morgen",begann der Anwalt."Ich
freue mich,das sie alle erschienen sind.Es handelt sich hier um die Eröffnung
des Testamentes von Heinrich Klüterboom,der... nun ja irgendwie Bürger ihrer
beiden Orte war,und dem es wichtig war,das Vertreter beider Orte zur Verlesung
seines Testaments anwesend sind.""Verstehe nicht ,was die
Vedderfehner hier sollen,von wegen Bürger beider Orte.",grollte Kuddel
Brackmann.
"Wohl eher,was die Veddergrodener hier wollen",gab Fidi
Menks spitz zurück."
„Meine Herren“,sagte der Notar,"warten sie doch die
Testamentseröffnung ab,dann wird sich alles klären."
Die beiden Bürgermeister nickten zustimmeltend, grummelten,und
warfen sich ,wie ihre Gemeinderäte,mißtrauische Blicke zu.
Hentz nahm nun einen großen Umschlag aus seinem Aktenkoffer und
begann zu lesen:
"Ich ,Heinrich Klüterboom,der ich mich,im Gegensatz zu vielen
meiner Zeitgenossen im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte befinde,erkläre
folgendes zu meinem letzten Willen und Testament
:
Mein Haus in Bremen vermache ich ,zusammen mit einer Lebenslangen
Rente von 5000€ aus einem von mir eigens dafür angelegtem und von Herrn
Dr.Hentz treuhänderisch verwalteten Geldvermögen meiner Tochter Frederike und
meiner Enkelin Lisa,so ist für euch gesorgt.
Das Haus ,in dem ich bis zum Ende gelebt habe,sowie das dazu
gehörige Grundstück,vermache ich zu gleichen Teilen den Orten Veddergroden und
Vedderfehn." Hierbei holte jemand tief Luft und jemand anders knurrte
"Und nun zu meinem Schatz,oh ja ,es gibt einen -Schatz,einen großen
Schatz,einen Schatz ,der hier,in dieser Gegend versteckt ist.Ich vermache ihn
Demjenigen,der ihn zu finden vermag und
meine Rätsel lösen kann.Wer also bereit ist,dem werden meine große Leidenschaft und der Stern des Nordens
den Weg weisen ,den er zu beschreiten hat.
Mit der Vollstreckung dieses Testamentes, und Überwachung aller
darin enthaltenen Verfügungen, beauftrage ich Herrn Rechtsanwalt und Notar
Dr.Peter Hentz.
Veddergroden/fehn,d.13.März 2013,
Heinrich Klüterboom
Der Anwalt legte das Papier zur Seite und einen langen Moment
herrschte nur Stille.
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