Der Hüter der Bäume
Sie schlugen sich tiefer in den Wald. Durch dichtes Geäst
und Gestrüpp ,während über ihnen die schrillen Schreie der unheimlichen
Nachtmahre, weiter über dem Wald kreisten, und offenbar wütend waren, das sie
nicht mehr sehen zu können.
„Hier!“, rief Baugin und zeigte auf eine Vertiefung mitten
im Wald, die von Büschen umgeben war. „Hier können wir übernachten!“
Die Senke war mit Moos und Farn bewachsen. An einer Seite
stand eine Alte Eiche, deren mächtiger
Stamm an dieser Seite ebenfalls mit Moos bewachsen war. Sie ließen sich nieder.
„Vielleicht ist es besser, wenn wir Wachen aufstellen“, meinte Lichtfang.
„Nicht nötig“, entgegnete Grauwyn „Rotpelz, ich und die unseren werden um das
Lager streifen. Wir sind des Nachts aktiv und brauchen nicht viel Schlaf. „Nun
gut, dann sollten wir anderen sehen ,das wir zur Ruhe kommen. Viel Schlaf
werden wohl auch wir, glaube ich, nicht bekommen.“, sagte Baugin.
Es sollte eine unruhige Nacht werden, zumindest für Ronny.
Zwar wachten Wölfe und Füchse über sie und das Lager, doch konnte er immer
wieder sekundenlang orange-gelbe Augenpaare in der Dunkelheit sehen, die ihn
betrachteten und schrille Schreie von Oben. Zwischen den Ästen waren auch hier
und dort große ,gelbe Augen, gleich Scheinwerfern zu sehen zu sehen. Und dann
flatterte etwas über ihn hinweg und flüsterte Leise.
Schließlich fiel er doch in einen unruhigen Schlaf, und er
hatte einen Traum:
Er war auf einem Berg. Vor ihm stand eine turmhohe,
graue Gestalt ,die von dunklem Nebel umhüllt
wurde und selber wabernd wirkte. Ihre Hände wirkten wie Klauen. Das
Kopfähnliche Gebilde zwischen seinen Schultern hatte geschwungene Hörner, und
darunter zwei Höhlen, in denen die schwärzesten Augen lagen, die Ronny je
gesehen hatte. Sie waren schlitzförmig und von metallischem Glanz. In ihnen
aber lag nichts anderes als Hass und Kälte. Man hätte meinen können, hier stand
das leibhaftige Böse .
So etwas wie eine Nase besaß das Wesen nicht, doch unterhalb
der Augen, da wo sich sonst ein Mund befinden würde, ein schorfiger Spalt, der
sich nun öffnete und in dem es orangerot
glühte.
Es schien etwas zu rufen, doch Ronny hörte nichts .Nun hob
das Wesen seinen rechten Arm und zeigte mit dem knöchernen, Krallen bewährten
Zeigefinger auf ihn. Nebel stob daraus hervor ,der ihn einzuhüllen begann.
Gleichzeitig strömte eine Flammenzunge aus dem Mundspalt der Kreatur., die ihn
ebenfalls umschloss. Er erwartete ,das es brannte, doch er fühlte keine Hitze.
Statt empfand er eisige Kälte, die ihn umgab, einhüllte und durchdrang, und ihm
Schmerzen verursachte. Schreckliche Schmerzen ,Schmerzen, die ihm Tränen in die
Augen trieben und ihn fast ohnmächtig werden ließen. Er spürte seine Glieder
nicht mehr, und das Atmen fiel ihm immer schwerer. Angst ergriff ihn. Eine
entsetzliche Todesangst, wie er sie noch nie empfunden hatte . Es war ,als
würde eine eisige Faust sein Herz umklammern und langsam immer fester zudrücken
Sein Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, der
plötzlich laut wurde.
Schlagartig öffnete er die Augen und es war hell um ihn. Er
saß plötzlich aufgerichtet vor der alten Eiche .Um ihn herum lagen die
Gefährten und schliefen noch. Thore ,der neben ihm lag, war aufgewacht und sah
auf. Gleichzeitig brach Grauwyn durch die Büsche. „Alles in Ordnung, Ro…,wer
ist das?“
Ronny blickte zu seiner Linken, wohin der Wolf gesehen hatte
, und erschrak .Da saß ein kleines ,runzliges Männchen mit einem grünlichem
Rauschebart. Sein Gesicht wirkte , wie von Runzeln und Falten zusammengesetzt.
In seiner Mitte saß eine Nase, die wirkte, wie eine verwitterte Kartoffel,
darüber zwei kleine, graue Äuglein, die listig in die Gegend blickten. Es trug
ein Moos grünes Gewand und ebenso gefärbte Stiefel und…ja Hut?, Mütze ?,eine
undefinierbare Kopfbedeckung, an der der Zahn der Zeit, wie an seinem Besitzer
stark genagt hatte.
„Nicht erschrecke“, sagte das Männchen mit glucksender
Stimme , „dein Freund bin ich, Hutzelmann genannt.“ „ Ah, Morgen Hutzelmann“,
rief der mittlerer weile aufgewachte Baugin. „Du kennst ihn ?“,fragte Grauwyn
„Sicher“, meinte der Zwerg „alle Zwerge und Kobolde kennen Hutzelmann ,den
Hüter der Bäume“. Das Männchen erhob und verbeugte sich. Es war kaum größer als
Ronny. „Der Hüter der Bäume bin ich, zu den Waldgeistern gehöre ich. Von weit
komme ich gerade her , und nun treffe ich euch. Gehört habe ich von diesem
Jungen, dem auserkorenen und seinen Gefährten.“
„Schickt dich Lucina?“, fragte Ronny. „Nein, sie weiß noch
nicht, das ich wieder bin hier. Früher ,als sie geplant bin ich zurück gekommen
aus dem Osten. Ich wollte sie aufsuchen, und hörte sie wäre hier in der Nähe.“
„Das war sie“, sagte Fenrick, „aber sie ist schon wieder fort.“ „Aber ihre
Kundschafter sind hier. Die Eulen heute Nacht und nun die Raben“, und er sah
schräg nach Oben und dort saß tatsächlich, wie zufällig, ein Rabe und putzte
sein Gefieder.
„Wie steht´ s, möchtest du mit uns frühstücken ?“,fragte
Fenrick, der Brot auspackte, während Baugin ein Feuer zum Teebrauen anbrannte .
„Vielen Dank, doch nicht nötig ist es“, entgegnete Hutzelmann. Weit ist mein
Weg noch zu Lucina.“
Und ehe sie sich versahen ,löste sich das Männchen in Luft
auf.
„Nun, dann lasst uns erstmal essen und uns stärken.“ Und das
taten sie.
Während des Frühstücks berichtete Ronny von seinem Traum.
Bei der Beschreibung jener Kreatur, der er dort begegnet war ,horchten die
Freunde auf.
„Du hast ihn gesehen“, sagte Lichtfang ernst. „Wenn es
wirklich nur ein Traum war“, knurrte Grauwyn. „Ihn “,fragte Ronny „Den
Schattenfürsten“, ergänzte Lichtfang „Aber Grauwyns Einwand ist nicht falsch. Der
Schattenfürst besitzt große Macht ,auch die, in einen Geist einzudringen. allerdings
bedürfte es dazu einer Verbindung. Eher könnte es sein, das das Elfenwesen in
dir erwacht. Dinge aus deinem Unterbewusstsein. Wie dem auch sei, jetzt kennst
deinen Feind.“ „Wie soll ich es mit einem so mächtigen Feind aufnehmen können ?“
„Du wirst es wissen, wenn es soweit ist.“
Den Rest des Frühstücks wurde nicht mehr viel geredet. Schließlich
wurde alles zusammen gepackt und die Reise ins Ungewisse ging weiter.
Ronny kennt also jetzt seinen Feind ,doch noch stand er ihm noch nicht leibhaftig gegenüber .Gefahren genug gibt es aber auch jetzt.Davon in der nächsten Folge